Unwiderstehlich (German Edition)
leicht im Rhythmus ihres Atems.
Nach zwanzig Minuten im warmen Wasser stieg sie die Treppe hoch und trocknete sich ab. Dick in ihren Bademantel eingemummelt, ging sie nach draußen und atmete die frische Winterluft tief ein. Wie immer folgte sie den Steinplatten bis zur Kiesspirale und lief dort einmal bis zum Zentrum und zurück. Aber ihre Gedanken kreisten weiter. Verdammt, heute fand sie einfach keinen Weg zur inneren Mitte. Die letzten Wochen waren aber auch sehr stressig gewesen. Als selbstständige Unternehmerin mit einem One-woman -Cateringservice waren ihre Wochenenden immer mit Arbeit belegt. In der letzten Woche hatte sie zusätzlich noch zwei weitere Aufträge gehabt und seit drei Monaten nur ein freies Wochenende. Sie brauchte dringend eine Ruhepause. Deswegen war heute das volle Verwöhnprogramm angesagt. Und am Nachmittag würde sie sich noch eine Massage gönnen, bevor sie nach einem letzten Aufguss, bei dem sie sich mit Rosenblütenöl einölen würde, nach Hause fuhr.
Am Ende des Zengartens stand eine große, mit Sand gefüllte Steinschale direkt neben einem dicken lachenden Buddha aus Marmor. Im Sand steckte ein einzelnes glimmendes Räucherstäbchen. Neben der Schale lagen mehrere Packungen davon in verschiedenen Duftrichtungen und in einem Windglas brannte eine Kerze.
Nele nahm sich ein Stäbchen mit Lotusduft und hielt es über die Kerzenflamme, bis die Spitze brannte. Sie steckte es in den Sand, und als sie es ausblies, wünschte sie sich etwas. Morgen Abend, wenn sie ihre Eltern besuchte, bitte keine Diskussion über den noch immer fehlenden Schwiegersohn. Sie nahm sich noch ein Stäbchen und wiederholte die Prozedur. Bitte nicht krank werden bis zu ihrem verdienten Urlaub Ende März. Noch ein Stäbchen. Endlich nicht immer nur andere glückliche Paare bekochen müssen. Und noch eins. Bitte endlich Mister Right über den Weg laufen. Sie hielt das fünfte Stäbchen schon in der Hand, als sie glaubte, auf dem Gesicht des lachenden Buddhas einen ärgerlichen Zug zu entdecken. Ja, ja, schon gut. Wir wollen es mal nicht übertreiben. Sie legte das Räucherstäbchen zurück und verneigte sich mit gefalteten Händen vor der Statue. Es war ohnehin Zeit für das Dampfbad. Zu jeder vollen Stunde gab es dort ein Schoko-Zucker-Peeling.
Nele öffnete die Glastür und warmer Wasserdampf quoll ihr aus einem großen Kachelofen entgegen, der in der Mitte des Raumes stand. Es war heiß. Heiß und feucht. Der gekachelte Raum war völlig vernebelt. Genau so, wie sie es am liebsten hatte. Sie schloss die Tür hinter sich und spritzte mit einem Wasserschlauch die Sitzfläche in einer der Nischen ab. Erst jetzt setzte sie sich. Sie spürte die warmen Kacheln auf ihrer Haut. Der Wasserdampf setzte sich sofort auf ihrer Haut und in ihren Poren ab. Herrlich. Sie schwitzte sich die Arbeit und die Anstrengung des letzten Wochenendes aus dem Körper und konnte förmlich spüren, wie sich ihre verspannten Muskeln an den Schultern allmählich lockerten.
Nach ein paar Minuten ging die Tür auf und eine Angestellte kam herein. Sie trug ein Tablett mit kleinen Schälchen.
»So, wie viele haben wir denn hier?«
Nele stand schon. »Nur mich.«
»Das stimmt nicht«, kam eine Stimme aus der gegenüberliegenden Nische. Der Kerl von vorhin tauchte plötzlich aus dem Dampf auf.
»Also nur zwei Personen. Na, da bekommen Sie beide zwei Schälchen. Wissen Sie, wie es geht?«
»Ja«, sagte Nele.
»Nein«, sagte der Mann.
»Okay, also hier haben wir eine Schokoladen-Zucker-Mischung mit hochwertigem Olivenöl. Der Zucker bringt den Peelingeffekt, die Schokolade pflegt die Haut, und das Öl ist dafür da, dass Sie das Gemisch besser auftragen können. Wenn Ihre Haut richtig warm ist, bitte auf dem ganzen Körper auftragen und zehn Minuten einziehen lassen. Und bitte denken Sie daran, sich hinterher richtig gut abzuduschen.« Sie hielt Nele das Tablett hin, die sich zwei Schälchen nahm. Auch der Mann griff zu. Dann schloss sich die Tür wieder hinter der Angestellten.
Nele stellte die Schälchen auf dem Dampfofen ab. Sofort fing sie an, die süße Masse auf ihren verschwitzten Körper aufzutragen. Erst die Schultern und Arme, dann das Dekolleté und die Brüste …
Der Typ stand immer noch mit den beiden Schälchen in der Hand da und schaute sie an. Wenn Nele es richtig sah, dann regte sich sein Schwanz gerade. Gelegenheit macht Diebe, schoss ihr durch den Kopf. Sie dachte an den Wunsch, für den sie beinahe das fünfte
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