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1393 - Werwolf-Nacht

1393 - Werwolf-Nacht

Titel: 1393 - Werwolf-Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Die zahlreichen Feuer machten die Umgebung auch nicht freundlicher. Wer hier lebte, der konnte sich zwar noch als Londoner bezeichnen, aber die Stadt und damit alles, was sie bot, lag ziemlich weit weg. Wer in diese Gegend zwischen den beiden alten Brücken zog, der konnte sich London nicht mehr leisten, und die Zahl derer nahm zu, die an der Stadt verzweifelten.
    Ich war hier verabredet!
    Und zwar mit Sir Benny. Er war einer der Männer, die hier lebten und nun auf die Wärme der Flammen hofften, die sich aus den Ölfässern reckten und gegen die Kälte ankämpften. Ihr Schein erreichte auch das Wasser des toten Themsearms und gab der Oberfläche eine rote Farbe. Unter der Brücke verteilten sich ebenfalls die Flammen, denn hier war es noch einigermaßen trocken.
    Die Männer und Frauen, die London ausgespieen hatte, lebten hier in selbstgebauten Verschlägen oder Buden. Aus Latten errichtet, mit Draht zusammengehalten. Dächer aus Wellpappe, die beim Sturm wegflogen. Alte Matratzen, die man sich besorgt hatte und die nun die Unterlagen der Schlafstätten bildeten. Alles war feucht, klamm und ungesund.
    Es war nicht mal acht, als ich eintraf, aber längst hatte die Dunkelheit den Tag abgelöst. Meinen Rover hatte ich weiter entfernt stehen gelassen und war den Rest der Strecke zu Fuß gegangen. Immer über die nassen Wiesen, vom Schein der Feuer angelockt, und nun lag die alte Brücke vor mir, die von unten her durch die Feuer angestrahlt wurde und durch das Spiel aus Licht und Schatten ein Eigenleben bekam.
    Das Wasser neben mir floss nicht mehr. Der alte Themsearm versickerte irgendwo.
    Sir Benny kannte ich. Er war so etwas wie der Chef der Truppe.
    Ein Mann, der zu den Undercover-Agenten gehört hatte, dann selbst auf die schiefe Bahn geraten war und nun hier unter der Brücke lebte. Ich hatte ihn mal erlebt, als der große Mafioso Logan Costello noch lebte. Wenig später war es dann mit Benny bergab gegangen.
    Er hatte sich mit mir in Verbindung gesetzte, weil er mir etwas mitzuteilen hatte. Worum es genau ging, wusste ich nicht, aber ich konnte mir schon vorstellen, dass ich keinem Bluff aufgesetzt worden war. So etwas tat Benny nicht.
    Er hatte verlangt, dass ich allein kam, weil einige seiner neuen Freunde etwas gegen zweibeinige Bullen hatten, und ich war darauf eingegangen.
    Es kam mir wie ein Spießrutenlaufen vor. Jeder schaute mich an, kaum einer sagte etwas. Man fixierte mich so, als wollte man mich im nächsten Moment in den Flussarm werfen.
    »Merry Christmas«, sagte eine Frauenstimme aus der Dunkelheit.
    »Das dauert noch«, meinte ein Mann.
    »Dann werden wir beschenkt, wie?«
    »Klar, mit Plumpudding und einen Tritt in den Arsch.«
    »Das sind wir der Gesellschaft wert – oder?«
    »Frag doch den Bullen.«
    Damit war ich natürlich gemeint. Sir Benny hatte mein Erscheinen bereits angekündigt. Warum man ihn Sir Benny nannte, wusste ich nicht. Womöglich weil er sich zum Anführer oder Vordenker der Gruppe hochgeschwungen hatte.
    Viele behandelten die Berber wie Abfall. Eine widerliche Arroganz, wie ich fand. Hinter jedem Menschen steckte ein Schicksal, und oft war es nicht mal von demjenigen zu beeinflussen gewesen, den es getroffen hatte. Aber danach wurde nicht gefragt.
    Wie Benny jetzt aussah, wusste ich nicht. Deshalb blieb ich vor einem Menschen stehen und erkundigte mich nach ihm.
    »Was willst du denn?«
    »Ich bin mit ihm verabredet.«
    »Er wartet unter der Brücke.«
    »Danke.«
    Ich ging weiter und erreichte nach einigen Schritten den Schatten der Brücke. Über mir bildete sie ein Dach, an dem sich das fleckige Feuer mit seinem Widerschein abmalte. Die Wände an der Seite waren beschmiert. Kein Wagen rumpelte über die Brücke hinweg.
    Sie stand im Gelände, und man schien sie vergessen zu haben.
    Wenn ich zu nahe an dem Feuern vorbeiging, erwischte mich die Wärme. Dazwischen fuhr der Wind und brachte immer wieder eine kalte Botschaft mit. Unter der Brücken hatten sie ihre ›Häuser‹ gebaut. Buden, die sich eng an die Wand drängten. Decken waren auf dem Boden ausgebreitet. Es gab einige Hunde, die mich beschnüffelten und danach ihre Plätze wieder einnahmen.
    Mich erwischte der Strahl einer Taschenlampe. Gleichzeitig hörte ich die Stimme.
    »Du hast dich kaum verändert, Geisterjäger.«
    Ich blieb stehen und drehte mich nach links der Wand zu. Neben einer Bude hockte Sir Benny auf einem alten Sessel. Er schaltete die Lampe wieder aus und winkte.
    »Hallo«, sagte ich.
    Sir

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