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Emma

Emma

Titel: Emma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura-Marí D'Angelo
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Kapitel 1
     
    Als
die Tür hinter Davide ins Schloss gefallen war, blieb Emma noch sehr lange reglos
sitzen. Eine undefinierbare, ungreifbare und vor allen Dingen nicht zu
bändigende Panik breitete sich in ihrem Inneren aus. Je länger sie so saß und
diese Regung von sich Besitz ergreifen ließ, umso heftiger gesellte sich noch ein
weiteres, ätzendes Gefühl dazu: Hass.
    Sie
hasste ihn!
    Sie
hasste Davide Gandolfo!
    Dafür,
dass er sie hinters Licht geführt und ihr etwas vorgemacht hatte. Dafür, dass
er sie unter völlig falschen Voraussetzungen zu seiner Geliebten gemacht hatte.
Und dafür, dass er auch noch die Unverfrorenheit besaß anzunehmen, dass sie
mehr von ihm wollte als Sex.
    So
war das nicht ausgemacht gewesen zwischen ihnen! Das war nicht fair! Sie hatte
sich noch bis vor wenigen Stunden sicher gefühlt, sicher vor ihm, sicher vor
dem neuerlichen Risiko einer festen Beziehung, sicher vor einer weiteren
Enttäuschung und jetzt das! Hatte er denn wirklich gerade alles aufs Spiel
gesetzt? Für ein bisschen von dem, was er unter Liebe verstand?
    Sie
war wie betäubt. Warum musste er alles kaputt machen? Warum konnte oder wollte
er es nicht dabei belassen, dass sie fantastischen Sex miteinander hatten und
ansonsten keiner dem anderen verpflichtet war? Sie hatten doch immerhin mächtig
Spaß miteinander gehabt, warum konnte er es nicht so stehen lassen wie es
gewesen war? Warum musste er mehr von ihr wollen? Wie konnte er sich erlauben,
ihr seine Liebe zu gestehen, wie konnte er nur? Er musste doch verstanden
haben, dass sie sich niemals weiter auf ihn hatte einlassen wollen, als bis
dorthin, wo sie eben angekommen waren!
    Die
Nacht ging quälend langsam vorüber und Emma traf schließlich eine bittere,
einsame und sehr konsequente Entscheidung.
     
    „Du
hier?“
    Und
nach einem ungläubigen Zögern:
    „Nie
hätte ich damit gerechnet, dich jemals wieder vor meiner Türe zu sehen!“
    „Und
nie hätte ich damit gerechnet, jemals wieder vor deiner Türe zu stehen!“,
wandelte sie ironisch seinen Satz ab. „Darf ich denn nicht mal mehr
reinkommen?“
    „Aber
doch, natürlich!“
    Nino
Pavone ließ Emma nicht nur eintreten, er nahm sie bei der Hand, zog sie hoch
erfreut hinein und umarmte sie herzlich. Sie betrat sein Loft mit gemischten
Gefühlen. Es erstaunte sie nicht, dass er nach all diesen Jahren noch immer
hier lebte. Was sie im ersten Moment verblüffte war die Tatsache, dass er
tatsächlich an der Inneneinrichtung kaum etwas verändert hatte. Offensichtlich
war alles noch so wie damals, als sie hier bei ihm gewohnt hatte.
    Sie
war ungern gekommen, doch sie hatte keine Wahl gehabt. Zwar verdankte sie, wie
sie mit großem Groll festgestellt hatte, das Wiedersehen mit Nino ebenfalls
Gandolfo, aber er war in dieser vertrackten Situation die einzige Person, an
die sie sich wenden konnte, die einzige Person, die ihr vielleicht helfen
konnte. Ihr ganzes Leben hatte sich innerhalb weniger Stunden schlagartig von
normal und geregelt in ein geradezu apokalyptisches Chaos verwandelt, in dem
kein Stein mehr auf dem anderen lag.
    Aufatmend
setzte sie sich an den großen, schweren hölzernen Tisch in der Mitte der
Küchenlandschaft. Was hatten sie an diesem Tisch schon gegessen, getrunken, gelacht,
gestritten und diskutiert, dachte sie mit Wehmut und fuhr gedankenverloren die
Muster nach, die die Maserung des Holzes ihrem Finger vorgab. Wie oft hatte sie
das gemacht in der Zeit, als sie hier gewohnt hatte, dachte sie, immer wenn sie
unaufmerksam und zerstreut war, immer wenn sie Ninos Ratschläge nicht mehr
hören wollte, immer wenn sie seine Predigten in Bezug auf ihre, oder besser
seine Zukunftspläne für sie einfach aus ihrem Bewusstsein ausblenden wollte.
Dann waren die kunstvoll verschlungenen Linien in warmen Brauntönen unter ihren
Fingern zu Landschaften erwacht, die es mit den Fingerspitzen zu ertasten und
zu erfühlen galt.
    Emma
zog seufzend ihre Hand zurück und sah Nino zu, wie er ihr erst eine Tasse caffè
und dann ein großes Glas stilles Wasser hinstellte. Unwillkürlich entlockte ihr
seine Fürsorge ein grimmiges Schmunzeln. Er war ja immer schon überzeugt
gewesen, dass sie zuwenig trank! Zuwenig Wasser zumindest.
    „Willst
du mir nicht sagen, was dich zu mir führt?“, ermunterte er sie schließlich
sanft. „Du weißt, dass ich nicht an Zufälle glaube und dass du ganz zufällig
heute Nachmittag hier bei mir auftauchst, nachdem ich heute Mittag mit deinem
Freund Essen war, ist sehr

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