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Anwaltshure 4

Anwaltshure 4

Titel: Anwaltshure 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Carter
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1. Schnell. Hart. Tief.
    Mit dem leisen Summen des Rollladens als Begleitmusik erhob sich an diesem Morgen eine Märchenlandschaft vor meinen Augen. Was am Vorabend als filigraner Flockentanz begonnen hatte, verwandelte mittlerweile ganz London in ein Wintermärchen. Dicke, weiße Kissen lagen auf den entlaubten Zweigen und Ästen meines kleinen Gartens und funkelten im matten Morgenlicht.
    Ich lehnte mich mit der Schulter gegen die Wand und betrachtete die Schönheit dieses Wintermorgens. Es schien, als wäre in der Nacht ein Riese umhergewandert und habe unendliche Mengen von Diamantsplittern über der Stadt verstreut. In mir war auf einmal wieder die Erinnerung an jene friedlichen Tage meiner Kindheit, wenn ich den ersten Schnee staunend und in freudiger Erregung betrachtet hatte.
    Und so geschah es nicht ohne eine gewisse Wehmut, dass ich das Mädchen von damals mit der Frau verglich, die ich heute war. Eine Hure!
    Durch George McLeod, einem der renommiertesten Anwälte des Königreichs, war ich in einen Strudel aus Sex, Leidenschaft und Reichtum geworfen worden. War er zu Anfang nur mein Liebhaber gewesen, hatte er sich bald in eine Art exquisiten Zuhälter verwandelt, für den ich mit seiner betuchten Klientel gegen Bezahlung ins Bett ging.
    Es war die Liebe zu ihm, die mich – jegliche Hemmung oder Bedenken über Bord werfend – mit den unterschiedlichsten Männern und auch Frauen, in die vielfältigsten erotischen Abenteuer getrieben hatte.
    Dennoch machte ich mir in meinen vernünftigen Momenten keine Illusionen über die Art unserer Beziehung. George würde für mich niemals mehr sein, als ein Liebhaber und Arbeitgeber. Dies nicht nur, weil er verheiratet war, sondern vielmehr, weil sein Charakter es erforderte. Er war ein Mann, hinter dessen freundlichem Charme sich stählerne Härte verbarg. Der unbedingte Wille zu Erfolg, Macht und Geld. Von all dem besaß er im Übermaß und tat doch nichts, ohne eisiges Kalkül.
    Warum ich ihn dennoch liebte? Vielleicht, weil ich immer auf der Suche war nach einem anderen George. Jenem Teil in ihm, der gütig, herzlich und liebevoll war. Der Dinge ohne Berechnung tat, ja, sogar ohne darüber nachzudenken.
    Leider hatte ich jenen George in den Jahren seit unserer ersten Begegnung noch immer nicht finden können. So war es vielleicht auch jene Suche, die mich in die Arme seines Sohnes Derek getrieben hatte. Eines Mannes, der in Wahrheit der ganze Sohn seines Vaters war. Nur in einer fast verzweifelten Art und Weise. Derek kämpfte gegen sich und sein Erbe. Verwirrt, leidenschaftlich, verletzt und … rücksichtslos.
    Ich hatte ihn in den zurückliegenden Wochen in seinen einsamsten und düstersten Stunden kennengelernt.
    Ich hatte ihm beigestanden, ihn getragen und am Ende das Feld für eine andere Frau geräumt: Laura. Die Tochter des Lordrichters, deren Liebe ihn vor einer drohenden langen Haftstrafe bewahrt hatte. Ich hatte eingesehen, dass ich Dereks Schicksal besiegelt hätte, wenn ich mich Laura und ihm in den Weg gestellt hätte. Nicht nur wegen des Verfahrens, das ihm gedroht hätte, sondern weil Laura sein Kind erwartete.
    So stand ich an jenem funkelnden Morgen an meinem Fenster, hinter mir die schwärzeste Zeit meines Lebens, und beschloss, Vergangenheit Vergangenheit sein zu lassen und wieder in mein altes Leben zurückzukehren. Mich wieder in den Rausch aus Sex und Gier zu stürzen und so nicht nur jene dunklen Tage hinter mir zu lassen, sondern auch Derek selbst. Ihn ein ruhiges Leben aufnehmen zu lassen an der Seite der Frau, die sein Herz gewonnen hatte.
    »Es gibt viele Fische im Meer«, flüsterte ich leise.
    Gerade als ich mich nun von der Wand abstieß, um nach meinen Zigaretten Ausschau zu halten, klingelte mein Telefon. Ich nahm den Anruf entgegen, ohne meinen Namen zu nennen.
    »Miss Hunter?«, klang es dezent vornehm in mein Ohr. »Hier ist die Kanzlei McLeod. Mister McLeod hat mich gebeten, Ihnen mitzuteilen, dass gegen ein Uhr ein Gast zu Ihnen kommen möchte.«
    In mir versteifte sich alles. Seit wann rief George mich nicht mehr selbst an, wenn er einen Kunden für mich hatte? Mir wurde plötzlich kalt.
    »Es ist ein Mister Goric. Sein Termin ist open end avisiert.«
    Goric … wohl ein Russe, dachte ich und erinnerte mich an jenen Mann, der mich mit Geschenken überhäuft hatte und dessen Heiratsantrag ich schweren Herzens hatte ablehnen müssen.
    »Danke vielmals für Ihren Anruf.« Ich stand da, den Hörer in der Hand, und begriff nicht,

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