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Vater unser

Vater unser

Titel: Vater unser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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Unberechenbarkeit, deine Entschlossenheit. Ich war mir noch nie in meinem ganzen Leben bei etwas so sicher. Und das», sagte er und drückte ihre Hand, das ist die Realität. Wir sind die Realität. Egal, ob in Montana oder in Miami, ich helfe dir dabei, das durchzustehen. Du wirst diese Krankheit besiegen und wieder gesund werden. Und wenn du daran zweifelst, wenn es dir wieder schlechter geht, wenn du einen Rückfall bekommst, dann denk immer daran: Wir sind die Realität. Und ich werde nicht aufhören, dich zu lieben. Ich werde da sein und dir helfen.»
« Ich liebe dich auch», flüsterte sie. Ja, sie liebte ihn, liebte ihn von ganzem Herzen. Sie wünschte nur, ihre Beziehung hätte nicht auf diese Art begonnen.
« Danke», fügte sie hinzu.
« Außerdem hat deine Tante angerufen», fuhr er sanft fort.
« Keine Sorge, ich habe ihr nichts erzählt, aber sie will unbedingt mit dir sprechen. Sie sagt, sie würde schon seit Wochen versuchen, dich zu erreichen ...» Er hielt kurz inne.
« Ich soll dir sagen, dass sie dich vermisst.» Julia konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Wohin war alles verschwunden? Was war real? John wischte ihr behutsam die Tränen aus dem Gesicht und küsste sie zärtlich auf den Mund.
« Und jetzt raus mit uns beiden in diesen wundervollen, kalten Sonnenschein.»
EPILOG
    ENTSCHULDIGUNG?» Es klopfte.
« Hallo? Ist jemand zu Hause?» Julia blickte von dem Durcheinander aus Akten, Unterlagen und Formularen auf ihrem Schreibtisch auf. Wahrscheinlich würde es Wochen dauern, bis sie Ordnung in das Chaos gebracht hatte und wusste, wie alles funktionierte. Was für eine Heimkehr! Im Türrahmen, eine Hand in die ausladende Hüfte gestemmt, stand ihre neue Sekretärin. Sie sah nicht besonders glücklich aus und trommelte mit überdimensionalen roten Fingernägeln ungeduldig gegen die offen stehende Tür.
« Hallo», sagte Julia lächelnd. In den vergangenen Tagen hatte sie sich so viele neue Gesichter und Namen merken müssen, dass sie nicht sicher war, wie ihre Sekretärin überhaupt hieß. Linda oder Lurinda. Vielleicht auch Lucinda. Sie wollte nicht noch einmal nachfragen. Ein unbehagliches Schweigen entstand.
« Hier ist eine Dame, die mit Ihnen sprechen möchte», erklärte die Sekretärin schließlich.
« Mein Ein-Uhr-Termin?»
« Nein. Sie hat am Mittwoch einen Vorverhandlungsterrnin bei Gina Castronovo.»
« Bitte entschuldigen Sie», sagte Julia, « aber wer ist Gina? Ich kenne sie nicht.» Sie war noch nicht einmal ein Jahr lang weg gewesen, und doch hatte sich unglaublich viel verändert. Steve Besson, der neue Generalstaatsanwalt, hatte mit eisernem Besen gekehrt. Er hatte sogar die Hilfskräfte und Sekretärinnen ausgewechselt. Und trotzdem hat das neue Personal genau die gleichen Eigenarten wie das alte, dachte Julia amüsiert.
« Gina ist die C-Anwältin bei Spivac, in Leonard Farleys alter Abteilung. Die Dame draußen hat aber gesagt, dass Sie ihren Fall bearbeiten.»
« Ich war früher in Richter Farleys Abteilung. Sagen Sie der Dame bitte, dass ich nicht mehr dort arbeite und dass Gina Castra-» Sie erinnerte sich nicht mehr an den Namen und räusperte sich.
« Sagen Sie ihr bitte, dass jetzt eine andere Anwältin den Fall bearbeitet.»
« Das habe ich bereits getan, aber sie will trotzdem zu Ihnen, und sie lässt sich nicht abwimmeln.» Lurinda oder Lucinda kratzte sich mit einem ihrer krallenartigen Fingernägel an der Nase, wobei die unzähligen Goldreifen an ihrem Arm klimperten.
« Sie sieht auf jeden Fall wie eines unserer Opfer aus», sagte sie und verzog den Mund. Unsere Opfer. Willkommen in der Abteilung für häusliche Gewalt. Julia zuckte mit den Schultern und nickte.
« Na gut. Sie soll reinkommen. Ich werde mal sehen, ob ich ihr helfen kann.» Die Sekretärin seufzte entnervt und stolzierte davon.
« Meinetwegen», murmelte sie noch. Julia wusste zwar nicht, warum sie so sauer war, aber ihr Benehmen war ein echter Trost. Nachdem sich Julia dazu entschlossen hatte, zurückzukehren, hatte sie wochenlang befürchtet, dass die Leute sie mit Samthandschuhen anfassen und in Watte packen würden. Daher empfand sie die Unfreundlichkeit und Gleichgültigkeit ihrer Sekretärin als geradezu erfrischend. Sie trank einen Schluck Kaffee und sah sich in ihrem neuen Büro um. Die Wände waren mausgrau und voller Löcher, Kratzer und Schrauben, die von der langen Reihe ihrer Vorgänger zeugten. Auf dem Boden neben dem Aktenschrank lehnten ihre gerahmte Abschlussurkunde von der

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