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Und Freunde werden wir doch

Und Freunde werden wir doch

Titel: Und Freunde werden wir doch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Jörg
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Gläser. Ronni sieht sich um, betrachtet die Bilder und dieses und jenes, nur Sandra scheint er nicht zu sehen.
    Sandra geht zum Buffet, beschäftigt sich intensiv mit den Servietten, die sie immer wieder zusammenfaltet. Hanna hält das nicht aus. Sie wendet sich an Ronni: »Hast du eigentlich was gegen Sandra?«
    Ronni tut überrascht: »Nein, wieso?«
    »Na also!«
    Unsicher geht Ronni auf Sandra zu. Nichts ist mehr zu spüren von seiner frech-fröhlichen Art. Er heftet seinen Blick auf die Servietten: »Soll ich dir helfen?«
    Sandra sieht nicht auf: »Och, danke.«
    »Kann ich etwas holen, zu trinken?«
    »Ja, vielleicht.«
    Ronni nimmt von dem Tablett, das Hanna gerade zu den anderen hinaustragen will, ein Glas Orangensaft. Er hält es Sandra hin.
    »Und du?« Sandra sieht ihn jetzt zum erstenmal richtig an.
    »Ach so, ich hol mir später was.«
    Sandra nippt an dem Orangensaft. »Schönes Wetter, nicht?«
    »Ja.«
    »Tut die Wunde noch weh?«
    »Gar nicht mehr.«
    Als könnten sie etwas rückgängig machen, indem sie nicht darüber sprechen, sparen sie das, was sie beide bedrückt, aus ihrem Gespräch aus. Aber alles andere ist ihnen unwichtig, und darum ist es eine mühselige Unterhaltung.
    »Dein Bruder Felipe, wo ist der eigentlich?«
    »Mit Hannas Bruder irgendwo.«
    »Ach so.«
    Inzwischen treffen allmählich die anderen Gäste ein. Hannas Mutter läuft immer wieder zur Tür, um die Freunde zu begrüßen. Es wird laut und lustig. Und nun kommen Herr und Frau Körner. Sandra hört die Stimme ihres Vaters. Mit einer Kopfbewegung in Richtung Flur weisend, sagt sie zu Ronni: »Das sind meine Eltern.« Damit läuft sie hinaus in den Garten.
    Ronni bleibt wie angewurzelt stehen. So kommt es, daß er als erster den Körners vorgestellt wird: »Das ist Ronni aus der Klasse unserer Töchter, der Junge, der den Unfall hatte.« Frau Voss lächelt Ronni warmherzig an, und dieser begrüßt artig das Ehepaar. Herr Körner nickt: »Ja, ich weiß Bescheid, habe von Sandra viel erfahren.« Ronni errötet, aber niemand merkt es: »Alles Gute für dich!« wünscht Frau Körner und zieht ihren Mann weiter zu den anderen Gästen.
    Draußen hat Marie Sandra an ihren Tisch geholt. Sie spricht auf das Mädchen ein, allerdings mehr mit Gesten als mit Worten. Herzlich bedankt sich Marie noch einmal für alle Hilfe. Zwischendurch fällt sie ins Spanische zurück, und Sandra versteht kein einziges Wort. Sie ärgert sich, daß sie noch nicht mehr gelernt hat, aber in diesen turbulenten Tagen blieb wirklich kaum Zeit dafür.
    Am Tisch sitzen noch andere südamerikanische Frauen. Sie sprechen durcheinander und gestikulieren, sie lachen und nicken Sandra freundlich zu. Sandra sagt einfach so, um auch etwas zur Unterhaltung beizusteuern, und weil sie wirklich das meiste nicht versteht: »Cómo?«
    Mit dieser kurzen Frage sorgt sie für heftige Begeisterungsstürme.
    »Encantado!«
    »Habla español?«
    »Bravo!«
    Marie geht ernsthaft auf die Frage ein: »Ich erzähle, warum wir gehen zurück so schnell. Große Chance für uns!«
    Mit Unterstützung durch zwei andere Frauen, die besser Deutsch sprechen als Marie, erfährt Sandra, daß es von der deutschen Regierung ein Rückführungsprogramm gibt. Der Flug nach Chile ist dabei kostenlos. Marie lacht, aber es ist ihr Ernst: »Wir machen Platz -für Deutsche. Für Asylanten jetzt ist nicht so gut in
    Deutschland. Aber meine Mann und Patricio noch bleiben aqui.«
    Marie erklärt, daß Patricio seine Lehre zu Ende machen will. Und Salvador muß seiner Frau jeden Monat Geld schicken, damit sie in der Heimat wieder Fuß fassen, damit sie das Schulgeld bezahlen kann. Das Leben in Chile ist teuer. So machen es viele Chilenen. Die meisten sind schon wieder zurück, haben mit einigen Ersparnissen drüben neu angefangen.
    »Wir müssen versuchen!« Marie weiß sehr wohl, daß Arbeitslosigkeit und Armut in Chile schlimmer sind denn je, daß die Lebenshaltungskosten enorm sind. Aber das Heimweh wiegt schwerer als sämtliche Bedenken. Ihre Vorstellung ist es, einen privaten Kindergarten in Valparaíso aufzuziehen.
    Marie sieht, wie ruhig und ernst Sandra ist. Sie versucht ihre junge Freundin aufzumuntern: »Du uns besuchen. Valparaíso schöne Stadt! Ronni dir zeigen puerto!« Marie strahlt, aber Sandra ist nicht zum Lachen zumute. Sie wolle sich etwas zu essen holen, sagt sie und steht auf.
    Sie läuft ihren Eltern direkt in die Arme. Bevor ihre Mutter danach fragen kann, stellt Sandra fest: »Es geht

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