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Undines Rache

Undines Rache

Titel: Undines Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wurden. Sie waren alle bewaffnet, Revolver und Pistolen reichten aus. Unsere Chance war gleich Null gewesen.
    Wir waren auch nicht weit weggeschafft worden. Noch immer konnte ich den Drahtkäfig sehen, in dem sich das zarte Nixenwesen befand. Das Wasser drang in den Käfig ein, es benetzte die Gestalt und sorgte dafür, daß sie auch weiterhin am Leben blieb.
    Der Anführer hatte meinen Blick bemerkt. Er kam näher und schaute auf mich herab.
    Wieder lächelte er. Mich widerte dieses Lächeln an. Es war zuckersüß, faunisch und gleichzeitig auch gefährlich. Eine Mischung aus all diesen drei Komponenten. Er hatte ein sehr schmales, schon asketisch anmutendes Gesicht, blonde Haare, das ziemlich lang gewachsen war, so daß er es hatte zurückkämmen können. Im Nacken hatte es sich dann aufgerollt. Blasse Augen, blasse Haut, ein beinahe schon weibisch anmutender blasser Mund, ein Kinn, das nach unten hin abfiel, kaum Brauen, aber eine hohe Stirn über den Augen.
    Ein widerlicher und bösartiger Typ. Ein Mensch, der über Leichen ging, wenn es ihm genehm war.
    »Was wollt ihr hier?« Flüsternd hatte er uns die Frage gestellt und mich dabei angeschaut.
    »Wir haben Urlaub gemacht.«
    Er nickte. »So, so – Urlaub.« Dann legte er seine Stirn in Falten. »Und dabei bewaffnet?«
    »Das sind Sie auch.«
    »Es hat seine Gründe.« Er blickte auf uns nieder, als wollte er ausspucken. »Ich glaube nicht, daß ich Ihnen diese Ausrede abnehme. Sie haben hier keinen Urlaub gemacht. Sie sind gekommen, um uns zu stören, und so etwas mögen wir nicht. Wir brauchen die Ruhe und die Abgeschiedenheit, um vollkommen zu werden.«
    »Vollkommen?« höhnte Bill. »Das schafft niemand.«
    Beinahe traurig wurde Bill angeschaut. »Ja, Sie nicht. In Ihnen steckt der Schmutz der Zivilisation. Sie werden nie die Vollkommenheit erreichen, das Einswerden mit der Natur, so zu sein wie sie und alle Grenzen zu überwinden. Wieder dort zu leben oder mit dem zu leben, aus dem wir Menschen gekommen sind, aus dem Wasser. Wir sind dabei, es zu erreichen, wir haben uns hierher in die Einsamkeit zurückgezogen, und wir werden uns dabei nicht stören lassen. Ich weiß nicht, wer euch auf unsere Spur gebracht hat, doch wer immer es tat, er hat einen für euch folgenschweren Fehler begangen.«
    Bill lächelte breit. »Was Sie nicht sagen, Meister? Aber könnte es nicht sein, daß wir zu euch gestoßen sind, um auch vollkommen zu werden? Ja, so ist es gewesen, wir haben erkannt, daß es nichts bringt, wenn man sich mit den Problemen der Welt herumschlägt. Zurück zur Natur, das ist doch heute die Devise. Wenn ich an all die Katastrophen denke, die durch menschliches Versagen oder durch menschliche Unvollkommenheit über uns gekommen sind, dann könnte ich schreien. Nein, das Leben wollten wir nicht in diesem Sinne weiterführen, deshalb haben wir nach einem Platz gesucht, an den wir uns zurückziehen können. Und Irland hat ja zum Glück noch genügend unbewohnte Flecken.«
    Der Blasse hatte zugehört. Es war nicht festzustellen, ob er Bill glaubte oder nicht. Er starrte ihn nur kalt an, in seinen Augen zeichnete sich nicht das geringste Gefühl ab. Es war nicht zu erkennen, ob er Haß, Zorn und Wut verspürte oder das genaue Gegenteil davon. Es dauerte lange, bis er sich zu einer Antwort herabließ, die aber enttäuschte uns.
    »Wie kann man nur so anfängerhaft lügen«, erklärte er. »Das will mir nicht in den Sinn. An Lügen sind wir gewöhnt. Die Menschheit hat immer gelogen, sie hätte nicht in dieser Form entstehen sollen, und ihr seid zwei Exemplare der schlimmsten Sorte. Man sollte euch zerhacken und den Fischen im See zum Fraß vorwerfen. Das wäre auch nicht gut, wir lieben die Natur zu sehr, um sie mit eurem Fleisch zu vergiften, nur deshalb werde ich darauf verzichten, euch fachmännisch zu sezieren.«
    Ich hatte bisher zugehört und fragte mich, ob dieser Mann noch alle Tassen im Schrank hatte. Der war ja irre, der war verrückt, an dessen Verstand mußte einfach gezweifelt werden. So etwas zu sagen, das war einfach nicht nachvollziehbar. Nur hatte er die Worte in einem für uns erschreckenden Ernst gesprochen. Dieser Knabe und seine Freunde waren tatsächlich von ihrer Ideologie überzeugt.
    Seine Hände bewegten sich an seinem Körper hoch. Es sah so aus, als wollten sie ihn streicheln. Dann umfaßten die Finger den großen Tropfen an seiner Brust. »Das ist die wahre Reinheit«, flüsterte er uns zu. »In diesem Stein vereinigt sich all

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