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Vaethyr - Die andere Welt

Vaethyr - Die andere Welt

Titel: Vaethyr - Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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den Hals, um nach Jon Ausschau zu halten, und sah ihn dann auch vorbeigehen – aber er bemerkte sie nicht, und als sie versuchte ihm zu folgen, verlor sie ihn in der Menge. Erschüttert ließ sie sich von drängelnden Fremden mitreißen, bis eine Hand sie am Arm packte und aus der Menge herausriss.
    Es war Matthew, ohne Maske, ohne Jackett und mit offenem Hemdkragen. Er schien verärgert zu sein und zu viel Bier getrunken zu haben. »Was hast du da drin gemacht?«
    »Ich weiß nicht, ich bin einfach reingegangen.«
    »Wo ist Lucas?«
    »Keine Ahnung.«
    »Konntest du ihn um Himmels willen nicht im Auge behalten, anstatt mit deinen Freundinnen abzuhauen? Komm schon, wir gehen zurück zum Fest.«
    Sie riss sich los. »Warum hätte ich denn nicht hier drin sein sollen?«
    »Weil …« Er strich sich mit der Hand durchs Haar. »Du bist zu jung. Du hättest dich mit Leuten deines Alters abgeben sollen, nicht mit dieser Menge.«
    »Warst du denn auch da drin, Matt? Hast du gehört, was er gesagt hat?«
    Er seufzte und presste dabei die Zähne aufeinander. »Ja, das meiste davon. Ich weiß, wir hätten nicht dorthin gehen dürfen.«
    »Ich muss Dad dazu befragen.«
    »Nein, das tust du nicht.« Er packte sie am Arm und schob sie ineinen Alkoven. Sein Eifer alarmierte sie. »Nein, Rosie, du wirst Dad überhaupt nichts fragen. Sei bloß still.«
    »Dann sag du es mir doch«, erwiderte sie trotzig. »Was geht hier vor? Um welche Tore geht es?«
    »Das brauchst du nicht zu wissen.«
    »Wieso nicht? Weil ich zu jung bin, um es zu begreifen?«
    »Nein«, sagte er und stöhnte erschöpft. »Weil ich nicht will, dass wir so werden, Rosie. Diese Sache mit der Anderswelt, das ist ein Leben in der Vergangenheit, und das macht einen bloß wirr im Kopf. Ich meine, sieh sie dir doch an, wie sie sich da drinnen ereifert haben, sie sollten sich lieber auf die wirkliche Welt konzentrieren. Ich habe es Dad gesagt, dass ich nichts damit zu tun haben will und auch nichts damit zu tun haben werde. Es lockt dich an, verdreht dir mit verrückten Träumen den Kopf und spuckt dich dann wieder aus. Ich möchte nicht, dass du und Luc das durchmachen müsst.«
    »Bist du dann fertig?«, sagte sie völlig aufgewühlt.
    »Ich mach mir doch bloß Sorgen um dich«, sagte Matthew mit Nachdruck. »Jemand muss sich dagegen auflehnen und erklären, dass wir das nicht brauchen. Wir können ohne diesen Mist ein besseres Leben, ein normales Leben in der wirklichen Welt, führen. Sollen die verdammten Tore von Elfland doch geschlossen bleiben! Es ist vermutlich das Beste, was überhaupt passieren kann!«
    Lucas hatte die Versammlung von draußen mitverfolgt, indem er sein Gesicht an eine beschlagene Scheibe presste. Als sie vorüber war, ging drinnen jemand herum, um die Lüftungsklappen zu schließen. Er drückte sich in den Schatten und wartete, bis sie fertig waren. Als er wieder aufblickte, waren sämtliche Lichter gelöscht und die Tür, durch die er sich nach draußen geschlichen hatte, verschlossen.
    Na toll. Er war auf dem Dach gefangen. Erst jetzt fiel ihm auf, wie kalt es war. Auf der einen Seite gab es eine schmale Terrasse, hinter der Brüstung tat sich der nächtliche Abgrund auf, vor ihm eine glatte Mauer … dahinter ein Stück Dach, das zu einer Art Windfang führte.
    Diesen betrat er und entdeckte eine Holztür, die unverschlossen war, dahinter befand sich eine Treppe, die nach oben führte.
    Lucas versuchte, nicht in Panik zu geraten. Wenn er einen Weg fand, der ihn ins nächste Stockwerk führte, dann musste es von dort auch wieder einen Weg zurück in den Hauptteil des Hauses geben. Ohne etwas zu sehen, klammerte er sich an das wackelige Treppengeländer und stieg nach oben.
    Oben angelangt umfingen ihn dichter Staub und die muffige Feuchte eines Dachbodens. Alles war pechschwarz. Hier konnte alles Mögliche herumstehen und er könnte stolpern oder mit dem Fuß durch die Decke … Er erstarrte bei der Vorstellung, man fände ihn in fünfzig Jahren hier oben als Skelett.
    Als seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, vermochten sie mit elfischer Sensibilität darin Formen auszumachen. Vorsichtig bewegte er sich durch den Raum. Gelegentlich trat er auf ein Dielenbrett, aber ansonsten auf Dachsparren. Truhen, Kisten, Hutschachteln und haufenweise muffige Vorhänge erhoben sich wie aus einem Albtraum um ihn herum.
    Zu seiner Rechten, halb versteckt hinter einem Haufen Stoff und alten Lampenschirmen, bemerkte er etwas Bleiches –

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