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Vaethyr - Die andere Welt

Vaethyr - Die andere Welt

Titel: Vaethyr - Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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waren der Kuss und die Berührung köstlich, doch gleich darauf begannen sie ihn zu ersticken. Sie erdrückten ihn, erwürgten ihn. Er starb.
    Keuchend um sein Leben ringend, kehrte Jon in die reale Welt zurück, in der er, zusammengesunken in einer Lache geronnenen Tierbluts und bedeckt mit einer stinkenden Tierhaut, ganz allein in der Eingangshalle von Stonegate Manor lag.
    Mit blauen Flecken und blutend waren Auberon und Jessica atemlos nach Hause geflohen, aber selbst in Oakholme fühlten sie sich nicht sicher. Blinder Instinkt hatte sie dorthin geführt; wohin Auberon auch seinen Blick richtete, überall sah er nur Brawths schmerzhaft blendendes Licht. Comyn und Phyllida folgten ihnen und auch Matthew war dort – er befand sich bereits im Haus, als das Gewitter losbrach. Auberon scheuchte sie alle ins Wohnzimmer undschlug die Tür zu. Doch die Wände waren wie Spinnweben. Nicht greifbare Wesen versuchten im Äther Gestalt anzunehmen. Betäubt von Wind und Donner waren sie Brawth ausgesetzt, der sie gnadenlos attackierte und ihnen Speere aus schwarzem Eis in die Schädel trieb …
    Comyn stolperte und stürzte und blieb mit vor Schreck verzerrtem Gesicht auf dem Boden liegen. »Das hat Lawrence getan«, krächzte er. »Er hat das über uns gebracht.«
    »Und er hat uns gewarnt!«, schrie Phyll. »Und du schworst, wir könnten es besiegen, aber wir sind machtlos!«
    »Körperlich kann man nicht dagegen angehen«, keuchte Auberon, der Jessica an sich drückte, »weil es direkt in unsere Seelen dringt.«
    Hilflos gegen Schmerz, Entsetzen und den Anschlag auf ihre Sinne blieb ihnen keine andere Wahl, als sich zu ergeben. Doch Auberon wusste, wenn dieses Wüten nicht aufhörte, würde Brawth sie verbrennen, bis nichts mehr von ihnen übrig blieb, so wie er bereits die Oberflächenwelt und die Schattenreiche weggerissen und sie in Dumannios hatte stranden lassen. Er zitterte vor Kälte und drückte Jessica an sich, um sie mit seinem Körper zu wärmen.
    »Ich werde nicht zulassen, dass er euch holt«, sagte Matthew mit barscher, fremdartiger Stimme. Auberon spürte, wie er in eine Ecke geschleift wurde, wohin auch Jess, Phyll und Comyn folgten. An den sich bewegenden Rändern um den blinden Fleck, der von Brawth beherrscht wurde, sah er den verwandelten Matthew: zwei Meter zwanzig groß, eine löwenartige Bestie mit dichter Mähne und kräftigen schwarzen Klauen. Und wie ein Bodyguard legte Matthew sich vor seine Familie, als wollte er den ganzen Schrecken Brawths auf sich vereinen.
    Sam und Rosie stemmten sich gegen den Wind, um die abschüssige Rasenfläche zu überqueren. Ein durch die Luft gewirbelter Zweig prallte mit Wucht gegen Rosies Stirn und verwundete sie. Als sie die Rhododendronbüsche auf der anderen Seite erreichten, war es, als würden sie in einen reißenden Strom eintauchen.
    Lawrence, der auf den Knien lag, hob sein schaurig bleiches Gesicht und sah Sam an. Rosie war entsetzt. Nie hätte sie gedacht, LawrenceWilder einmal derart gebrochen zu erleben. Und auch dass er noch mehr Angst hatte als sie, überraschte sie.
    »Dad.« Sam kniete nieder und legte seine Hand auf die Schulter seines Vaters. »Was machst du da?«
    »Brawth ist meinet wegen gekommen«, keuchte Lawrence. »Ich kann nicht zulassen, dass er Lucas nimmt. Ich muss ihn ablenken. Ich muss weiterlaufen.«
    »Nein«, sagte Sam. »Es ist gut. Wir sind jetzt bei dir.«
    »Warum wollten sie mir nicht glauben?« Lawrence’ Stimme war heiser vor Verzweiflung.
    »Aber dir ist hoffentlich bewusst, dass Rosie und ich nicht Teil des Lynchmobs waren. Wir waren in ihren Plan gar nicht eingeweiht. Ich versuchte sie aufzuhalten – ein wirklich armseliger Versuch auf den letzten Drücker, ich weiß – aber versucht habe ich es.«
    »Du hättest es nicht verhindern können. Das lässt sich durch nichts aufhalten. Es war an der Zeit. Ich muss …« Er kam torkelnd auf seine Füße, machte einen schwankenden Schritt und fiel wieder hin. Sam fing ihn auf. »Lass mich gehen!« Er wehrte sich noch ein paar Minuten, aber Sam hielt ihn fest, bis er besiegt zu Boden sackte.
    »Hör auf, Dad. Was willst du denn machen?«
    »Ich muss rennen. Um ihn wegzulocken. Er kommt. Spürst du das nicht?«
    »Doch, wir spüren es, aber Wegrennen wird nicht helfen. Du bist im hinteren Teil unseres Gartens. Offenbar bist du im Kreis gelaufen.«
    »Ich weiß.« Lawrence presste seine Augen zusammen, sein Gesicht war von Schmerz gezeichnet. »Es ist überall. In meinem Kopf.

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