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Verbrechen und Strafe (Schuld und Sühne)

Titel: Verbrechen und Strafe (Schuld und Sühne) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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gehört, daß dieser Philipp ein Hypochonder gewesen sei, ein hausbackener Philosoph; die Leute sagten, er hätte zu viel gelesen und habe sich eher wegen der Verhöhnung als wegen der Mißhandlung durch Herrn Swidrigailow erhängt. Als ich in seinem Hause war, behandelte er die Leute sehr gut, und die Leute liebten ihn, obwohl sie ihm die Schuld am Tode Philipps zuschrieben.«
    »Ich sehe, Awdotja Romanowna, daß Sie plötzlich irgendwie geneigt sind, ihn zu verteidigen«, bemerkte Luschin, den Mund zu einem doppelsinnigen Lächeln verziehend. »Er ist in der Tat ein schlauer und für die Frauen verführerischer Mensch, wofür Marfa Petrowna, die auf eine so sonderbare Art gestorben ist, ein beklagenswertes Beispiel bietet. Ich wollte nur Ihnen und Ihrer Mama angesichts seiner neuen, von ihm zweifellos zu erwartenden Attentate mit meinem Ratschlage dienen. Was aber mich betrifft, so bin ich fest überzeugt, daß dieser Mensch ganz sicher wieder im Schuldgefängnis verschwinden wird. Marfa Petrowna hatte durchaus nicht die Absicht, ihr Vermögen ihm zu verschreiben, da sie ihre Kinder im Auge hatte, und wenn sie ihm überhaupt etwas vermacht hat, dann nur das Notwendigste, eine Kleinigkeit, etwas Ephemeres, was einem Menschen mit seinen Gewohnheiten auch nicht für ein Jahr langen wird.«
    »Pjotr Petrowitsch, ich bitte Sie,« sagte Dunja, »sprechen wir nicht mehr von Herrn Swidrigailow. Das macht mich trübsinnig.«
    »Er hat mich soeben besucht«, sagte plötzlich Raskolnikow, zum erstenmal das Schweigen brechend.
    Von allen Seiten tönten Ausrufe, und alle wandten sich an ihn. Selbst Pjotr Petrowitsch wurde unruhig.
    »Vor anderthalb Stunden, als ich schlief, trat er ein, weckte mich und stellte sich mir vor«, fuhr Raskolnikow fort. »Er war recht heiter und ungezwungen und hofft sicher darauf, daß wir uns noch näherkommen werden. Unter anderem bittet er sehr um eine Zusammenkunft mit dir, Dunja, und ersucht mich, der Vermittler bei dieser Zusammenkunft zu sein. Er will dir ein Anerbieten machen; worin dieses Anerbieten besteht, hat er mir mitgeteilt. Außerdem hat er mir positiv erklärt, daß Marfa Petrowna eine Woche vor ihrem Tode Zeit gefunden habe, dir, Dunja, dreitausend Rubel testamentarisch zu vermachen, und daß du dieses Geld in kürzester Zeit bekommen kannst.«
    »Gott sei Dank!« rief Pulcheria Alexandrowna aus und bekreuzte sich. »Bete für sie, Dunja, bete für sie!«
    »Es ist wirklich wahr«, entschlüpfte es Luschin.
    »Nun, und was weiter?« drängte Dunjetschka.
    »Dann sagte er mir, daß er selbst nicht reich sei und daß das ganze Gut seinen Kindern zufalle, die jetzt bei der Tante sind. Dann, daß er irgendwo nicht weit von mir abgestiegen sei, doch wo – weiß ich nicht, ich habe ihn nicht gefragt ...«
    »Aber was, was will er Dunjetschka anbieten?« fragte Pulcheria Alexandrowna erschrocken. »Hat er es dir gesagt?«
    »Ja, er hat es mir gesagt.«
    »Was ist es denn?«
    »Das werde ich später sagen.«
    Raskolnikow verstummte und wandte sich seinem Tee zu.
    Pjotr Petrowitsch holte seine Uhr hervor und sah nach der Zeit.
    »Ich muß geschäftlich fortgehen, und so werde ich nicht länger stören«, fügte er etwas pikiert hinzu und erhob sich von seinem Stuhl.
    »Bleiben Sie, Pjotr Petrowitsch«, sagte Dunja. »Sie hatten doch die Absicht, den ganzen Abend bei uns zu bleiben. Außerdem schrieben Sie doch selbst, daß Sie mit Mama etwas zu besprechen hätten.«
    »Das stimmt, Awdotja Romanowna«, versetzte Pjotr Petrowitsch mit Nachdruck, indem er sich wieder auf den Stuhl setzte, aber den Hut in der Hand behielt. »Ich wollte mich wirklich mit Ihnen und Ihrer hochverehrten Frau Mama über einige sogar sehr wichtige Punkte aussprechen. Doch ebenso wie Ihr Bruder sich in meiner Anwesenheit nicht über einige Vorschläge des Herrn Swidrigailow äußern kann, so will auch ich mich nicht ... in Gegenwart anderer ... über gewisse außerordentlich wichtige Punkte aussprechen. Außerdem wurde meine wichtigste und eindringlichste Bitte nicht beachtet ...«
    Luschin nahm eine bittere Miene an und verstummte würdevoll.
    »Ihre Bitte, daß mein Bruder unserer Zusammenkunft nicht beiwohne, wurde einzig auf mein inständiges Verlangen nicht erfüllt«, sagte Dunja. »Sie schrieben, daß Sie von meinem Bruder beleidigt worden seien; ich glaubte, das sollte sofort aufgeklärt werden, und Sie müßten sich vertragen. Wenn Rodja Sie wirklich beleidigt hat, so muß und wird er Sie um Entschuldigung

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