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Verbrechen und Strafe (Schuld und Sühne)

Titel: Verbrechen und Strafe (Schuld und Sühne) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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armen jungen Mädchen, das das Ungemach des Lebens schon gekostet hat, in ehelicher Beziehung meiner Ansicht nach viel vorteilhafter sei als die Verbindung mit einem Mädchen, das im Wohlstand aufgewachsen ist, denn das erstere ist für die Moral zuträglicher. Ihr Sohn hat die Bedeutung meiner Worte absichtlich ins Sinnlose übertrieben und mir die böswilligsten Absichten zugeschrieben, und dies, wie ich glaube, auf Grund Ihrer Korrespondenz. Ich werde mich glücklich schätzen, Pulcheria Alexandrowna, wenn es Ihnen gelingt, mich vom Gegenteil zu überzeugen und dadurch zu beruhigen. Sagen Sie mir nun, bitte: in welchen Ausdrücken haben Sie meine Worte in Ihrem Briefe an Rodion Romanowitsch wiedergegeben?«
    »Ich erinnere mich nicht mehr,« antwortete Pulcheria Alexandrowna verwirrt, »ich habe sie ihm so wiedergegeben, wie ich sie selbst verstanden hatte. Ich weiß nicht, wie Rodja sie Ihnen wiedergegeben hat ... Vielleicht hat er einiges übertrieben.«
    »Ohne Beeinflussung durch Sie konnte er doch nichts übertreiben.«
    »Pjotr Petrowitsch,« sagte Pulcheria Alexandrowna mit Würde, »der Beweis dafür, daß Dunja und ich Ihre Worte nicht in einem sehr schlimmen Sinne aufgefaßt haben, ist, daß wir hier sind.«
    »Sehr gut, Mamachen!« billigte Dunja ihre Worte.
    »Also bin ich auch daran schuld!« versetzte Luschin gekränkt.
    »Nun sehen Sie, Pjotr Petrowitsch, Sie beschuldigen immer Rodion, haben aber neulich selbst über ihn in Ihrem Briefe die Unwahrheit geschrieben«, fügte Pulcheria Alexandrowna ermutigt hinzu.
    »Ich kann mich nicht erinnern, irgendeine Unwahrheit geschrieben zu haben.«
    »Sie haben geschrieben,« sagte Raskolnikow scharf, ohne sich zu Luschin umzuwenden, »ich hätte gestern das Geld nicht der Witwe des Überfahrenen, wie es in Wirklichkeit war, gegeben, sondern seiner Tochter (die ich bis gestern nie gesehen habe). Sie schrieben es, um mich mit meinen Angehörigen zu entzweien, und äußerten sich zu diesem Zwecke in den gemeinsten Ausdrücken auch über den Lebenswandel des jungen Mädchens, das Sie nicht kennen. Das ist Klatsch und eine Gemeinheit.«
    »Entschuldigen Sie, mein Herr«, antwortete Luschin, vor Wut zitternd. »In meinem Briefe äußerte ich mich über Ihre Eigenschaften und Handlungen, nur um die Bitte Ihrer Schwester und Mutter zu erfüllen, die mich baten, ihnen zu berichten, wie ich Sie gefunden hätte und welchen Eindruck Sie auf mich gemacht hätten. Was aber den Inhalt meines Briefs betrifft, so zeigen Sie mir wenigstens eine unwahre Zeile, das heißt, daß Sie das Geld nicht ausgegeben haben und daß in jener, wenn auch unglücklichen Familie, sich keine unwürdigen Personen befinden.«
    »Meiner Ansicht nach sind Sie mit allen Ihren Vorzügen auch nicht den kleinen Finger des unglücklichen jungen Mädchens wert, auf das Sie einen Stein werfen.«
    »Sie wären demnach bereit, sie in die Gesellschaft Ihrer Mutter und Schwester einzuführen?«
    »Ich habe es schon getan, wenn Sie es wissen wollen. Ich habe sie heute neben meine Mama und Dunja gesetzt.«
    »Rodja!« rief Pulcheria Alexandrowna aus.
    Dunjetschka errötete; Rasumichin zog die Brauen zusammen; Luschin lächelte giftig und hochmütig.
    »Nun belieben Sie es selbst zu sehen, Awdotja Romanowna,« sagte er, »ist hier eine Verständigung möglich? Ich hoffe jetzt, daß die Sache für immer aufgeklärt und erledigt ist. Ich aber ziehe mich jetzt zurück, um das weitere angenehme verwandtschaftliche Beisammensein und den Austausch von Geheimnissen nicht zu stören.« (Er erhob sich von seinem Stuhl und nahm den Hut.) »Bevor ich aber weggehe, erlaube ich mir die Hoffnung auszusprechen, in Zukunft von solchen Begegnungen und, sozusagen, Kompromissen befreit zu sein. Ganz besonders bitte ich Sie darum, hochverehrte Pulcheria Alexandrowna, um so mehr, als mein Brief an Sie und niemand anders adressiert war.«
    Pulcheria Alexandrowna fühlte sich etwas verletzt.
    »Sie wollen uns wohl ganz in Ihre Gewalt bekommen, Pjotr Petrowitsch. Dunja sagte Ihnen den Grund, warum Ihr Wunsch nicht erfüllt wurde. Sie hatte doch gute Absichten. Auch schreiben Sie mir so, als erteilten Sie mir Befehle. Müssen wir denn jeden Ihrer Wünsche als einen Befehl auffassen? Ich möchte Ihnen aber im Gegenteil sagen: Sie müssen jetzt gegen uns besonders feinfühlend und nachsichtig sein, weil wir alles im Stich gelassen haben und, im Vertrauen auf Sie, hergekommen sind, uns also schon ohnehin in Ihrer Gewalt befinden.«
    »Das

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