Vaters böser Schatten
eine Bewegung, die Ryan erstarren ließ.
Mit großen Augen sahen sich Vater und Sohn an.
Ryan ließ das Messer los, ging rückwärts aus der Küche und nahm im Vorbeigehen den Autoschlüssel vom Haken. Das Letzte, was er von seinem Vater sah, war Blut, welches einen immer größer werdenden Fleck auf dem hellen Hemd hinterließ. Dass sein Shirt ebenfalls dunkle Flecken aufwies, nahm er nicht wahr. Ryan legte den Kopf schief, runzelte die Stirn und rannte dann zum Auto. „Steig ein!“
Eileen schüttelte heftig den Kopf. „Ryan, du kannst …“
„Steig ein!“ schrie er wieder. „Buster, komm her!“
Der honiggelbe Golden Retriever kam um die Ecke gesaust.
Ryan wartete, bis er ins Auto gesprungen war, dann setzte er sich ans Steuer. Staub aufwirbelnd verließ er den Hof.
„Ryan, bitte, du kannst doch gar nicht fahren! Um Gottes Willen, halt an! Bitte!“, flehte Eileen. „Bitte, lass mich fahren!“
Ihr Sohn schien sie nicht zu hören. Mit sturem Blick raste er weiter die Straßen entlang, während sich seine Mutter verzweifelt an das Armaturenbrett klammerte. „Ryan, fahr langsamer! Bitte, halt an!“
Ryan überfuhr eine rote Ampel, hörte die Autos nicht, die hupend auf die Bremsen traten und blieb wenige Minuten später mit quietschenden Reifen vor dem Haus der Blakes stehen.
Leon hob den Kopf. Er saß mit seiner Familie im Wohnzimmer und runzelte nun die Stirn. „Was war das denn?“ Langsam stand er auf, genauso wie sein Vater, als es an der Haustür Sturm klingelte.
„Bleibt da!“, sagte Taylor zu seiner Frau und seinen Kindern, während er mit Leon auf die Tür zuging.
Leon riss sie auf und erstarrte.
Eileen - kreidebleich - hielt sich krampfhaft am Türrahmen fest, während Ryan mit ausdruckslosem Blick auf den Boden sah.
„Ryan, Eileen! Um Gottes Willen, was ist passiert?“, wollte Taylor sofort wissen.
Zitternd und einem Nervenzusammenbruch nahe, taumelte Eileen ins Haus.
„Maggie!“, rief der Hausherr nach seiner Frau, die sofort aus dem Wohnzimmer gehastet kam und erschrocken stehen blieb. „Was …“
„Geht nach oben!“, sagte Taylor bestimmt zu seinen drei jüngsten Kindern.
„Daddy, Ryan ist voll Blut!“ Stephs Blick durchbohrte ihn förmlich.
„Geht nach oben!“ Tayler Blakes Stimme ließ keinerlei Raum für Widersprüche.
Leon, der noch immer Ryan schockiert ansah, drehte sich um. „Riley, Steph, nehmt Buster mit hoch!“
„Okay. Buster, komm mit!“, lockte Riley ihn zu sich.
„Schatz, komm rein!“ Leon nahm Ryans Hand, zog ihn sanft ins Haus und brachte ihn in die Küche, während sein Vater Eileen half, sich auf die Couch zu legen.
Andy stand noch immer bewegungslos im Flur.
„Dad sagte, du sollst nach oben gehen!“ Maggies Ton war schneidend, und Andy warf ihr einen verwirrten Blick zu.
„Ruf einen Krankenwagen!“, sagte Ryan plötzlich.
„Was … Ryan, bist du verletzt?“, fragte Leon und suchte am Körper seines Freundes nach Verletzungen.
„Mein Dad … ruf einen Krankenwagen!“, schrie er plötzlich.
Leon zuckte zusammen. „Okay. Ist er bei euch zu Hause?“
Ryan nickte langsam, fixierte noch immer einen Punkt auf dem Boden und murmelte etwas von ‚Küche’.
Leon griff zum Telefon und wählte den Notruf. „Blake hier! Ich brauche einen Krankenwagen! In der Suther Road. Der McCoy-Hof … Nein, ich weiß nicht, was passiert ist! Aber Mr. McCoy scheint verletzt zu sein. Was? … Herrgott, nun schicken Sie schon einen Krankenwagen dahin!“ Er legte einfach auf. „Ryan, sieh mich an!“
Sein Freund reagierte nicht, schaute nur weiter stumm auf den Boden, also nahm Leon dessen Gesicht in seine Hände und hob seinen Kopf. „Ryan, was ist passiert?“ Eine Antwort bekam er nicht. „Verdammt, Ryan, sieh mich an!“, stieß er laut hervor.
Ein Ruck ging durch Ryans Körper. „Ich habe meinen Vater umgebracht. Er ist tot … bestimmt ist er tot!“
„Ryan … hey, Baby! Sieh mich an!“
Ryan hob den Kopf, blickte in Leons Augen und schüttelte sich kurz.
„Was ist passiert?“
„Er hat sie getötet!“
„Wen hat er getötet? Ryan, was ist passiert?“ Leon wurde langsam ungeduldig und schnippte mit den Fingern vor Ryans Gesicht.
„Ashley …“
Leon schnappte nach Luft. „Was? Was redest du da? Dein Vater hat Ashley getötet?“
„Ja …“
„Ryan, sieh mich an, komm schon!“, forderte Leon eindringlich, denn immer wieder driftete sein Freund ab und ließ den Kopf sinken.
„Mum …“, sagte er
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