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Und ploetzlich bist du jemand anders

Und ploetzlich bist du jemand anders

Titel: Und ploetzlich bist du jemand anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Tielmann
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können.
    Warum ist Theo so aggressiv?
    Warum kann er einfache Fragen nicht mehr beantworten?
    Die Wut kocht in Sten hoch.
    „Klar geht mich das was an!“, faucht er.
    „Wenn du unsere Band vor die Wand fahren lässt, dann will ich wenigstens wissen, wofür!“
    „Ach, die Band“, sagt Theo versöhnlicher.
    „Die Probe. Das tut mir leid, die habe ich voll verschwitzt.“
    „Wieso verschwitzt du sämtliche Proben? Ist dir die Band egal?“
    „Überhaupt nicht.“
    Sie schieben die Fahrräder nebeneinander durch die Stadt.
    Fast wie früher. Aber irgendwas ist anders. Theo ist anders. Er schweigt. Aber er schweigt anders als früher.
    Er schweigt nur für sich.
    Und Sten will, dass er redet.
    „Was willst du eigentlich in diesem Haus der Erkenntnis? Ich meine, machst du da irgendwelche Kurse?“
    Plötzlich bleibt Theo stehen. „Spionierst du mir nach?“
    Jetzt hat sich Sten verraten. Er räuspert sich.
    „Nö, ich hab dich ja nur zufällig da reingehen sehen und da bin ich halt mal hinterher.“ Sten schluckt. „Wollte wissen, was du treibst, wenn du die Band sausen lässt.“
    Theo nickt. „Klar. Verstehe.“
    Sten wartet. Kommt da noch was?
    Erst nicht.
    Sie laufen weiter.
    Schweigen.
    Da kommt noch was. Bestimmt.
    „Tut mir echt leid wegen der Proben“, sagt Theo, als sie vor seinem Gartentor stehen.
    Sten nimmt schließlich seinen ganzen Mut zusammen. „Was ist los mit dir?“ Die Frage klingt so bescheuert. So simpel und zugleich peinlich. Ist aber trotzdem nötig.
    Theo öffnet das Gartentor.
    „Ich weiß nicht“, murmelt er. „Das Leben ist nicht mehr so einfach. Im Augenblick. Ich brauch Zeit für mich selbst. Ich muss mehr über mich herausfinden.“
    Sten kapiert es nicht. Aber Theo ist sein Freund. Ihn würde er niemals nerven. Und irgendwie ist Sten auch ganz zufrieden mit dieser Antwort. Theo kümmert sich um sich selbst. Das klingt doch schon mal gut.
    „Am Wochenende bin ich auf einem Seminar. Danach bin ich bestimmt wieder voll drauf.“
    Ein Lächeln huscht über Theos Gesicht. Für eine Sekunde ist da der alte Theo. Der Fußball-Theo. Der Schlagzeug-Theo.
    „Wir haben ein paar Extraproben verabredet. Kannst du am Montag um vier?“
    Theo nickt. „Klar, da komm ich und trommle euch an die Wand. Versprochen!“

2.
    „Den Quark glaubst du doch selbst nicht, Theo!“
    Vanessa.
    Blöde Kuh. Immer den Rock besonders kurz, Ausschnitt besonders tief. Bietet Einblicke, aber nur für den Ethik-Fluffi.
    Aber da hat sie sich total geschnitten. Das bringt beim Fluffi nichts. Vanessa hat die Frau von dem noch nicht gesehen. Der Fluffi steht nicht auf Vanessa. Dabei sind sonst alle scharf auf Vanessa. Glaubt zumindest Vanessa.
    Sten und Theo fanden Vanessa auch mal ziemlich toll. Aber das ist ja Lichtjahre her. Das war, bevor sie sich an krankhafter Blödheit angesteckt hatte. Seitdem hat die Hirnschwund.
    Aber am Montag, sechste Stunde, kann Sten nicht anders. Vanessa hat Recht.
    Theo erzählt völligen Bockmist. Und das schon die ganze Stunde!
    Der Fluffi wischt sich seine Haare aus der Stirn und guckt in die Runde.
    Theo lächelt überlegen. „Beweis mir, dass ich Unrecht habe, Vanessa! Alles ist entweder wahr oder falsch, oder nicht?“
    „Ja klar. Aber was ist falsch daran, sich Klamotten zu kaufen, die nach was aussehen, einen Nachmittag im Netz rumzuhängen oder einfach nur mit Freunden zu chillen?“
    „Genau. Fußball und Kino sind ja auch kein Müll“, pflichtet Dave ihr bei.
    „Eben doch!“, sagt Theo wieder. „Dieser ganze Kram, Konsum, Kino, diese hirnlose Zerstreuung, die lenken euch vom wahren Leben ab. Und wie gut das funktioniert, das siehst du an dir selbst, Vanessa! Du bist so sehr im Konsum-Facebook-Freundinnen-Wahn, dass du gar nicht mehr merkst, wie weit weg du vom wahren Leben bist!“
    „Bullshit!“, murmelt Sten.
    „Hast du das gehört?“ Vanessa dreht sich Sten zu. „Hast du gehört, was dein bester Freund sagt? ,Bullshit‘, sagt er!“ Vanessa lächelt zu Sten herüber. Vielleicht doch nicht so blöd, die Kuh.
    „Und was ist mit Musik?“, fragt Dave von schräg hinten.
    „Musik ist im Augenblick nicht das Thema“, versucht der Fluffi sich einzumischen. „Wir hatten gesprochen über Platons Meinung, dass …“
    „Ich pfeif auf Platon. Ich will wissen, was Theo meint“, hakt Dave nach.
    Der Fluffi ist ja froh, wenn Dave überhaupt mal mitmacht. Also gestattet er die Frage.
    Theo lächelt kühl. „Musik, da kommt es sehr drauf an. Wenn sie auf

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