0290 - Die dritte Mahnung war aus Blei
Jonny Malloy beugte sich in seinen Wagen, warf den Koffer auf den Rücksitz, richtete sich auf und spürte im gleichen Augenblick den Druck einer Pistolenmündung im Genick.
»Keine Bewegung, Malloy.« Die Stimme war kalt.
Malloy blieb reglos.
»Steig ein!«
Malloy gehorchte.
Als er hinters Steuer kletterte, blickte er in den Seitenspiegel und sah, dass es Eddy Webster und Peter Brian waren.
Malloy hockte jetzt auf dem Fahrersitz. Er hörte, wie die Hintertür geöffnet wurde. Brian schob sich auf den Rücksitz und presste Malloy die Pistolenmündung gegen die Schläfe.
»Was soll das?«, keuchte Malloy.
»Das werde ich dir gleich erklären«, zischte Webster, ging um den Wagen herum, öffnete die rechte Vordertür und setzte sich neben Malloy. »Der Boss möchte nicht, dass du in Urlaub fährst. Und ich möchte es auch nicht, weil ich meine Bucks nicht gern anderen Leuten überlasse.«
»Ich wollte doch gerade in unser Versteck kommen, Webster«, kreischte Malloy. »Ich wollte doch nicht türmen. Bestimmt nicht, Jungs, das müsst ihr mir glauben. Ich werd doch nicht so’n Blödsinn machen. Seid doch vernünftig!«
Webster lachte meckernd. Es klang gefährlich, als er befahl: »Dreh das Fenster hoch, Malloy!«
Malloy nahm seine Rechte vom Steuer und drehte sich nach links.
Sofort wurde der Druck an seiner Schläfe stärker.
»Leg die Rechte aufs Lenkrad!«, kommandierte Brian. »Dreh das Fenster mit der linken Hand hoch! Das geht ganz gut, trotz deiner verkrüppelten Pfote.«
Malloy kurbelte langsam.
Webster wartete, bis das Fenster hochgedreht war. Dann zog er Malloys Koffer auf seine Knie. Mit einem Ruck riss er ihn auf und klappte den Deckel hoch.
»Du wolltest also jetzt ins Versteck kommen?«, fragte er leise, gefährlich leise.
»Klar, Webster«, keuchte Malloy. »Meinst du vielleicht, ich würde euch übers Ohr hauen wollen?«
»Und warum hast du deine Klamotten eingepackt?«, unterbrach ihn Webster scharf. »Warum hast du die 20 000 Dollar so hübsch zwischen deinen Sachen versteckt. Sind es überhaupt noch zwanzig Mille?«
»Ja, Webster. Es stimmt. Du kannst nachzählen«, jammerte Malloy. »Nicht ein einziger Dollar fehlt. Und glaub mir doch endlich, dass ich nicht türmen wollte!«
»Und was ist das hier, Malloy?«, fragte Webster und hielt ihm ein Stück Papier unter die Nase.
Malloy wurde blass. Kleine Schweißtropfen traten auf seine Stirn. Brian merkte, dass der Mann vor ihm zitterte.
»Ich will dir die Antwort abnehmen, Malloy«, zischte Webster. »Das ist ein Ticket für einen Flug nach Rio. Du hast uns also doch verschaukeln wollen, du Hund.«
»Soll ich?«, fragte Brian leise.
Webster schüttelte den Kopf. »Nimm meine! Die hat ’nen Schalldämpfer!« Er reichte Brian die Pistole.
»Nein!, tu’s nicht!«, schrie Malloy und bäumte sich auf. »Tu’s nicht, Brian, ich will…«
Der Schuss klang nicht lauter als die Fehlzündung eines vorbeifahrenden Autos. Noch einmal machte es plopp.
»Okay!«, murmelte Webster. »Komm, Brian, wir müssen uns beeilen!«
Den Koffer nahmen sie mit.
***
»Schau dir das an, Phil«, sagte ich, als wir auf die Straße traten. »Ich will nicht mehr Cotton heißen, wenn der Mann mit seiner Kiste nicht genau unter ’nem Parkverbotsschild steht.«
Ich ging zu dem Wagen hinüber. Hinter dem Steuer saß ein Mann. Sein Kopf war fast auf die Brust gesunken. Mit der linken Schulter lehnte er an der Tür.
Ich klopfte gegen die Scheibe. Der Mann rührte sich nicht. Ich klopfte stärker und öffnete die Tür einen Spalt. Dabei rutschte mir die Klinke aus der Hand, und die Tür schwang auf. Der Mann kippte mir genau vor die Füße.
Als er auf das Pflaster fiel, sah ich die beiden Einschüsse in seinem Rücken, in Höhe des Herzens. Ich untersuchte den Mann oberflächlich, obwohl ich auf den ersten Blick sah, dass für ihn jede Hilfe zu spät kam.
»Er ist tot«, stellte ich fest. »Vielleicht ’ne gute halbe Stunde. Der Mann muss im Wagen ermordet worden sein.«
Mit Phil hob ich den Toten auf den Sitz zurück. Ich drückte die Tür wieder ins Schloss und sagte: »Bleib hier! Ich gehe zum Jaguar und gebe die Meldung durch.«
Keiner der Passanten hatte etwas von dem Mord bemerkt. Allerdings handelte es sich um eine sehr ruhige Seitenstraße. Bis zu meinem Wagen brauchte ich knapp zwei Minuten. Nach weiteren zwei Minuten hatte ich die Meldung durchgegeben. Ich fuhr die Straße hinauf und setzte den Jaguar hinter den Mercury, in dem sich der
Weitere Kostenlose Bücher