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Vaethyr - Die andere Welt

Vaethyr - Die andere Welt

Titel: Vaethyr - Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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die Achseln. Seine Augen glitzerten böse. »Vielleicht hab ich sie einer Freundin geschenkt. Oder einfach weggeschmissen.«
    »Du Mistkerl«, sagte Rosie boshaft. »Du elender Mistkerl!«
    »Ja, das bin ich, nicht wahr?« Er hob seine rechte Hand in die Höhe und sie sah silberne Glieder zwischen seinen Fingern glänzen. Er hob die Hand so hoch, dass sie nicht dran kam, und ließ die Kette in einer Schlaufe baumeln, und in der Schlaufe rutschte das Kristallherznach unten und versprühte sein weißes Feuer. Pulsierend hing es über ihrem Kopf.
    »Hey!« Sie haschte danach, aber er riss es hoch, sodass sie nicht mehr dran kam.
    »Echtes österreichisches Kristall«, sagte er. »Hübsch. Bestimmt seine zehn Pfund wert.«
    »Gib es mir!«
    Sam packte sie am Oberarm. In ihrer Wut verpuffte beinahe ihre Angst vor ihm, aber er war so viel größer und stärker als sie. »Du musst mir dafür was anderes geben.«
    »Nein.«
    »Nur einen Kuss.«
    »Nein. Du spinnst ja! Lass mich los!«
    »Nur einen Kuss, Rosie«, sagte er ruhig. »Das tut nicht weh. Ich werde sanft sein. Du wirst Gefallen daran finden.«
    Einen Moment lang schwebte sein Mund über ihrem und kam immer näher. Da riss sie sich los. Mit ihrer offenen Hand schlug sie ihm ins Gesicht, woraufhin er erschrocken zurückwich.
    »Aua. Karateunterricht? Das hat gesessen.«
    »Gut so. Ich würde dich nicht mal küssen, wenn du der letzte lebende Junge auf Erden wärst.«
    »Kein Kuss, keine Halskette«, sagte er und schloss seine Faust um den Kristall. »Schade.«
    »Fahr zur Hölle!« Sie bewegte sich rückwärts auf die Tür zu, rieb sich ihren gequetschten Arm und war dabei in ständiger Sorge, er könnte plötzlich über sie herfallen und sie aufhalten.
    Sam sprach mit leiser drohender Stimme. »Weißt du, warum ich dich und deine blöde Familie hasse? Weil ihr glaubt, was Besseres zu sein als wir. Ihr seid so selbstgefällig in eurem gemütlichen Häuschen und eurem perfekten Bilderbuchleben. Du denkst, du stehst über uns.«
    Rosie sah ihn finster an. Verwirrung und Wut bekriegten sich in ihr. Ohne zu antworten, machte sie kehrt und sprang die acht Stufen hinunter. Der Korridor kam ihr noch länger und düsterer vor als noch wenige Augenblicke zuvor. Trübes blaues Licht sickerte wie Eishauch durch die Fenster.
    Und wie in ihren Träumen rannte Rosie um ihr Leben.Lucas fand die Party langweilig. Seine Altersgruppe war kaum vertreten. Er lief herum, aß ein paar Käsehäppchen, plauderte mit ein paar der jüngeren Jungs aus dem Dorf. Dann schien es für ihn nichts mehr zu tun zu geben, als sich auf die Suche nach Rosie zu machen. Als er sie nicht finden konnte, war sein Forschungsdrang geweckt.
    Über die Galerie gelangte er zu hohen Doppeltüren, hinter denen sich eine Art Esszimmer befand, das in einen Dachterrassenwintergarten mündete. Von einem Lichtschein angezogen schlüpfte er durch die Türen in einen Raum mit einer Glaskuppel, in dem zwischen den Topffarnen Lichterketten leuchteten.
    Ein paar Elfenwesen in blaugrauen Umhängen mit Seeschlangenmasken hatten sich hier eingefunden. Wer sie waren, hätte er nicht sagen können. Einer von ihnen bemerkte ihn und sagte: »Raus hier. Kinder dürfen an diesem Treffen nicht teilnehmen.«
    Lucas blieb vor Schreck wie angewurzelt stehen, aber es kamen noch weitere Elfenwesen herein und lenkten die anderen ab. Er nutzte die Chance. Versteckt hinter Blattwerk schlüpfte er durch eine Außentür und trat hinaus auf eine kleine Dachterrasse.
    Es hatte zu regnen aufgehört und die Sterne leuchteten. In Hockstellung spähte er durch die Scheiben und beobachtete, wie weitere Vaethyr-Gäste hereinströmten und den Raum mit ihrer Farbenpracht füllten. Er spürte den Zauber der Schattenreiche in der Luft, die ihn umgab, und hörte durch die offenen Lüftungsschlitze oberhalb der Fenster ihre Stimmen. Er sah seine Eltern zusammen mit seiner Tante und seinem Onkel hereinkommen. Sie waren maskiert. Jetzt saß er wirklich in der Falle. Die Kälte durchdrang sein Hemd wie Nadelstiche. Was immer dort geschah und nicht für seine Augen bestimmt war, nun blieb ihm keine andere Wahl, als es zu beobachten und abzuwarten, bis es vorrüber war.
    Am hinteren Ende des Korridors kam Rosie an hohe Doppeltüren, die angelehnt waren. Weiches, verführerisches Licht und Gemurmel drangen durch den Spalt. Sie hielt die Luft an, vergewisserte sich, dass Sam ihr nicht folgte, und trat ein. Es war ein Raum mit hoher Decke und einem Esstisch,

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