Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition)
sein.« Das hatte ich im letzten Jahr nur allzu deutlich mit Pete Bradshaw erlebt.
»Oh! Mein! Gott!« April schrie so laut, dass ich meinen Fuß auf die Bremse rammte und schon dachte, wir hätten einen Hund oder irgendwas überfahren. Doch April hüpfte mit einem absolut verrückten Gesichtausdruck auf ihrem Sitz herum, als wäre ihr eben die beste Idee seit der Erfindung des Nagellacks gekommen. »Okay, entschuldige, wenn ich mal kurz von diesem heißen Thema namens Talbot abschweife, aber ich muss dich was fragen. Wenn du eine Superheldin bist, kann ich dann nicht deine Kumpanin sein?«
»Wie bitte?« Ich glotzte April an und hoffte, dass sie nur einen Scherz machte – was, natürlich, nicht der Fall war.
»Das dynamische Duo«, säuselte sie und ließ ihren Finger zwischen ihr und mir hin- und herwackeln.
»Äh, ich bin ziemlich sicher, dass Kumpaninnen auch über Superkräfte verfügen müssen«, sagte ich sanft; es tat mir leid, ihr diese Nachricht überbringen zu müssen.
Aprils verrücktes Grinsen fiel in sich zusammen. »Oh ja, stimmt.« Dann wurde sie gleich wieder hellwach. »Aber das bedeutet doch nicht, dass ich nicht dein Alfred sein könnte.«
»Mein Alfred?«
»Du weißt schon, ich könnte dir helfen, deine technischen Geräte und so was zu entwickeln. Oh!« Ihre Augen wurden groß. »Ich könnte dein Outfit für die Verbrechensbekämpfung entwerfen.«
»Ich trainiere doch bloß, April. Ich glaube nicht, dass ich …«
»Oh, komm schon, Grace. Das wäre perfekt für mein Trenton-Portfolio. Ich möchte in die Abteilung für Modedesign und Katie hat schon viel mehr Erfahrung als ich. Bitte?!« April blickte mich mit ihren Hundeaugen an und klatschte in die Hände.
Ich musste lachen. »Okay. In Ordnung. Aber kein Polyester.«
April heulte vor Freude auf und warf mir die Arme um die Schultern, während ich weiterfuhr. Ich brauchte wirklich keinerlei Heldenkostüm oder irgendeine technische Ausrüstung, aber ich nahm an, dass wir jetzt wieder beste Freundinnen waren. »Immerhin ist heute Abend wenigstens etwas Gutes dabei herausgekommen«, sagte ich laut.
April ließ mich los und lehnte sich auf ihrem Sitz zurück. Wir kamen gerade in ihrem Viertel an. »Wirst du Daniel erzählen, was passiert ist?«
»Gute Frage.« Ich wünschte, sie hätte sie nicht gestellt. Jedes freudige Gefühl, das ich in den letzten paar Minuten verspürt hatte, verschwand bei dem Gedanken an Daniel. Denn ich musste ihm wohl oder übel sagen, dass ich mein Versprechen gebrochen und auf eigene Faust nach Jude gesucht hatte. Auch wenn ich rein technisch gesehen nicht völlig allein gewesen war, wusste ich nicht, ob ich seine Reaktion würde ertragen können, wenn ich ihm davon berichtete, dass ich bei der ganzen Geschichte fast zum Krüppel geschlagen worden war. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass April und ich durch die Szene, die wir da im Club veranstaltet hatten, nun wahrscheinlich jede Chance verspielt hatten, Jude auf diesem Weg zu finden. Und ich wusste nicht wieso, aber aus irgendeinem Grund war es mir auch unangenehm, Daniel zu erzählen, dass Talbot mich gerettet hatte. Vielleicht würde er sich Sorgen machen, dass da irgendwas zwischen mir und diesem neuen Jungen lief. Auch wenn es überhaupt nicht stimmte.
»Werde ich«, sagte ich zu April, bevor sie aus dem Wagen stieg. »Letztendlich schon.«
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