Und am Ende siegt die Liebe
Fersen.
Als sie zurücksah, bemerkte sie, daß ihr ein ganzes Rudel Männer folgte. Sekunden später prallte sie gegen eine Steinmauer. Sie stürzte zu Boden und landete auf dem Rücken.
»Travis«, sagte ein Mann über ihr. »Ich glaube, ich habe dir den Wind aus den Segeln genommen.«
Ein gewaltiger Schatten beugte sich über Regan und eine tiefe, volle Stimme fragte: »Seid Ihr verletzt?«
Ehe sie nachdenken konnte, wurde sie aufgehoben und von starken Armen umschlungen. Sie war zu erschöpft und zu entsetzt, um darüber nachzudenken, ob es sich gehörte, ihr Gesicht an der Schulter des Mannes zu bergen, der sie umschlungen hielt.
»Ich glaube, Ihr habt bekommen, was Ihr Euch für diese Nacht gewünscht habt«, sagte ein anderer Mann mit glucksendem Lachen. »Sollen wir morgen früh vorbeikommen?«
»Vielleicht«, sagte die tiefe Stimme an Regans Wange. »Aber möglicherweise komme ich erst wieder aus dem Zimmer, wenn das Schiff in See sticht.«
Die Männer lachten abermals, ehe sie den Weg fortsetzten.
2
Regan hatte keine Ahnung, wo sie war oder mit wem sie zusammen war; sie wußte nur, daß sie sich so sicher fühlte, als wäre sie aus einem schrecklichen Alptraum erwacht. Als sie die Augen schloß und sich gegen den Mann sinken ließ, der sie so mühelos hielt, hatte sie das Empfinden, es würde alles wieder gut. Ein grelles Licht bewirkte, daß sie ihre Lider noch fester zudrückte und ihr Gesicht noch tiefer an der Schulter des Mannes barg.
»Was haben Sie denn da, Mr. Travis?« hörte sie eine Frauenstimme.
Regan spürte, wie ein tiefes Lachen den Mann erschütterte. »Bring mir etwas Brandy und heißes Wasser in mein Zimmer - und auch ein Stück Seife.«
Der Mann schien keine Mühe zu haben, mit Regan auf seinen Armen die Treppe hinaufzusteigen. Als er eine Kerze anzündete, war sie schon beinahe eingeschlafen.
Vorsichtig setzte er sie auf das Bett und stützte ihren Rücken gegen die Kissen. »Nun laß dich einmal anschauen.«
Während er sie zu inspizieren schien, konnte sie einen ersten Bück auf ihren Retter werfen. Regan sah einen dichten Schopf weicher, dunkler Haare über einem hübschen Gesicht mit tiefbraunen Augen und einem gutgeschnittenen Mund. Auch waren kleine lachende Funken in seine Augen und winzige Fältchen an den Augenwinkeln.
»Zufrieden?« fragte er, als jemand an die Tür klopfte.
Er war der größte Mann, der ihr je vor Augen gekommen war — mit einer gänzlich uneleganten Figur natürlich; doch er wirkte dennoch ungemein faszinierend. Die hohen Stiefel reichten ihm bis zu den Knien, und sie bestaunte sie, weil sie bisher nur Männer in seidenen Hosen und zierlichen Slippers gesehen hatte.
»Hier, ich möchte, daß du das trinkst. . . Danach fühlst du dich gleich besser!«
Als ihr der Brandy in der Kehle brannte, forderte der Mann sie auf, ihn ganz langsam zu schlürfen.
»Du bist so kalt wie Eis, und der Brandy wird dich wärmen.«
Der Brandy wärmte sie tatsächlich, das goldene Kerzenlicht im Zimmer und die ruhige Autorität des Mannes verstärkten noch ihr Gefühl von Sicherheit. Ihr Onkel und Farrell schienen weit weg zu sein.
»Warum redet Ihr so komisch?« fragte sie mit weicher Stimme.
Seine Augen bekamen noch mehr Fältchen an den Ecken. »Ich könnte dich das gleiche fragen. Ich bin Amerikaner.«
Ihre Augen weiteten sich in einer Mischung aus Interesse und Besorgnis. Sie hatte viele Geschichten über Amerikaner gehört - über diese Männer, die ihrem Mutterland den Krieg erklärten und nicht viel besser waren als Wilde.
Als habe er ihre Gedanken gelesen, tauchte der Mann ein Tuch in das heiße Wasser, rieb es mit Seife ein und begann, Regans Gesicht zu waschen. Es schien wie eine Selbstverständlichkeit zu sein, daß dieser Mann, dessen Hand so groß wie ihr Gesicht war, so sacht und vorsichtig beim Waschen mit ihr umging. Als er mit ihrem Gesicht fertig war, begann er ihre Füße und Beine zu säubern. Sie sah hinunter auf sein Haar, das knapp über seinem Kragen endete und sich dort ringelte. Sie konnte der Versuchung nicht widerstehen, es zu berühren. Es war festes und sauberes Haar; es gefiel ihr und flößte ihr Selbstvertrauen ein.
Als er sich erhob, nahm er ihre Hand und küßte ihre Fingerspitzen. »Zieh das an«, sagte er und warf ihr eines von seinen sauberen Hemden zu. »Ich gehe inzwischen nach unten und schaue nach, ob ich etwas zum Essen auftreiben kann. Du siehst aus, als könntest du eine gute Mahlzeit gebrauchen.«
Das Zimmer
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