Unter Menschen
reden. Vielleicht gibt es ja etwas, was man dagegen tun kann. Du bist ein tapferer Junge, das hast du bewiesen, aber dass du so leidest, das sollte nicht nötig sein. Geht es denn jetzt wieder?“
Sam schluckte und nickte. George hatte nicht vergessen, dass er litt und das tröstete ihn ein wenig.
„Ich wollte noch mal nach dir sehen, wegen allem, was heute war“, sagte George und Sam presste die Lippen zusammen, um nicht wieder zu weinen.
Der Tag war enttäuschend gewesen und der morgige schwebte als Schreckensvision über ihm.
„Du wirst einen schönen Tag morgen haben, Sam. Es wird dir gefallen. Und ich will, dass du dich freust und nicht traurig bist. In Ordnung?“
„Nein!“, schluchzte Sam. Er konnte sich nicht mehr zurückhalten. „Es wird nicht schön! Ich weiß es.“
George strich ihm über das nasse Haar.
„Was du immer noch nicht gelernt hast, ist, mir zu vertrauen. Du wirst morgen einen wunderbaren Tag haben. Wenn ich das sage, dann ist das so. Ich weiß, warum du enttäuscht bist, aber das ist kein Grund, so zu weinen. Vertrau mir, Sam. Und hab ein bisschen mehr Vertrauen in dich selbst.“
„Ich weiß nicht, wie das geht.“ Sam schluckte immer wieder, weil die Traurigkeit nicht von ihm abließ. Bestimmt war das auch lästig, dass er weinen musste und nicht einfach schlief und George in Ruhe ließ.
Sam hörte Schritte auf der Treppe und dann sah er Vivian, die schnell zu ihnen nach unten lief.
„Ist was?“ George stand sofort auf.
„Es geht Neill wirklich schlecht. Er wimmert die ganze Zeit. Und er hat ein paar Mal deinen Namen gesagt. Ich werde Jerry noch mal anrufen.“
„Ich komme zu euch rauf. Bin gleich da.“
George wandte sich noch einmal Sam zu. „Wir sehen uns morgen. Und vertrau mir. Denk noch ein bisschen nach und dann schlaf gut.“
Sam nickte, aber nur, um seinen Gehorsam zu zeigen. Glauben konnte er es nicht.
Sam spürte, dass sein Bewusstsein langsam vom Schlaf in den Wachzustand wechselte. Der Alptraum, der ihn bis eben gequält hatte, verblasste und in ihm dämmerte die Ahnung, dass die schrecklichen Bilder nicht real waren. Aber es beruhigte ihn nicht, denn jenseits der dunklen Stille des Schlafs wartete ein Geburtstag ohne passendes Geschenk und das dazugehörige Geständnis samt der enttäuschten Blicke auf ihn. Deshalb hielt Sam die Augen geschlossen und versuchte, wieder einzuschlafen. Er wollte sich nicht verwandeln, Schmerzen aushalten und dann in die Küche gehen, wo alle Familienmitglieder schon saßen. Ihre Augen würden sich auf ihn richten und dann musste er sein Versagen eingestehen.
Eine halbe Stunde lag Sam noch reglos da, aber der Schlaf kam nicht mehr. Er tauchte auf, presste die Kiemen frei und atmete ein. Seine Kleider, die er vorgestern extra für den Geburtstag gewählt hatte, lagen ordentlich auf einem Stuhl. Er seufzte traurig. Es gab kein Entkommen und das Einzige, was er noch tun konnte, war die Notlösung anzuwenden, die er sich bis in die späte Nacht überlegt hatte.
Die Familie saß wirklich schon am Esstisch, als Sam eintrat. Ihre fröhlichen Stimmen verstummten und sie drehten sich nach ihm um, so wie er es vorhergesehen hatte.
Sam blieb in der Tür stehen. Er musste sich abstützen, während er nach Worten rang.
„Ich ...“, begann er und schaute dabei zu Boden. George, der Geburtstag hatte, ihn konnte er nicht ansehen.
„Ich ... habe ...“ Die Tränen stiegen nach oben und Sam kämpfte sie wieder zurück. Laine wollte aufstehen, aber George gab ihr ein Zeichen, wie Sam aus dem Augenwinkel erkennen konnte.
„... mir was überlegt. Für deinen Geburtstag. Ich konnte kein Geschenk finden und deshalb ...“ Er seufzte schmerzlich. „Ich weiß, dass ich manchmal eine Belastung bin für euch. Mein Geschenk ist, dass ich dich heute ganz in Ruhe lasse, George. Du kannst mit deiner Familie feiern, und ich störe euch nicht. Mehr hab ich leider nicht für dich. Tut mir furchtbar leid.“
Es war heraus. Sam konzentrierte sich immer noch auf das Muster der Bodenfliesen. Ein Stuhl wurde gerückt und er wusste, dass George jetzt zu ihm kam, um etwas dazu zu sagen. Dann nahm ihn George in die Arme.
„Ich kann dein Geschenk leider nicht akzeptieren“, sagte er und Sam fühlte, wie ihm schwindelig wurde vor Enttäuschung. „Denn ich feiere nicht ohne dich. Wenn du mich in Ruhe lässt, dann fällt die Feier aus. Willst du das?“
„Nein“, schluchzte Sam. Er fühlte sich überfordert und verwirrt. Was würde
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