… und der Preis ist dein Leben - Mächtiger als der Tod (German Edition)
Boden möge sich unter ihr auftun und sie von ihrer Schmach erlösen.
Die beiden Polizisten verabschiedeten sich von den Carmichaels und schoben im Gehen Elizabeth die Stufen bis zur Straße hinunter.
„Na, das war wohl nichts“, meinte der dunkelhaarige Polizist. „Vielleicht haben Sie ja beim nächsten Mal mehr Glück.“ Damit schickte er sich an, seinem Partner zum Auto zu folgen.
Endlich löste sich Elizabeth aus ihrer Erstarrung und rief ihm nach: „Wenn Detectives mit der Untersuchung betraut sind, heißt das dann, die Polizei geht von Mord aus? Und steht er in Zusammenhang mit den anderen erstochenen Jugendlichen?“
„Netter Versuch“, antwortete der Detective, ohne stehen zu bleiben.
So schnell ließ sich Elizabeth nun nicht mehr einschüchtern. Schließlich sah sie ihre Hauptaufgabe darin, über die polizeilichen Ermittlungen zu schreiben. Sie wollte ernsthaften Journalismus, und hier war ihre Gelegenheit. Eine bessere Quelle als zwei Polizisten, die direkt an dem Fall arbeiteten, würde sich ihr nicht bieten. Es musste ihr gelingen, diese Quelle anzuzapfen!
Eilends lief sie dem Polizisten nach. „Hören Sie, Detective …“
Nun blieb er doch stehen und wandte sich mit einem tiefen Seufzen zu ihr um „Mason. Detective Sergeant Daniel Mason. Und mein Partner hier ist Detective Sergeant Anthony Wood. Sie dürfen mich gerne zitieren: Kein Kommentar .“
„Schön, und mein Name ist Elizabeth Parker.“ Ungeduldig wedelte sie mit der Hand. „Hören Sie, Detective Mason, wir können uns doch gegenseitig helfen. Ich arbeite an einer Hintergrundstory zu den Teenager-Morden. Wenn Sie mir ein paar exklusive Informationen zu den polizeilichen Untersuchungen liefern, zum Beispiel zu Zeugenaussagen oder den Spuren, die Sie verfolgen, dann gebe ich im Gegenzug die Ergebnisse meiner Recherchen an Sie weiter.“
„Das Ausfragen von Hinterbliebenen in Trauer nennen Sie Recherche?“ Er blickte Elizabeth kühl in die Augen. „Vielen Dank, Miss Parker, aber auf diese Art von Informationen können wir problemlos verzichten. Außerdem sind Sie sowieso verpflichtet, sachdienliche Hinweise sofort an uns weiterzugeben.“ Er lachte geringschätzig. „Aber ich bezweifle sehr, dass ihre Recherchen etwas Nützliches zutage fördern werden.“
„Danny, komm schon. Wir müssen los!“ Detective Wood lehnte mit verschränkten Armen am Auto. Offenbar war Mason der Fahrer und hatte die Schlüssel.
„Übrigens empfehle ich Ihnen, die Carmichaels nicht weiter zu belästigen, Miss Parker“, fuhr Detective Mason fort. „Ansonsten könnte Ihnen und Ihren Freunden vom London Star sehr schnell eine Klage ins Haus flattern.“ Mit einem verabschiedenden Nicken ließ Mason sie stehen und ging zum Wagen.
Frustriert sah Elizabeth den beiden hinterher. Ein flaues Gefühl machte sich in ihrem Magen breit, als sie an den Wutausbruch ihres Chefs dachte, der ihr zweifelfrei bevorstand, wenn sie mit leeren Händen in der Redaktion erschien. Wahrscheinlich würde er ihr die Story sofort wieder entziehen und einem ihrer vielen, begierig auf eine Chance wartenden, Kollegen übergeben. Oder er würde sie gleich ganz feuern.
In dem Wissen, ihre Seele um sonst verkauft zu haben, machte sie sich auf den Weg zur nächsten U-Bahn-Station.
Nach schier endlosem Warten in stickig-modriger Luft fuhr endlich ihre U-Bahn ein. Sie hatte Glück und ergatterte einen der raren Sitzplätze. Eingepfercht zwischen einer fülligen Frau und einem Mann im Businessanzug beobachtete Elizabeth die Mitfahrer in ihrem Abteil. Sie konnte genau unterscheiden, wer Londoner war und wer Tourist.
Touristen studierten die Pläne über den Fenstern und sahen sich mit interessierten, wachen Augen um. Die Londoner hingegen starrten entweder mit leerem Blick vor sich hin, vorsichtig darauf bedacht, mit niemanden in Augenkontakt zu treten, oder lasen ein Buch. Manche waren auch in eine der vielen Gratiszeitungen vertieft, die einem an jeder Ecke in die Hand gedrückt wurden. Die meisten hatten zudem die Kopfhörer eines MP3-Players im Ohr, um sich möglichst vollständig von ihren Mitfahrern und ihrer Umgebung abzuschotten. Sie gehörte nun auch zu den Londonern, überlegte Elizabeth, doch von dem Stolz, den sie noch vor einem Jahr verspürt hatte, war nicht viel geblieben.
Aufgewachsen war sie in Oxford, wo ihr Vater Geschichte an der weltberühmten Universität unterrichtete und ihre Mutter ehrenamtlich der hiesigen royalistischen Gesellschaft vorsaß. Ihre
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