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Vaethyr - Die andere Welt

Vaethyr - Die andere Welt

Titel: Vaethyr - Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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Geistererscheinungen und empfindet irrationale Angst.«
    »Die Dokumentation habe ich auch gesehen«, konterte sie. »Das ist aber mehr als ein Gewitter.«
    »Weiß ich«, antwortete er. »Ich sage nur, dass Brawth denselben Effekt hat. Das heißt nicht, dass es nicht real ist. Es verdeutlicht uns, dass wir ihm nicht entfliehen können, egal wohin wir uns wenden. Es ist also überall, wie ein Hologramm oder ein Quantenfeld oder so etwas.«
    »Wir sollten hineingehen.« Rosie tastete sich an der Wand entlang auf die Küchentür zu. Das Gefühl unmittelbar drohender Gefahr lähmte sie fast. Sie fand den kalten, glatten Türgriff, aber er schnappte wieder zurück, ohne nachzugeben. »Verdammt, es ist abgeschlossen.«
    »So, wie ich Stonegate kenne, wird es drinnen nur noch schlimmer sein«, sagte er und verzog das Gesicht. »Wir warten, bis es vorbei ist.« Sie hockten sich an die Wand, doch die Heftigkeit des Sturms raubte ihnen den Atem. Sams Wärme war Rosies einziger Bezug zur Wirklichkeit. Selbst am Abyssus hatte sie sich nicht so gelähmt gefühlt. Wenn sie ihre Augen schloss, konnte sie den sich ihnen nähernden Brawth spüren, eine wabernde, verwirrende Dunkelheit. So geistlos und tödlich wie ein Geschoss. Sie fuhr zusammen und riss die Augen auf.
    »Und wenn es nun gar nicht mehr aufhört? Wenn Lawrence das Ende der Welt ein wenig früher als erwartet ausgelöst hat?«
    »Wenigstens gehen wir den Weg gemeinsam, Foxy«, sagte er ernsthaft.»Wir müssen Lawrence finden. Das wird kein Ende nehmen, bevor wir ihn nicht finden – aber das ist der Haken, wir können nicht nach ihm suchen, ehe es nicht aufgehört hat. Und selbst wenn wir ihn finden, was dann?«
    »Sam …« Sie zog an seinem Ärmel. Am Rande des Rasens bewegte sich eine Gestalt, halb versteckt im hin und her peitschenden Gestrüpp. Er lief wie ein Betrunkener, taumelte panisch und richtungslos.
    »Verdammt, das ist er«, sagte Sam. Und gegen sein besseres Wissen erhob er sich und schrie »Dad!«.
    Lucas hatte keine Ahnung, wohin er lief. Sein Geist war leer wie der eines aufgescheuchten Tieres. Nur weg von Brawth. Während er rannte, rauschte das Blut in seinen Ohren. Sein Instinkt führte ihn nach Stonegate.
    Als er die Eingangstür erreichte, kehrte seine Vernunft zurück. Seine Lungen platzten fast, aber er wusste wenigstens, wo er war, und machte sich klar, dass er einige Minuten lang nicht bei Sinnen gewesen war. Wieso hatte es ihn derart erstaunt, dass Brawth durchgebrochen war? Er hatte ihn immerhin dutzendfach in seinen Visionen gesehen.
    Sein erster klarer Gedanke galt Iola. Er vergaß, dass sie verschwunden war; sein einziger Gedanke war der, dass sie allein und verängstigt im Haus und Brawth auf Gedeih und Verderb ausgeliefert war.
    Neben den Stufen lag zusammengesunken eine Gestalt, halb zugedeckt von einer Hirschhaut. Lucas bückte sich und rüttelte an seiner Schulter. »Jon.« Keine Antwort. »Jon. Komm schon, wach auf!«
    Jon stöhnte. Er war bewusstlos, sein Mund schlaff, die Augen geschlossen. Lucas versuchte ihn in Richtung Tür zu ziehen, aber da die Angst ihm alle Kraft geraubt hatte, schaffte er es nicht. Er rüttelte Jon ein wenig fester. »Nun wach schon auf, verdammt!«
    Nichts. Lucas nahm verzweifelt alle Kraftreserven zusammen, packte ihn und schleifte ihn wie einen nassen Sandsack über die Schwelle und ließ ihn in der Diele liegen. Keuchend drückte er die Tür zu und verriegelte sie, ließ Jon an Ort und Stelle liegen und stürzte dann in den großen Saal. Die Lichter waren aus, die Stromzufuhrunterbrochen. Es war fürchterlich kalt und die Wände bewegten sich, als kämpften sich überall Geister zurück ins Leben. Die Kälte durchdrang seine Kleider und er begann zu zittern.
    Iola befand sich im Zentrum des großen Saals. Blitze füllten die hohen bleiverglasten Fenster und fingen sie mit ihrem stroboskopischen Licht ein: eine ätherische Gestalt, eingehüllt in die bronzefarbenen Wellen ihres Haars. Sie hatte ein langes Kleid angezogen, eines von Sapphire, das ihr viel zu groß war. Angesichts des harten Bodens unter ihren Füßen zuckte sie zusammen, in ihrer liebenswerten Hilflosigkeit einer verwirrten Dryade gleich. Er stürzte auf sie zu. In seinen Armen fühlte sie sich real an, fest und warm wie ein Mensch.
    »Wo warst du?« sagte sie, während ihre schlanken Arme ihn fest umschlangen.
    »Wo warst du ? Du warst plötzlich weg!«
    »Ich dachte, du warst verschwunden, nicht ich … ich weiß nicht. Ich habe

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