Und Finsternis wird kommen
bei dem Punkt ein, als Mary Ann ihre Tirade mit einem Tritt auf meine Zehen beendete und sich zum Gehen wandte. Ich rannte ihr nach und versuchte es noch einmal.
»Aber, Mary Ann …«
Diesmal unterbrach mich Cliff. Normalerweise schenkte er unseren Geplänkeln wenig Beachtung, aber jetzt schrie er: »Warum fragst du sie denn nicht, ob sie dich heiraten will, du Trottel?«
Mary Ann blieb in der Tür stehen, drehte sich aber nicht um. Ich blieb ebenfalls stehen und fühlte, wie die Worte in meinem Hals dick und klumpig wurden. Ich konnte nur ein »Aber, Mary Ann …« hervorbringen.
Cliff schrie im Hintergrund auf. Ich hörte ihn wie aus einer Meile Entfernung.
»Ich habe es! Ich habe es!« rief er immer wieder.
Da drehte sich Mary Ann um, und sie sah so wunderschön aus. Habe ich Ihnen schon erzählt, daß sie grüne Augen mit einem leichten Anflug von Blau hat? Jedenfalls, sie sah so wunderschön aus, daß sich alle Worte in meinem Hals zusammendrückten und ich nur schlucken konnte.
»Wolltest du etwas sagen, Bill?« fragte sie.
Also, Cliff hatte mich ja auf die Idee gebracht. Mit heiserer Stimme preßte ich hervor: »Willst du mich heiraten, Mary Ann?«
In derselben Minute, in der ich es gesagt hatte, wünschte ich schon wieder, ich hätte es nicht gesagt. Denn ich dachte, sie würde nie wieder mit mir sprechen. Aber zwei Minuten später war ich doch froh, daß ich es gesagt hatte, denn sie warf ihre Arme um mich und reckte sich hoch, um mich zu küssen. Es dauerte eine Weile, bis mir ganz klar wurde, was geschehen war, und ich ihre Küsse erwiderte. Das ging nun einige Zeit so dahin, bis Cliff auf meine Schulter klopfte, um meine Aufmerksamkeit zu erregen.
Ich drehte mich um und fuhr ihn an: »Was, zum Teufel, willst du denn?« Das war natürlich sehr undankbar von mir, wo er doch der Urheber meines Glückes war.
Er sagte: »Schau!«
In seiner Hand hielt er die Hauptleitung, die Junior mit Strom versorgt hatte.
Ich hatte Junior ganz vergessen, aber jetzt fiel er mir wieder ein.
»Dann ist er also ausgeschaltet?« fragte ich.
»Völlig kalt!«
»Wie hast du denn das geschafft?«
»Junior war so damit beschäftigt, dich und Mary beim Streiten zu beobachten, daß ich mich anschleichen konnte. Mary Ann hat wirklich eine gute Show abgezogen.«
Diese letzte Bemerkung gefiel mir nicht, denn Mary Ann ist ein sehr würdevolles, selbstbewußtes Mädchen, das keine Show abzieht. Aber wie dem auch sei, ich hielt zu viel in der Hand, um ihn zu verprügeln.
»Ich kann dir nicht viel bieten, Mary Ann«, sagte ich zu meiner Braut. »Nur den Lohn eines Schullehrers. Und jetzt, da wir Junior demontiert haben, besteht nicht einmal die Chance …«
»Das macht mir nichts aus, Bill«, sagte Mary Ann. »Ich hätte es schon fast mit dir aufgegeben, mein schwachköpfiger Liebling. Ich habe wirklich schon alles versucht …«
»Du hast mich gegen das Schienbein getreten und bist mir auf die Zehen gestiegen.«
»Es half doch sonst nichts mehr. Ich war schon ganz verzweifelt.«
Diese Logik war mir zwar nicht ganz klar, aber ich antwortete nicht, weil mir die Show einfiel. Ich blickte auf meine Armbanduhr und sagte: »Sieh mal, Mary Ann. Wenn wir uns beeilen, kommen wir noch zum zweiten Akt zurecht.«
»Wer will denn jetzt eine Show sehen?«
Ich begann sie wieder zu küssen, und wir haben natürlich überhaupt nichts mehr von der Show gesehen.
Da ist nur eines, was mich noch quält. Mary Ann und ich sind verheiratet, und wir sind vollkommen glücklich. Ich habe promoviert und bin jetzt Professor. Cliff arbeitet immer noch an Plänen für einen kontrollierbaren Junior und macht gute Fortschritte.
An all dem liegt es nicht.
Ich habe mit Cliff am nächsten Abend gesprochen, um ihm zu sagen, daß Mary Ann und ich heiraten würden und um ihm zu danken, daß er mir diesen Rat gegeben hatte. Und nachdem er mich eine Minute lang angestarrt hatte, schwor er, daß er das nicht gesagt hatte. Er hatte nicht geschrien, daß ich Mary Ann fragen solle, ob sie mich heiraten wolle.
Es gab natürlich noch etwas anderes in dem Raum, das Cliffs Stimme besaß.
Jetzt habe ich Angst, daß Mary Ann das herausfinden könnte. Sie ist das sanfteste Mädchen, das es gibt, ich weiß. Aber sie hat nun einmal rote Haare. Und sie glaubt immer, sie muß sich so benehmen, daß es zu ihren roten Haaren paßt. Oder habe ich Ihnen das schon gesagt?
Jedenfalls, was würde Mary wohl sagen, wenn sie entdeckt, daß ich nicht Verstand genug hatte,
Weitere Kostenlose Bücher