Unwiderstehlich (German Edition)
Laugh, Pray, Eat
W ie eine Kuh auf dem Eis, die Schlittschuhe trägt. Nele biss sich auf die Zunge, damit sie nicht laut loslachte. Sie blieb einen Moment auf der kleinen Treppe stehen, die runter ins warme Wasser des Schwebebeckens führte. Der Kerl vor ihr hatte arge Probleme. Er ruderte mit den Armen, damit der Oberkörper nicht unterging, während er verzweifelt versuchte, gleichzeitig seine Beine und seine Arme auf jeweils einer Poolnudel abzulegen. So konnte das ja auch nicht klappen. Völlig mit dem Sich-über-Wasser-Halten beschäftigt, bemerkte er gar nicht, dass da jemand am Beckenrand stand. Nele konnte ihren Blick kaum von dieser absurden Szene abwenden, auch wenn sie es eigentlich nicht mochte, dass da schon jemand vor ihr im Wasser war.
Am liebsten ging sie montagmorgens in die Sauna, wenn noch kaum Gäste da waren. Bisher hatte Nele nur ein paar Angestellte getroffen. Es war ruhig, sehr ruhig. Kein Geschnatter von den Frauen, keine lauten Wasserplatscher der Männer, die mit Anlauf in die Schwimmbecken springen mussten. Die asiatische Saunalandschaft war noch leer und ihrer Erfahrung nach würde dieser Zustand noch ungefähr anderthalb bis zwei Stunden anhalten. Und das war gut so. Sie brauchte die Erholung dringend, und jetzt wollte sie einfach nur in aller Ruhe im warmen Wasser schweben. Die Gelenke, die Muskeln, die Gedanken, alles entspannte sich. Deshalb ging sie zuallererst immer ins Schwebebecken mit der sanften Unterwassermusik, und erst danach kam das Schwitzen.
Doch was sie jetzt geboten bekam, hatte sie so auch noch nicht gesehen. Gerade kippte der Mann zu einer Seite, die bunten Poolnudeln schossen nach außen weg, und er drehte sich unter Wasser um sich selbst. Nele konnte nicht mehr an sich halten. Sie lachte laut auf. Es war aber auch wirklich zu komisch.
Als er sich einigermaßen sortiert hatte und endlich wieder stand, blickte er wie ein begossener Pudel zu ihr hoch. Etwas schuldbewusst stieg Nele jetzt die gekachelten Mosaikfliesen hinab ins warme Wasser. Als wenn nichts gewesen wäre, schnappte sie sich zwei von den Schaumstoffröhren und legte sich eine ins Genick, während sie sich die andere unter die Kniekehlen schob. So machte man das, mein Herr. Völlig gelöst lag sie im Wasser. Aus dem Augenwinkel nahm sie wahr, wie der Mann es ihr nachtat. Und schon nach wenigen Sekunden war Ruhe im Becken. Sie konnte endlich relaxen und der Unterwassermusik lauschen.
Aber so ganz klappte es nicht mit der Entspannung. Immer wieder linste sie hinüber zu diesem komischen Typen. Na ja, er selbst war eigentlich gar nicht komisch, sondern nur der Umstand, dass er nicht wusste, wie man gelassen im Wasser abhängt. Jetzt sah er ganz normal aus, wie er da mit geschlossenen Augen durchs Wasser trieb. Dreitagebart, dunkles Haar, Sportlerfigur und ein schöner Schwanz, soweit man das im entspannten Zustand beurteilen konnte. Er war weder zugewachsen noch völlig glatt rasiert wie ein Kinderpopo. Nele zuckte zurück, als sie bemerkte, dass er sie dabei beobachtete, wie sie ihn beobachtete. Und dass sich ihre Brustwarzen verräterisch aufgerichtet hatten, war nun wirklich keine Hilfe. Sie drehte sich verschämt weg und tat so, als würde sie ihn gar nicht bemerken.
Ob es nun daran lag, dass er sich über ihre Blicke geärgert hatte, oder er einfach nicht im Wasser entspannen konnte, jedenfalls stieg er nun langsam die Treppe hoch. Kleine Wellen schwappten über Neles Körper. Jetzt hatte sie Gelegenheit, auch noch seinen muskulösen Rücken und seinen wohlgeformten Hintern zu bewundern. Mit verstohlenen Paddelbewegungen ihrer Hände brachte sie sich in den richtigen Winkel und linste durch halb geschlossene Augenlider. Kein Marathonmann, dafür war er zu muskulös, eher ein Schwimmer – oder vielleicht machte er seit seiner Kindheit Judo oder trainierte für die K2-Besteigung. Aber er war definitiv ein aktiver Sportler, der sich jetzt zu ihr herumdrehte, als er seine Badelatschen anzog. Er grinste sie an, als habe er ihre Blicke bemerkt, dann war er schon verschwunden.
Schade, dachte Nele. So einen tollen Körper kriegt man nicht oft zu sehen. Und noch viel seltener kriegt man so einen Körper ins heimische Bett, oder wo man es sonst noch treiben konnte. Wirklich schade. Sie stieß die Poolnudeln beiseite und ließ sich komplett ins Wasser gleiten. Als sie wieder hochkam, fand ihr Körper endlich die perfekte Balance. Er schwebte von ganz allein auf der Wasseroberfläche und senkte und hob sich
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