Unruhe: Der erste Fall für Kommissar Steen (German Edition)
gekannt haben. Es ist jemand, der an Polizeiabsperrungen vorbeikommt, ohne entdeckt zu werden, einer von unseren Leuten oder … Es ist der Job eines Profis.«
Corneliussen grunzte.
»Ein Profi? Soll ich das etwa Rosenkvist und der Polizeichefin sagen? Ich hoffe, dass du bald was Besseres zu bieten hast.«
10
Piver ging an die Bar. Seine Hände zitterten, als er sich eine Zigarette an einer Kerze anzündete. Der Typ hinter dem Tresen hatte lange Haare und einen Blick in den braunen Augen, als könne ihn nichts überraschen.
»Habt ihr Internetzugang hier? Kannst du mir vielleicht die Telefonnummer von Modpress raussuchen?«
Der Barkeeper blickte widerwillig drein, aber es waren keine Kunden da, um die er sich hätte kümmern müssen.
»Bitte, es ist wichtig.«
Es dauerte eine ganze Zeit, bis er die Internetseite aufgerufen, und noch länger, bis er die Telefonnummer gefunden hatte.
Piver verzog sich wieder auf das alte Sofa in der Ecke und rief an.
»Modpress, Jeanette am Apparat.«
»Hej, mein Name ist Michael. Mich hat jemand angerufen, der behauptet, er arbeite bei euch. Ich wollte nur mal kurz die Telefonnummer checken. 20 15 44 95?«
»Wir geben keine Telefonnummern heraus.«
»Darum geht’s mir auch nicht. Ich will nur wissen, ob das eine von euren Nummern ist. Ich will gar nicht wissen, wem sie gehört.«
»2015. Das ist eine von unseren Nummern. Ich kann von hier nicht sehen, wem sie gehört. Ein Teil unserer Mitarbeiter sind Springer und über die ganze Stadt verteilt, aber alle Nummern beginnen mit 2015.«
Er nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette. Spürte den Triumph und gleichzeitig die Unruhe. Und die Angst. Hierbei brauchte er Hilfe, also wählte er die Nummer des Journalisten von Modpress.
Er war bereit. Er wusste, dass er etwas hatte, das ihn sehr weit bringen konnte. Und er wusste, warum die Bullen hinter ihm her waren. Er dachte an die Bilder, die er eben gesehen hatte.Es war nicht entscheidend, dass das Gesicht des Mörders nicht deutlich zu erkennen war, ebenso wenig, dass nicht zu sehen war, wie der Mord begangen wurde. Denn als der Mann sich umdrehte und den Tatort verließ, leuchtete das Wort, das in reflektierenden Buchstaben auf seinem Rücken geschrieben stand, deutlich sichtbar durch die Nacht: Polizei.
11
John Darling lenkte den Wagen durch das Eingangstor zum Friedhof. BB und seine Kollegen von der KT waren dabei, die Umgebung des Tatorts ein zweites Mal zu durchkämmen. Drei Mann waren in die Hocke gegangen, hatten den Blick fest auf die Erde vor sich geheftet und stocherten mit kleinen Plastikpinzetten darin herum.
»Wir holen uns gleich erst mal was zu beißen, lass uns nur mal eben hören, wie es mit den Fingerabdrücken aussieht«, sagte Axel.
BB erhob sich und kam ihnen entgegen.
»Ihr seid in der glücklichen Lage, dass ich über den einzigen Fingerabdruckscanner im ganzen Königreich verfüge. Ich habe die Abdrücke des Toten eingeschickt, aber es klemmt ein bisschen mit der Kommunikation, jedenfalls habe ich bis jetzt noch keine Antwort bekommen. Es gibt ein paar Probleme, weil die Abgleichsanfragen momentan nur so über uns hereinbrechen. Allein letzte Nacht wurden angeblich mehr als zweihundert genommen«, sagte er.
Sie waren ein Polizeikorps mit kollektivem Brummschädel und Chaos in den Dienstplänen. Aus Sicherheitsgründen hatte nur eine Handvoll Menschen von der Aktion gegen das Jugendzentrum gewusst, sodass es nicht möglich gewesen war, wenigstens einen Teil der mehr als tausend Mann in Bereitschaft zu versetzen. Erst im Laufe der Nacht hatten die mit Mannschaftswagen ausgerüsteten mobilen Kontroll- und Überwachungseinheiten, die sich der Straßenkämpfe anzunehmen hatten, die Anordnung erhalten, sich bereit zu machen. Alle Beamten hatten ihre Handys abgeben müssen, sodass sie keine Nachrichten verschicken oder der Freundin mitteilen konnten, sie kämen die nächsten Tage nicht nach Hause.
Der Schwede rief an.
»Diese Tätowierung ist ein albanischer Adler. Bist du an einem Computer? Einmal googeln, und du siehst, wovon ich rede.«
Axel setzte sich in Darlings Wagen und klappte seinen Laptop auf. Er googelte Adler und Albanien, und vor ihm erschien die Silhouette des Tieres, schwarz auf blutrotem Hintergrund. Ein zweiköpfiger Adler mit gespreizten Klauen, einer dünnen, aus dem Schnabel ragenden Zunge und ausgebreiteten Flügeln. Die albanische Flagge. Er musste sich die Tätowierung bei der Obduktion noch einmal anschauen. Er
Weitere Kostenlose Bücher