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Und die Toten laesst man ruhen

Und die Toten laesst man ruhen

Titel: Und die Toten laesst man ruhen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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ich auf, »hast du mir nicht die leiseste Andeutung gemacht, dass ihr gegen Merschmann ermittelt und der Hillerich die Mordgeschichte nicht abkauft? Vielleicht hätte ich mich dann sogar festnehmen lassen.«
    Stürzenbecher wand sich wie ein Aal. »Du machst dir keine Vorstellungen, in was für eine Teufelsküche ich komme, wenn ich polizeiinterne Ermittlungen an Außenstehende weitergebe. Da ist die Bürokratie unerbittlich.«
    »Ach«, schnappte ich nach, »und mein Leben? Ist das etwa kein zu schützendes Rechtsgut?«
    »Nun halt mal die Luft an! Kann ich denn ahnen, dass du so blöd bist, mir eins auf den Schädel zu geben und anschließend auch noch in die Höhle des Löwen zu marschieren?«
    Es stand unentschieden. »Okay«, zündete ich die Friedenspfeife an, genauer gesagt meinen vierten Zigarillo, »wir haben beide Mist gebaut. Schwamm drüber, wie Wolfram Esser zu sagen pflegt, wenn unsere Jungs schlecht spielen. Verrat mir lieber mal, wie ihr Merschmann auf die Schliche gekommen seid.«
    »Nun, der Auslöser warst du. Als ich den Pobradt-Bericht gelesen habe, kam mir selber einiges komisch vor. Ich habe dann den Präsidenten gebeten, die Sache untersuchen zu dürfen. Und nach einiger Bedenkzeit hat er zugestimmt.
    Mit größter Vorsicht habe ich daraufhin die damals beteiligten Polizeibeamten befragt und zwei von ihnen bestätigten den Verdacht. Der Rest war einfach. Wir konnten ermitteln, dass Merschmann und ein gewisser Ottokar Runze – du erinnerst dich vielleicht: der Nachbar der Pobradts – kurz nach dem Tod von Karl Pobradt eine große Summe Geld bekamen.«
    Ich erinnerte mich sehr gut an Runze, den kleinen, ängstlichen Mann, den ich mir selber noch mal vorknöpfen wollte.
    »Runze fühlte sich sofort ertappt«, fuhr Stürzenbecher fort. »Wir brauchten nicht lange bohren, da brach er zusammen. Er hat geheult wie ein Schlosshund. Ich glaube, es war sogar eine Erleichterung für ihn, sich alles von der Seele reden zu können. Kurzum: Als Runze in der Nachbarwohnung einen Schuss hörte, ging er hinüber und klopfte an die Tür. Frau Pobradt öffnete und sagte: Mein Mann hat sich angeschossen. Bitte holen Sie einen Krankenwagen! Runze tat das auch und ging noch einmal zurück, um zu fragen, ob er helfen könne. Diesmal traf er einen Mann in der Wohnung, den er des Öfteren beobachtet hatte, wenn sich Karl Pobradt auf Geschäftsreisen befand. Es handelte sich um den Geliebten von Wilma Pobradt.«
    »Werner Meyer«, sagte ich.
    Stürzenbecher guckte mich mit großen Augen an. »Woher weißt du das?«
    »Ich habe mit ihm gesprochen.«
    Einen Moment lang verlor Stürzenbecher die Kontrolle über seine untere Mundhälfte. Dann hatte er sich wieder gefangen. »Bei Schussverletzungen informiert die Feuerwehrzentrale automatisch die Polizei. Inzwischen war schon ein Krankenwagen unterwegs. Und Wilma Pobradt kamen Bedenken, dass die Anwesenheit ihres Geliebten verdächtig sein könnte. Also bat sie Runze, der Polizei gegenüber den Mund zu halten. Runze verehrte Wilma Pobradt und tat ihr den Gefallen. Später hat Hillerich das Schweigen mit einem gehörigen Zuschuss zu Runzes Eigenheim abgesichert. Ob Werner Meyer Karl Pobradt ermordet hat, wissen wir nicht. Die Berliner Polizei verhört ihn gerade. Vermutlich wird dabei nichts herauskommen, denn Wilma Pobradt schiebt jetzt alles auf Hillerich. Eine bequeme Lösung, der ist schließlich tot. Angeblich soll sich Hillerich mit Pobradt wegen eines Grundstücks gestritten haben.«
    Ich griff in die Jackentasche und legte eine Kopie von Pobradts Brief auf den Tisch. »Pobradt wollte nicht länger mit Hillerich zusammenarbeiten. Hillerich hatte ihm ein Grundstück untergeschoben, das eine Chemiefabrik früher als Deponie für giftige Produktionsrückstände benutzt hatte.«
    Stürzenbecher pfiff durch seine Zahnlücke, als er den Brief las. »Mannomann, das ist ja starker Tobak. Und auf dem Grundstück …«
    »… steht heute eine Reihenhaussiedlung. Man kann nur hoffen, dass die Bewohner in den letzten Jahren keinen selbst angebauten Kohl gegessen haben.«
    »Aber …«
    »Ich habe den Brief an zwei bekannte deutsche Zeitschriften weitergegeben. Die Sache wird bald kommunalpolitische Wellen schlagen.«
    Stürzenbecher kombinierte messerscharf: »Du hast Hillerich den Brief geklaut. Deshalb hat er die Anzeige gegen dich zurückgezogen.«
    Ich nickte wie ein gütiger Lehrer. »Er bot mir an, den Brief zurückzukaufen, und ich ging zum Schein darauf ein. Aber

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