Und am Ende siegt die Liebe
Regan etwas Muße oder nichts Wichtigeres zu bedenken gehabt, hätte sie Wesleys Betragen abscheulich gefunden. Wie konnte es nur noch so einen Mann wie Travis auf Erden geben? In ein, zwei Jahren würde Wes genauso groß und stark sein wie sein älterer Bruder.
»Ich bin Wesley«, sagte er, als er Regan in den Sattel hob und hinter ihr aufstieg.
»Das hätte ich mir beinahe gedacht«, erwiderte sie, ehe sie in einem atemberaubenden Galopp lossprengten.
Vor der Tür von Margos Haus stellte Wesley Regan wieder auf die Erde. »Wir gehen nicht zusammen hinein. Aber denk daran, daß ich immer in deiner Nähe sein werde.«
Damit ließ er sie los, und Regan ging durch die Vordertür ins Haus. Es dauerte eine Weile, ehe sie Margo fand, die wieder in der Bibliothek unter einem Bild saß.
»Gerade rechtzeitige, sagte Margo mit einem liebenswürdigen Lächeln. Doch ihre Augen waren blutunterlaufen. »Sie sind schon der dritte Besucher an diesem Morgen.«
»Wo ist meine Tochter? Wo ist Travis?« herrschte Regan sie an.
»Die arme, kleine, reiche Jennifer schläft, und ihr geliebter Vater ebenso. Jennifer wird natürlich wieder aufwachen; Travis jedoch nicht.«
»Was!« rief Regan. »Was haben Sie mit meiner Familie angestellt?«
»Nichts anderes als Sie mit meinem Leben. Travis hat so viel Opium getrunken, daß zwei Männer daran sterben würden. Er ist oben und schläft sich in den Tod hinein.«
Regan war schon wieder im Flur, als ein Schuß vor der Tür sie zwang, stehenzubleiben. Wie gelähmt sah sie auf die Haustür zurück. Margo eilte an ihr vorbei und riß die Tür auf. Farrell trat in den Hausflur, den blutenden Körper von Wesley halb tragend, halb hinter sich herziehend.
»Ich fand ihn draußen, als er um das Haus herumschlich«, sagte Farrell, lud Wesley in einem Sessel ab und richtete die Pistole auf ihn.
»Was suchst du denn hier?« rief Regan und wollte Wesley zu Hilfe eilen.
»Laß ihn in Ruhe!« rief Farrell und packte Regan bei den Schultern. »Hast du geglaubt, ich würde so rasch aufgeben, nachdem ich jahrelang nach dir gesucht habe? Nein, Margo und ich haben uns zusammengetan, während du diese blödsinnige Zirkusveranstaltung angesehen hast, und folgenden Plan entworfen: Wesley wird an den Verletzungen sterben, die er sich bei einem unglücklichen Jagdunfall zugezogen hat. Travis’ Leiche wird man nie finden, und seine kleine Tochter wird alles erben. Ich werde natürlich die Mutter der kleinen Erbin heiraten, die jedoch über den Tod ihres ersten Mannes nicht hinwegkommen und deshalb Selbstmord begehen wird. Dann werde ich nach England zurückkehren und als einziger noch lebender Verwandter das Erbe deines Vaters antreten, während sich Margo gnädig bereitfinden wird, die Vormundschaft für Jennifer zu übernehmen und die Stanford-Plantage so lange zu verwalten, bis Jennifer volljährig ist. Falls sie so lange lebt, heißt das. Begreifst du jetzt, warum ich hier bin?«
»Ihr seid beide wahnsinnig«, sagte Regan und wich vor Farrell zurück. »Niemand wird glauben, daß der Tod so vieler Menschen ein Zufall sein kann.« Sie drehte sich um und ging wieder auf die Treppe zu, doch Farrell hielt sie abermals an den Schultern fest.
»Du gehörst jetzt mir«, sagte er. Sein Anzug war naß von Wesleys Blut.
Regan griff mit der rechten Hand blitzschnell zur Seite, auf einen Tisch zu, wo ein Kandelaber mit brennenden Kerzen stand. Der Kandelaber stürzte um, und im Nu standen Vorhänge, die daneben am Fenster hingen, in Flammen. Margos Schreie füllten das Haus, während sie mit einem kleinen Teppich die Flammen zu ersticken suchte.
»Laß sie los!« befahl eine Stimme vom Ende des Flures her.
»Travis!« rief Regan und wand sich unter Farrells Händen, um sich aus seinem Griff zu befreien. Travis sah schrecklich aus, als hätte er soeben eine schlimme Krankheit überstanden.
»Ich dachte, du hättest ihn beseitigt«, schrie Farrell Margo an, die noch immer das Feuer zu löschen versuchte.
»Es hat mich einige Mühe gekostet, das viele Opium aus meinem Magen zu entfernen, das sie mir eingeflößt hat«, rief Travis und hielt sich am Treppengeländer fest.
»Hör auf mit dem Gerede!« schrie Margo. »Hilf mir lieber, das Feuer zu löschen. Es breitet sich aus!«
Farrell packte Regan nur noch fester und setzte ihr die Mündung seiner Pistole an die Schläfe.
Wesley saß in diesem Moment, von allen fast vergessen, zusammengesunken im Sessel hinter Farrell. Er nahm seine letzte, rasch
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