Verflixte Hühnersuppe (German Edition)

hast dich zu sehr ablenken lassen. Hättest du dich auf die wichtigen Dinge konzentrierst, wäre das nicht passiert!“
    „Ich bin aber keine Maschine! Du meinst, du hättest alles im Griff? Franz wäre deinetwegen beinahe in Flammen aufgegangen, Frau Steinkaul ertrunken und Yanniks Mutter am Baum erhängt worden! Und ich wage gar nicht daran zu denken, hätte ich nicht erkannt, was es mit dieser Beerdigung auf sich hat!“
    Ich werfe Dulack einen verstohlenen Blick zu, der ihn mit Entsetzen auffängt und den Mund schon öffnet, um nachzufragen. Doch ich schüttle beruhigend den Kopf.
    „Du hast es genau in der Zeit geschafft, die ich dir zur Verfügung gestellt habe. Nicht einer ist umgekommen – und genau so war es geplant“, sagt der Wolfsjunge ernst, aber bestimmt. „Ich irre mich nie. Ich wusste genau, was du als Nächstes tun würdest.“
    „Und falls ich mir unterwegs ein Bein gebrochen hätte?“ Ich knirsche mit den Zähnen, dass sogar die Polis auf dem Wall es gehört hätten, würden sie nicht gerade selig pennen. „Ich sag dir was: Es ist gut, dass du ein Herz bekommen hast, aber den Kristall, den bekommst du nicht! Der bleibt hier auf der Erde!“
    „Das geht nicht!“, ruft der Wolf und sein Gesicht verdunkelt sich schlagartig. „Ich arbeite im Auftrag deiner Eltern!“
    „Niemals!“, fahre ich dazwischen.
    „Doch! Sie haben mich programmiert, bevor der Frieden auf den Sieben-Welten in Gefahr geriet. Dein Vater Hatar’ali hat vorausschauend gedacht. Er hat gewusst, dass jemand das Zeichen von den Welten fortschaffen muss, damit es in Sicherheit ist. Er hat geahnt, dass die Gegenpartei mich ebenfalls ausfindig machen und programmieren würde. Sie haben den verschlüsselten Befehl allerdings nicht entdeckt und deshalb führe ich nur den Befehl deines Vaters aus.“
    „Aber du hast die Python-Kämpfer dabei! Du hättest sie schon längst überwältigen können. Mein Vater geht kein solches Risiko ein!“
    „Die Schlangenmenschen gehörten auch zu dem Plan deines Vaters. Ich sollte dich kidnappen, aber in Wirklichkeit muss ich dich beschützen. Hätte alles nach meinen Vorstellungen geklappt, wären wir zum Lager der Schwarzen Seite zurückgekehrt. Und sobald ich ihren Standort herausgefunden hätte, wären wir nach Labaido zurückgekehrt.“ Seufzend schüttelt er den Kopf. „Aber du selbst hast die Pläne deines Vaters zerstört.“
    „Niemals arbeitest du für meinen Vater!“ Ich versuche, meinen Zorn abzuschütteln, aber es gelingt mir nicht. „Du hast mich in der Schule in die Enge getrieben und du hättest mich vor den Augen der Python-Kämpfer getötet!“
    „Ich habe dich immer entwischen lassen. Das alles war geplant, um die Schlangenmenschen zu täuschen. Oder glaubst du wirklich, dass dein Geschichtslehrer und eine Handvoll Kinder mich aufhalten können? Ich musste dich nur dazu bringen, Angst vor mir zu bekommen, damit du ohne Widerstand mit mir kommst.“
    „Aber ich hatte doch Angst vor dir!“, flüstere ich verzweifelt.
    Dann kann ich nichts mehr sagen. Die Stille, die sich nun über uns legt, wächst bald ins Unerträgliche. Falls es wahr ist, was diese Blechbüchse gesagt hat, dann habe ich wirklich alles verbockt. So viele Gedanken schießen mir durch den Kopf, alle auf einmal, und natürlich bekomme ich die Lösung nicht auf einem silbernen Tablett präsentiert. Ich muss mich verdammt noch mal anstrengen – und das erinnert mich an die verflixte Hühnersuppe der Tablebrakers, nur dass ich jetzt ein paar andere Zutaten mischen muss. Also: Wie reagiere ich, falls der Wolf Recht hat und mein Vater ihn programmiert hat?
    Dann ist es wichtig, dass ich sein Spiel mitspiele und mit ihm nach Hause zurückkehre. Aber es bedeutet auch, dass ich alle meine Freunde aufgebe und die Erde so zurücklasse, wie ich sie vorgefunden habe.
    Was kann ich hier verbessern? Es müssen ja nicht immer die großen Dinge sein. Manchmal ist ein freundlicher Hausmeister, der dafür sorgt, dass keine Clique ihren Schabernack treibt, sehr viel mehr wert.
    Lasse ich den Kristall hier, wird meine Heimatwelt im Chaos versinken. Lügt der Wolf mich aber an, dann laufe ich in eine Falle, die vermutlich meinen Tod bedeutet. Verflixte Hühnersuppe! Und das gibt mir wieder einen Stich ins Herz. Ich bin wieder das kleine Kind, das zu dumm ist, die richtige Entscheidung zu treffen.
    „Nein, das kann nicht wahr sein!“, murmele ich verzweifelt. Der Reihe nach sehe ich meine Freunde an. „Aber es ändert