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Ulysses Moore – Die Stadt im Eis

Ulysses Moore – Die Stadt im Eis

Titel: Ulysses Moore – Die Stadt im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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bekannten Gesichtern eine rasche Runde durch die Klinik. Sie entdeckte die schlafende Cindy, aber weder ihren Vater noch Tommaso oder Black. Und keiner der Leute, die sie bereits im Ort getroffen hatte und die sie nun auf die Vermissten ansprach, wusste etwas über sie.
    Um nicht nutzlos herumzulaufen, half sie, wo sie konnte. Sie trug ein Tablett mit Teetassen von einer Seite des Raums zur anderen, brachte eine Schachtel voller Infusionsbeutel dorthin, wo sie gebraucht wurde, half einer alten Dame in einen Rollstuhl und begleitete eine andere zu den Toiletten.
    Schließlich traf sie auf Ricks Mutter. Und diese erzählte ihr, dass sie sowohl Black gesehen hatte als auch den Mann, der ihn begleitete.
    »Wissen Sie auch noch,
wo
Sie sie gesehen haben, Mrs Banner?«, fragte Anita aufgeregt.
    Ricks Mutter schob sich eine Haarsträhne hinters Ohr, atmete tief durch und dachte angestrengt nach. Sie sah sehr müde aus.
    »Sie waren mit Doktor Bowen zusammen«, sagte sie nach einer Weile, während der Anita vor Spannung die Luft angehalten hatte. »Aber sie waren alle unverletzt. Es ging ihnen gut, da bin ich mir ganz sicher. Sie unterhielten sich miteinander. Sie gingen … Also, wenn ich mich nicht irre, ist der Doktor nach oben gegangen. Auf der Treppe dort drüben habe ich sie zum letzten Mal gesehen.«
    Anita dankte ihr und stieg die Stufen hinauf, die ins obere Stockwerk führten.
    Außer ihr schien niemand hier zu sein. Durch die Milchglastüren spähte sie in die verschiedenen Zimmer hinein. In einem stand ein kleiner Operationstisch, in einem anderen waren Regale voller Medikamente. An den Wänden hingen Poster, die Pferde oder verschiedene britische Rinderrassen zeigten.
    Als sich am Himmel eine dicke Wolke vor die Sonne schob, wurde es im Flur auf einmal ziemlich finster. Von unten drangen die Stimmen der Leute und die Klagelaute der Verletzten zu ihr herauf.
    Plötzlich sah Anita sich um. Ihr war es vorgekommen, als hätte sich jemand von hinten an sie herangeschlichen. Zuerst glaubte sie, einen Schatten zu sehen, der sich durch den dämmrigen Flur bewegte, aber dann merkte sie, dass sie sich das nur eingebildet hatte.
    Inzwischen hatte sie beinahe schon das hintere Ende des Flurs erreicht. Sie musste nur noch in einem letzten Zimmer nachsehen, an dessen Tür ein Schild mit der Auf schrift »Archiv« angebracht war.
    Anita seufzte.
    Schon wieder eine falsche Fährte. Keine Spur von Black, ihrem Vater oder Doktor Bowen. Offenbar hatte sich Mrs Banner geirrt.
    Ohne sich viel davon zu versprechen, ging Anita den noch zur Tür des Archivs und musste feststellen, dass sie abgeschlossen war. Sie drehte sich um und wollte zur Treppe zurückkehren, als etwas geschah, das ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    Sie war sich sicher, ein Stöhnen gehört zu haben. Ein gequältes, lang gezogenes Stöhnen. Und es klang, als käme es aus dem verschlossenen Raum.
    Anita merkte, wie sich ihr die Härchen auf den Armen aufstellten, und sie bekam eine Gänsehaut. Sie schlich zur Tür zurück und versuchte leise, den Türknopf hin und her zu drehen, als könne sie das Schloss dadurch zum Aufspringen bewegen.
    Draußen war die dicke Wolke weitergezogen und durch das Flurfenster drang helles Licht herein.
    Anita legte ein Ohr an die Tür und lauschte. Die Geräuschkulisse aus Stimmen und Schritten, die von unten heraufdrang, war lauter geworden. Anita dachte schon, sich getäuscht zu haben. Vielleicht hatten ihr ihre Müdigkeit und Anspannung einen Streich gespielt.
    Doch als sie schon aufgeben wollte, hörte sie es wieder: »MMMMMMMMMMMMMMMMM…«
    Und dieses Mal war sich Anita sicher, dass der Laut aus dem Raum jenseits der Tür kam.
    »Hallo! Ist da jemand?«, rief sie leise durch das Schlüs selloch.

Kapitel 21
Ein lebendiges Haus
    Nachdem sie eine weitere Kurve hinter sich gelassen hatten, standen die Flint-Cousins vor der Villa Argo. Das Gartentor war offen, aber ein gewisser Respekt vor der Villa Argo und vor allem vor ihrem brummigen Gärtner ließ sie zögern. Rechts neben der Villa sahen sie das wild schäumende Meer, auf der anderen Seite die Küstenstraße, die ins Innere Cornwalls führte. Die einzigen Geräusche, die sie hörten, waren das Klatschen der Wellen gegen die Klippen, die Schreie der Möwen und das ferne Brummen eines Motorrads.
    »Was für ein unheimliches altes Haus!«, rief der mittlere Flint aus. »Hier sind wir noch nie gewesen, stimmt’s?«
    Der kleine Flint warf ihm einen vernichtenden Blick zu.

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