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Unsterbliche Gefährten - das böse Blut

Unsterbliche Gefährten - das böse Blut

Titel: Unsterbliche Gefährten - das böse Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chrissi Schröder
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Wege gehen soll – da taucht plötzlich etwas aus dem dichten Nebel vor mir auf.
    Eine Gestalt ist auszumachen, erst nur die Umrisse, aber je näher sie kommt, um so deutlicher wird sie.
    Der milchige, dichte Dunst scheint aber nicht nur vor mir zu sein – er hat wohl auch schon mein Gehirn erreicht. Das Denken fällt mir zunehmend schwerer, die Gedanken driften immer wieder ab. Ein Schleier aus Blut und Tod drängt sich zwischen die Vernunft, die Angst und meine Instinkte.
    Ich hebe meine Hand um mir damit über die Augen zu wischen – es ist ein Gefühl, als gehöre das Körperteil zu jemand anderem – einer, der meilenweit entfernt von hier ist.
    Die Hand noch halb erhoben, hat er mich mit einem Mal erreicht – er steht vor mir, lächelt mich an. Seine kalten Hände ruhen einen Augenblick auf meinen Hüften – umarmen langsam meinen dürren Körper.
    Bevor auch nur ein Gedanke an Gegenwehr es durch die dicke Nebelsuppe in meinem Kopf geschafft hat, stehe ich dicht bei ihm und lehne die Stirn gegen seine eiskalte Schulter.
    Seine Wange streicht über meine – wie kühl seine Haut ist – kein Brennen, kein Feuer, nur die Kühle der Haut.
    Sein Atem kitzelt mich am Ohr – ich will ihm unbedingt in die Augen sehen. So hebe ich meine verkrampften Hände und halte sein Gesicht fest, sehe in seine Augen – in diese wunderschönen, braunen Augen.
    Eine unendliche Tiefe erwartet mich. Die Pupillen sehen aus, als brenne ein Feuer in ihnen, ein alles verschlingendes Feuer.
    Es scheint mich an zuschreien: „ versinke in uns, ertrinke in uns, du brauchst nie wieder an die Oberfläche zu gelangen, nur hier bei uns findest du Frieden – den Frieden, den du dir so sehr wünschst.“
    Fast möchte ich dem Feuer zustimmen, ich möchte meine Augen schließen und unter die Oberfläche tauchen – eintauchen in das Feuer. Mich einfach fallen lassen, hinab in diese unendlich tiefen Brunnen.
    Ich bin bereit, ich fühle mich bereit, um für immer zu versinken – endlich meinen Frieden zu finden.
    Da wird das Feuer der Pupillen größer, es flackert kurz und wächst an. Verschlingt langsam das ganze Braun der Iris, wird immer gelber – das Schwarz der Pupille wird länglich, scheint sich auszudehnen, sie werden zu Schlitzen – senkrechte Schlitze.
    Raubtieraugen.
    Hungrig blicken sie mich an, ein Knurren – wie ein Donnergrollen – ist zu hören. Es scheint nicht aus seinem Inneren zu kommen, sondern von überall her. Um mich herum ist nur noch dieses Knurren zu hören, es hüllt mich ein.
    Ich bin total erstarrt, blicke wie hypnotisiert auf die Veränderung seiner einst so schönen Augen.
    Dann ein Zischen, ein Fauchen, er öffnet seinen Mund, wirft den Kopf in den Nacken.
    Ich sehe Zähne blitzen, lang und spitz.
    Keinerlei Furcht ist in mir, nur ein unheimliches und zugleich tröstliches Gefühl, und das Wissen darüber, das ich gleich erlöst bin.
    Das ich gleich meinen Frieden finden werde.
    Ich schließe die Augen und erwarte den Schmerz.
    Erwarte, dass Justin mich beißt.
    Sein Kopf schnellt nach vorne, und er schlägt mir seine Zähne in den Hals.
    Gegenwart:
    Erschrocken reiße ich die Augen auf und schnappe ein paar mal gierig nach Luft.
    Trotz meiner ausgebreiteten Arme, muss ich mich anstrengen, damit ich das Gleichgewicht nicht verliere.
    Ich stehe hoch über dem Boden – fünfzehn Meter mindestens – auf den Überresten unserer Stadtmauer. Am höchsten Punkt – der es mir ermöglicht, meine Füße dicht nebeneinander zu stellen – auf den äußersten Zinnen.
    Hier oben ist mein Lieblingsplatz, hier kann ich ungestört nachdenken und meine Gedanken und Erinnerungen kreisen lassen.
    Was mich eben so erschrocken auffahren ließ, war aber weder eine Erinnerung, noch ein Traum. Letzteres ganz bestimmt nicht, da ich nicht schlafen kann – also kann ich auch nicht träumen.
    Aber es war ein Gemisch aus Erinnerungen – Geschehnisse aus vergangenen Zeiten – gepaart mit … ja, mit was genau.
    Mit Wunschdenken?
    Aber ich will eigentlich nicht sterben.
    Selbst die Wahrheiten – die diese … nennen wir es mal Vision – beinhaltete, schmerzen sehr.
    Mehr, als ich je zugeben würde – viel mehr, als ich es mir selbst eingestehen würde.
    Warum nur sollte Justin mich beißen – oder eher wohl töten – wollen?
    Gut, er hasst mich. Aber ist das schon Grund genug?
    Wenn jeder jeden umbringen würde, nur weil er ihn hasst – dann ist die Welt bald sehr arm an Menschen und … anderen Geschöpfen.
    Er ist

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