VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)
fünften Monats gerechtfertigt.
»Wow, wow-ha! Vier Monate! Was ist das – ein Jahrzehnt in Trickbetrüger-Kreisen?«
Ich bombardiere Franklins Schläfe mit Candy Corn. »Genau deswegen vermeide ich außerhalb der Bürostunden den Umgang mit dir!«
Er grinst, während er auf die Straße abbiegt, die uns geradewegs aus Sherwood hinausbringen wird. Den Hügel hinauf folgen wir der Schnellstraße durch ländliches Gebiet. Bald schon breiten sich rechts und links von uns statt Betonlandschaft Laubwälder mit leuchtend roten und gelb-orangefarbenen Kronen aus.
Keine neunzig Sekunden entfernt vom letzten JCPenny, und wir befinden uns in Blair Witch County. Ich liebe diese Stadt!
Genüsslich lehne ich mich in meinem Sitz zurück, den Kopf gegen die Kopfstütze gelehnt, und schließe die Augen. Überoptimistisch gebe ich mich der Hoffnung hin, ein Fünf-Minuten-Nickerchen könnte kompensieren, dass ich erst um vier Uhr in der Früh ins Bett gekommen bin. Die Feuerwehr hat das Feuer im Smoking Pig rechtzeitig löschen und ein Überspringen der Flammen auf andere Gebäude verhindern können. Aber das Pig selbst ist so schwer in Mitleidenschaft gezogen worden, dass es wohl über Wochen hinweg wird geschlossen bleiben müssen. Auf dem College-Campus dürfte man ihm heftig nachtrauern.
»Ach, du meine Fresse!«, höre ich Franklin entgeistert sagen. »Wo ist denn das plötzlich hergekommen?«
Ich öffne die Augen und sehe in etwa einer halben Meile Entfernung ein riesiges weißes Kreuz auf der Hügelkuppe vor uns aufragen. Bestimmt ist es dreimal so hoch wie ein Telefonmast, größer als jedes Kreuz, das ich in meiner Kindheit im Bible Belt je zu Gesicht bekommen habe. Das orangerote Licht der untergehenden Sonne verschmilzt mit dem Weiß zum ungesunden Farbton einer Lutschtablette für Kleinkinder.
»Das letzte Mal, als ich David besucht habe, war beim Eröffnungsspiel der Ravens. Da war das da definitiv noch nicht da. Kann man denn eine ganze verdammte Kirche in sechs Wochen bauen?«
»Das Kreuz gehört zu keiner Kirche. Scheint ein neuer Sendemast fürs Mobilfunknetz zu sein.« Rau lacht Franklin auf. »Das schreit ja förmlich nach dem obligatorischen Witz mit der direkten Leitung zu Gott!«
Wir erreichen die Abzweigung, die wir nehmen müssen, um zu David zu gelangen, und biegen ab. Das Kreuz lassen wir an der Ausfahrt hinter uns.
Ich verrenke mir fast den Hals, um es noch einmal in Augenschein nehmen zu können. »Abgefahren. Sie haben um das Fundament herum sämtliche Bäume stehen lassen. Normalerweise werden doch auf jedem Bauplatz als Erstes die Bäume gefällt. Für das schwere Gerät. Damit die Maschinen besser ran können.«
»Scheint wohl eine Kirche zu sein, die Wert auf Umweltfreundlichkeit legt.«
»Oder sie wollen etwas verbergen.«
Franklin reagiert mit einem unverbindlichen Grunzen, während er auf die Schotterpiste fährt, in die sich die Landstraße jetzt verwandelt. Mit einem Blick prüfe ich, wie weit die Sonne schon untergegangen ist, und überschlage rasch, ab wann dann so ungefähr mit unseren Vampiren zu rechnen sein dürfte. Selbst indirektes Sonnenlicht kann ihnen Verletzungen zufügen. Daher bleiben sie im Sender, bis die Dämmerung heraufzieht. Damit ist in etwa eine Zeitspanne abgedeckt, die eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang aufhört beziehungsweise nach Sonnenuntergang beginnt. Dann nämlich ist der tödliche Sonnenball gerade oder immer noch tief genug unterhalb des Horizonts.
Wir erreichen Davids Auffahrt, die von kitschigen Kürbis-Lampions aus Plastik flankiert wird. Himmel, diese Deko nenne ich mal schrottig!
Während wir uns die Stufen zur Haustür im Hochparterre hinaufbegeben, warnt Franklin mich: »Mach dich ja nicht lustig darüber, klar? Halloween ist nämlich voll sein Ding!«
David öffnet uns die Tür. Augenblicklich legt blechern das Sample eines Vincent-Price-Gelächters los. Der Hausherr selbst hat sich in Schale geworfen, was in diesem Fall meint: Er hat sich mit allen erdenklichen Vampir-Klischees ausstaffiert. Er trägt einen Smoking zum schwarzen bodenlangen Umhang, Fangzähne aus Plastik, Kunstblut, das ihm das Kinn heruntertropft, das dunkle Haar im Bela-Lugosi-Stil zurückgegelt.
Ich halte meine Einkaufstüte hoch. »Ich habe Hirn mitgebracht. Was eine gute Idee war, da du deins offenkundig verlegt hast.«
»Hirn?«
»Man gießt Orangensaft hinein, friert das Ganze ein, und wenn’s durchgefroren ist, lässt man es als Eiswürfel in der Bowle
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