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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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zottigen Wolfsschädel. »Aber zuerst musst du mich zurück in meine Feste bringen.«
    Dem war nichts hinzuzufügen ...
    Harry kannte die exakten Koordinaten – und Radu ebenfalls. Als sie am Sockel seiner Granitplattform wieder auftauchten, kam der Hunde-Lord Harry zuvor, indem er die Hand ausstreckte und B. J.’s Armbrust aufhob. Er verbog die Waffe, sodass sie nicht mehr zu gebrauchen war, und warf sie weg. »Damit keiner von uns in Versuchung gerät, den anderen zu hintergehen«, meinte er vielsagend.
    Und dann begaben sie sich zu B. J. In langen Sätzen, eben wie ein Wolf, allerdings aufrecht und leicht nach vorn gebeugt, schritt Radu voran. »Einst«, sagte er mit einem Blinzeln seiner tierhaften Augen, »vor sehr langer Zeit, oh, es ist schon Jahrhunderte her, da besaß ich eine ganz ähnliche Höhle – auf einer Felskuppe in Moldawien. Ich ließ sie so ausbauen, dass ich sie – für den Fall, dass ich mich einmal in Sicherheit bringen müsste – jederzeit vollständig zerstören konnte. Diese Stätte hier ist nicht wesentlich anders. Ein ordentliches Feuer hier unten würde die Säulen bersten lassen und die verrotteten Wände, Zwischenböden und Decken zum Einsturz bringen und jeden Hinweis darauf, dass ich mich je hier aufhielt, vernichten. Meine Vorsorge dafür, dass es weitergeht. Langlebigkeit ist gleichbedeutend mit Anonymität.«
    »Was soll denn weitergehen?«, fragte Harry, während er Radu, sich dicht hinter ihm haltend, durch das Labyrinth folgte. »Ich sehe keinen Grund dafür, dass irgendetwas weitergeht, jedenfalls nicht länger. Du hast doch erreicht, was du wolltest – all deine Feinde zu überleben.«
    Radu hielt einen Moment inne und blickte zu ihm zurück. »Alle bis auf einen, wie mir nun scheint.« Ehe Harry etwas darauf zu erwidern vermochte, wandte er sich wieder um und lief weiter ...
    Kurz vor ihrem Ziel blieb Radu an einer sehr finsteren Stelle abermals stehen. Einzig das Flammen in seinen Augen erhellte die Wände des engen Durchgangs. »So langsam«, sagte er, »solltest du das Koppel und deine Waffen ablegen, Necroscope. Mein Vertrauen hat seine Grenzen.«
    Harry öffnete das Koppel und ließ es zu Boden gleiten. »Meines ebenfalls.«
    Wenig später langten sie an dem gewaltigen steinernen Bottich an, der Radus Krieger beherbergte. Ein Rauschen war zu hören, und Harry nahm das schwache Schimmern eines sich von hoch oben herabstürzenden Wasserfalles wahr. Von irgendwo tief unter ihm drang das Plätschern und Gurgeln eines unterirdischen Flusses an seine Ohren. Abgesehen davon war alles düster und voller Qualm. Die Fackeln am Sockel des Felsenbottichs waren seit Langem niedergebrannt, nur eine letzte ragte noch frisch und unbenutzt aus ihrer Halterung an der den wie Fassdauben aufrecht stehenden Granitblöcken gegenüberliegenden Wand.
    »Etwas Licht wäre nicht schlecht«, sagte Harry zögernd, unsicher.
    »Aber natürlich«, knurrte Radu. Es war ein tiefes Grollen, das sich seiner Wolfskehle entrang. »Schließlich habe ich dir mein Wort gegeben, dass du sie wenigstens noch einmal sehen würdest. Oder vielmehr ein letztes Mal.«
    Mit pochendem Herzen kramte Harry das Feuerzeug aus seiner Tasche, um die Fackel zu entzünden, die sofort aufloderte.
    Und in der Tat, da war B. J., und auch am Leben, allerdings gerade noch. Sie hing mit dem Kopf nach unten, ihre Füße steckten in einer Schlinge. Das Seil war um einen Felsknauf geschlungen, aber nicht verknotet. Ihr Kopf baumelte über der Kante einer breiten, sich im Zickzack über den Boden ziehenden Erdspalte, die nach allem, was Harry wusste, endlos in die Tiefe reichen mochte, auf jeden Fall aber mindestens bis zu dem unterirdischen Wasserloch.
    B. J. war nackt und ohne Bewusstsein. Ihre Arme hingen schlaff in den Abgrund. Sie waren voller geronnenem Blut, weiteres Blut verklebte ihr Haar. Als das Seil langsam herumschwang, sah Harry die klaffende Wunde in ihrem Rücken, durch die der Hunde-Lord ihr den Egel aus dem Rückgrat gerissen hatte. Mit einem Mal hatte Harry das Gefühl, seine Beine wollten ihn nicht mehr tragen. Er wankte zu ihr, sank in die Knie – und aus dieser Position sah er, dass sie ein weiteres Seil um den Hals hatte. Ein ziemlich langes Seil, dessen anderes Ende um einen Felsblock mit einem Gewicht von gut und gern zwei Zentnern gebunden war. Eine Zehnteltonne, direkt am Rand des Spalts. Radu stand grinsend daneben, und plötzlich war Harry klar, was er vorhatte. Und vor allem, wann er es tun wollte.

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