Und ploetzlich bist du jemand anders
dass Theo schon alles mögliche Zeug versilbert hat.“
„Hat er“, sagt Sten. „Bis auf das Schlagzeug.“
„Und genau damit sagt er dir etwas. Das Schlagzeug ist eine Hintertür für deinen Freund.
Bestimmt. Aber wenn du den Fehler machst, und ihn direkt drauf ansprichst, dann wird er es garantiert verkaufen!“, warnt Yola.
„Und was meinst du, sollen wir tun?“, fragt Sten.
„Abwarten.“ Yola steht auf. „Du kannst nichts anderes tun, als abzuwarten. Bleib in Kontakt mit ihm. Und wenn er eines Tages ankommt und fragt, ob ihr noch einen Drummer braucht, dann sag: Ja klar, komm zur nächsten Probe.“
„Das kann aber dauern, oder?“ Auch Sten steht auf.
„Monate, Jahre. Völlig unterschiedlich. Meine Schwester ist immer noch dabei. Der Ausstieg geht aber schnell. Wer sich einmal entscheidet auszusteigen, kann von heute auf morgen da raus sein. Musst ja nichts machen: einfach nicht mehr hinlaufen, fertig.“
Yola grinst. Dann sagt sie ernst: „Aber dann hast du ein anderes Leben. Und das alte Leben, das kriegst du nicht wieder zurück.“
„Wenn ich dich so höre, dann sollten wir das Lied für Theo vielleicht gar nicht mehr spielen.“
Yola klopft Sten anerkennend auf die Schulter. „Hey, du hast es kapiert. Es ist einfach Schwachsinn. Du machst dich mit dem Lied zu seinem Feind.“
Sten sieht Lea an. „Ausgerechnet unser bestes Lied. Das einzige, das man ohne Drummer spielen kann.“
„Ihr braucht einfach einen Ersatz-Drummer“, sagt Lea.
„Ach, hier seid ihr! Sten, wir suchen dich schon überall!“
Paul und Dave stellen sich zu ihnen. „Während du hier mit der Damenwelt herumturtelst, haben wir was für die Band getan.“
Hinter den beiden kommt ein großer blonder Typ in den Raum. Tommy Rosemann.
„Hallo, Sten. Ich hab gehört, ihr braucht noch einen Drummer. Stimmt das?“
Sten ist fassungslos. Der große Tommy Rosemann will bei Behind the darkness mitmachen? Der kann doch sogar leise spielen. Sind sie gut genug für so einen großartigen Drummer? Er weiß nicht, was er sagen soll.
Lea stupst Sten in die Seite. „Hier müsste jetzt Text kommen! Text, Text, Text!“
„Ja, ein Schlagzeuger fehlt uns. Zurzeit. Bis Theo wiederkommt“, sagt Sten.
„Ach, Theo macht nur eine Pause?“, fragt Tommy. „Für wie lange denn?“
Sten nimmt einen tiefen Zug aus dem Asthmaspray. Monate, Jahre, für den Rest seines Lebens? Wie lange wird Theo noch ins Haus der Erkenntnis gehen? Solange es ihm was bringt.
Sten sieht rüber zu Yola. Die kann auch nur freundlich mit den schmalen Schultern zucken.
Er sieht von Lea zu Dave und Paul. Es gibt keinen, der diese Frage beantworten kann.
Nur einen und selbst der weiß es nicht.
Sten grinst den großen Rosemann an. So ein Trommler. Klasse. Für wie lange er für Theo einspringen soll? Simple Frage. Schwierige Antwort. Soll Sten lügen? Was von einem Sabbatjahr faseln?
Nein, Sten bleibt bei der Wahrheit und sagt:
„Mal gucken.“
Christian Tielmann wurde 1971 in Wuppertal geboren. Er studierte Philosophie und Deutsch in Freiburg und Hamburg. Er lebt in Köln und schreibt seit vielen Jahren erfolgreich Bücher für Kinder und Jugendliche.
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