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Bis aufs Blut - Thriller

Titel: Bis aufs Blut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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1
    Sie hatte noch knapp drei Stunden zu leben, und ich nippte in der Hotelbar an meinem Grapefruitsaft mit Tonic.
    »Sie wissen, wie das heutzutage ist«, sagte ich, »nur die Härtesten schaffen es. Kein Platz für blutende Herzen.«
    Mein Trinkgenosse war selbst Geschäftsmann. Auch er hatte die Hochs und Tiefs der Achtziger überlebt und nickte jetzt so emphatisch, wie der Whisky, den er intus hatte, ihm gestattete.
    »Blutende Herzen«, sagte er, »gehören auf den OP-Tisch, nicht ins Geschäftsleben.«
    »Darauf trinke ich«, sagte ich, obwohl es in meiner Branche natürlich um nichts anderes als um blutende Herzen geht.
    Gerry hatte mich kurz zuvor gefragt, womit ich meine Brötchen verdiene, und ich hatte ihm Import - Export gesagt. Einmal hatte ich nämlich Scheiße gebaut, als ich mir einen Beruf in allen Details zurechtlegte, nur um erfahren zu müssen, dass der Typ, mit dem ich gerade zusammen an der Bar saß, in genau derselben Branche arbeitete. Nicht gut. Inzwischen bin ich besser, viel vorsichtiger, und an einem Abschusstag trinke ich nicht. Nicht einen Tropfen. Nicht mehr. Es hieß, ich würde allmählich nachlassen. Völliger Unfug natürlich, aber manchmal ist es schwierig, Gerüchte aus der Welt zu schaffen. Ich kann ja schließlich keine Anzeige in den Zeitungen schalten. Aber ich wusste, ein paar gute, saubere Abschüsse würden diese spezielle kleine üble Nachrede Lügen strafen.
    Außerdem war der heutige Auftrag wirklich keine große Sache: Ich hatte ihn auf dem Silbertablett serviert bekommen, wie ein Geschenk. Ich wusste, wo sie sein und was sie gerade tun würde. Ich wusste nicht nur, wie sie aussah, ich wusste auch ziemlich genau, was sie anhaben würde. Ich wusste eine ganze Menge über sie. Ich würde mich für diesen Abschuss nicht sonderlich anstrengen müssen, aber das würden potenzielle künftige Auftraggeber ja nicht wissen. Sie würden lediglich meine Trefferquote sehen. Schön, ich würde sämtliche leichten Ziele annehmen, die sich mir boten.
    »Und, was kaufen und verkaufen Sie so, Mark?«, fragte Gerry.
    Ich war Mark Wesley. Ich war Engländer. Gerry war ebenfalls Engländer, aber als international tätige Geschäftsleute sprachen wir miteinander mid-Atlantic : die Lingua franca der Businesswelt. Wir waren neidisch auf unsere amerikanischen Vettern, hätten es aber niemals zugegeben.
    »Was immer gerade verlangt wird, Gerry«, sagte ich.
    »Darauf trink ich.« Gerry prostete mir mit Whisky zu. Es war fünfzehn Uhr Ortszeit. Der Whisky kostete sechs Pfund das Glas, auch nicht viel mehr als mein alkoholfreier Drink. Ich habe schon in Hotelbars auf der ganzen Welt getrunken, und diese eine sah wie jede andere aus. Halbdunkel selbst bei Tag, die immer gleichen Flaschen hinter dem blank polierten Tresen, der immer gleiche uniformierte Barkeeper, der aus ihnen einschenkt. Ich empfinde diese Unveränderlichkeit als beruhigend. Ich hasse es, an einen fremden Ort zu fahren, wo man keinerlei Bezugspunkt findet, nichts Erkennbares, woran man sich halten könnte. Ägypten konnte ich nicht ausstehen: Selbst die Coke-Logos waren auf Arabisch geschrieben, und die Zahlen stimmten alle nicht, und alle Leute trugen die falschen Klamotten. Dritte-Welt-Länder mag ich nicht; wenn das Honorar nicht wirklich verlockend ist, erledige ich da grundsätzlich keine Aufträge. Ich bin gern an einem Ort mit sauberen Krankenhäusern und hygienischen Einrichtungen, trockenen Laken auf dem Bett, Englisch sprechenden, lächelnden Gesichtern.
    »Tja, Gerry«, sagte ich, »war nett, sich mit Ihnen zu unterhalten.«
    »Fand ich auch, Mark.« Er öffnete seine Brieftasche und zog eine Geschäftskarte heraus. »Hier, für alle Fälle.«
    Ich sah sie mir an. Gerald Flitch, Marketingstratege. Darunter ein Firmenname, Telefon-, Fax- und Autotelefonnummer und eine Liverpooler Adresse. Ich steckte die Karte ein, klopfte mir dann auf das Jackett.
    »Tut mir leid, ich kann mich nicht revanchieren. Keine Karten dabei.«
    »Schon okay.«
    »Aber die Drinks gehen auf mich.«
    »Tja also, ich weiß nicht -«
    »Ist mir ein Vergnügen, Gerry.« Der Barkeeper gab mir die Rechnung, und ich unterschrieb sie und notierte dazu meine Zimmernummer. »Schließlich«, sagte ich, »kann man nie wissen, ob ich sie nicht mal um einen Gefallen bitten muss.«
    Gerry nickte. »Im Geschäftsleben braucht man Freunde. Ein Gesicht, dem man vertrauen kann.«
    »Das stimmt, Gerry, in unserem Metier ist Vertrauen das A und O.«
    Woraus man klar

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