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Und fuehre mich nicht in Versuchung

Und fuehre mich nicht in Versuchung

Titel: Und fuehre mich nicht in Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Bleibtreu
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Aber was sollte sie machen? Die Sorge um Jacobi nagte an ihr, sie hatte seit zwei Tagen nichts Richtiges mehr gegessen, ihr war ständig schlecht, und wenn sie versuchte, feste Nah-rung zu sich zu nehmen, mußte sie sich fast unmittelbar erbrechen. Sie spürte, daß sie am Ende ihrer Kräfte war.

    * * *
    Susanne betrat «ihren» Friseursalon in Frankfurt. Die Angestellte an der Rezeption nickte ihr freundlich zu und griff gleich nach ihrer Kundenkarte, ohne daß Susanne ihren Namen hätte nennen müssen. Marc eilte ihr entge gen. «Ah, da ist ja meine Lieblingspfarrerin!» Er gab ihr einen freundschaftlichen Kuß auf die Wange und geleitete sie zu ihrem Platz. «Was machen die Schäfchen?» Er grinste schelmisch. «Und was kann ich für dich tun?» Prüfend blickte er auf ihr Haar, es war wirklich wieder Zeit für einen vernünftigen Schnitt. Susanne betrachtete unglücklich ihr Konterfei im Spiegel. «Kannst du mich blond färben? Und meinst du, die Länge reicht für eine Dauerwelle?» Marc schüttelte bedenklich sein Haupt. Heute hatte er ein schwarzes T-Shirt an, auf dem mit großen Blockbuchstaben «DENKEN HILFT» stand. Es spannte etwas am Bauch. Marc war der Ansicht, es gäbe Wichtigeres im Leben als einen Waschbrettbauch. Seine hellblauen Augen blitzten intelligent, die strubbeligen Haare waren weißblond gefärbt und der Bart wucherte, wie der Herrgott ihn hatte wachsen lassen. Marc war kein Fan von Rasier-apparaten. An den Füßen trug er quietschgrüne Sneakers.
    «Vielleicht blond mit Strähnchen?» Susanne schaute Marc bittend an. Marc legte Susanne bedächtig die Hand auf die Schulter. «Wenn du blond werden willst, mit Strähnchen und Dauerwelle, dann muß ich dich leider an eine Kollegin oder einen anderen Salon verweisen. Von mir bekommst du das nicht.» Susanne wurde trotzig. «Warum denn nicht? Du bist ja auch blond gefärbt.» Marc nickte zustimmend. «Aber mir steht das auch. Dir nicht. Du bist nicht blond, Susanne. Und ich werde dich auch nicht blondieren.
    Ganz bestimmt nicht. Wenn du Liebeskummer hast, dann agiere den anders aus. Geh gut essen, mach eine Fahrrad-tour, schau dir einen Kinofilm an, such dir einen neuen Lover. Was du willst. Aber werde nicht blond.» Marc verschränkte seine Arme. Zu Blond, das signalisierte seine Körperhaltung überdeutlich, würde er jedenfalls keinen  Beitrag leisten. Susanne kaute auf ihrer Unterlippe herum.
    «Wie kommst du darauf, daß ich Liebeskummer habe?»
    fragte sie. «Weil nur Frauen mit Liebeskummer sich die Haare in der völlig falschen Farbe färben lassen wollen. Das ist wie ein genetischer Defekt. Ich habe mir sagen lassen, daß es gewissenlose Friseure gibt, die ihnen diese Wünsche erfüllen. Ich jedenfalls zähle nicht zu diesen skrupellosen Geschäftemachern. Von mir bekommst du kein Blond. Und schon gar keine Dauerwelle.» Marc rümpfte die Nase.
    Dann griff er routiniert in Susannes Haare und drapierte sie in verschiedene Richtungen. «Was hältst du statt dessen von der neuen Linie? Die würde dir gut stehen, dafür hast du genau die richtige Länge. Bei dir kommt das frech und witzig rüber, glaub mir. Wenn du unbedingt etwas neue Farbe haben willst, dann mische ich dir eine schöne Tönung, allerdings in einer Farbe, die zu dir paßt. Vertrau mir einfach. Und vorher», er schmunzelte, «verpasse ich dir eine Kopfmassage gegen deine trüben Gedanken.»
    «Überzeugt», seufzte Susanne und lehnte sich wohlig gegen Marcs breite Brust, während dessen kundige Finger ihre Kopfhaut massierten und so manchen trüben Gedanken verscheuchten. Zwei Stunden später schaute Susanne richtig glücklich in den Spiegel. Marc hatte eine schöne Tönung ausgesucht, die ihr Haar zum Leuchten brachte.
    Am Schnitt ihrer Haare konnte sie sich gar nicht satt sehen, zufrieden wendete sie ihren Kopf hin und her. Marc grinste triumphierend. «Du brauchst gar nichts zu sagen, Marc, du hast ja recht gehabt.» Susanne lachte. «Und wenn diese Frisur meinem Liebsten nicht gefällt, dann kann ich ihm auch nicht helfen.» Marc nickte zustimmend. «Du siehst toll aus, Susanne. Und wenn du noch mal blond werden willst, dann setz dich einfach in eine Ecke und warte,  bis der Anfall vorüber ist.» Susanne kicherte. «Oder ich komme zu dir. Männer kommen und gehen, du bleibst mir treu.» Marc gab ihr ein Küßchen zum Abschied. «So ist es, Lieblingspfarrerin. Bis bald!»

    * * *
    «Peter und Paul haben mir richtig Lust auf eigenen Nach-wuchs gemacht. Es war so schön

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