Verliebt bis in die Haarspitzen (German Edition)
können. Aber was soll's? Vergiss die Kerle, ich habe eine viel bessere Idee!“
Helen warf Yvonne einen warnenden Blick zu. Ihre Mitbewohnerin und Freundin war mal wieder nicht zu bremsen in ihrem unermüdlichen Eifer, für das Glück anderer Menschen zu sorgen. Nur machte sie dabei meist alles schlimmer.
„Keine Bange. Es wird dir gefallen“, versicherte sie und drängelte sich an Helen vorbei in den geräumigen Wohnraum der Züricher Dachwohnung. Kurz darauf kehrte sie mit einem Terminplaner zurück ins Bad. „Sag mal, du hast doch noch immer keinen neuen Friseur gefunden, oder?“
„Stimmt“, gab Helen misstrauisch zu. Der Themenwechsel erschien ihr zu abrupt. Normalerweise ließ Yvonne nicht so schnell locker.
„Kein Wunder, dass es dir da nicht gut geht!“
Ja, das hatte auch zu Helens Pech gehört. Ihr Lieblingsfriseur, bei dem sie sich richtig wohlgefühlt hatte, war in eine andere Stadt gezogen. Mindestens alle zwei Wochen war sie bei ihm gewesen, um ihre Löwenmähne zähmen zu lassen und ihr Herz auszuschütten.
„Was hast du jetzt schon wieder vor?“, fragte Helen halb neugierig, halb argwöhnisch und beäugte ihre Freundin, die wild in ihrem Terminplaner blätterte.
„Da ist sie ja!“ Yvonne zog eine kleine Karte hervor und versteckte sie geheimnistuerisch hinter ihrer Hand. „Was machst du heute Abend um sechs?“, wollte sie nun wissen.
Irritiert verfolgte Helen die Handbewegung. „Joggen gehen, wie jeden Abend.“
„Lauf lieber morgen eine doppelte Runde. Denn heute gehst du zu Renk!“, verkündete Yvonne triumphierend.
Helen riss ihre Augen ungläubig auf. Das konnte Yvonne unmöglich ernst meinen. „Ich würde dort nie einen Termin bekommen!“, erhob sie Einspruch. Richard Renk war der Starfriseur der Stadt und Persönlichkeiten mit Rang und Namen standen bei ihm Schlange. Sterblichen blieb die Pforte dagegen verschlossen.
Schon oft war sie an dem stilvollen Salon vorbeigeschlendert und hatte sich vorgestellt, wie sie dort verwöhnt werden würde, wenn sie nur einen Termin bekäme. ‚Ein Ansprechpartner für alle ihre Bedürfnisse rund ums Haar‘ war der Slogan. Hektik war dort verboten. Es gab auch keine unerfahrenen, plappernden Praktikanten, die einem das Haar wuschen. Vom Eintreten bis zum Hinausgehen hatte man angeblich den persönlichen Friseur an der Seite. Eine Bekannte hatte sogar behauptet, dass man nur nach einem Hamburger fragen bräuchte und sie würden sofort jemanden losschicken, um einen zu besorgen!
Yvonne wedelte mit der Karte vor Helens Nase herum. „Du nimmst einfach meinen Termin und segelst unter meiner Flagge.“
„Das geht nicht! Ich meine, ich kann das nicht. Du kennst mich. Ich kann doch nicht lügen und mich als Yvonne ausgeben! Das geht garantiert schief“, stotterte Helen.
„Ach was! Das klappt schon.“ Yvonne legte die Karte provozierend auf den Schminktisch und widmete sich wieder ihrem Spiegelbild. „Und ich gehe einfach ein anderes Mal.“
„Das kann ich nicht annehmen!“, lehnte Helen aufgebracht Yvonnes Angebot ab. „Ich weiß genau, wie lange du dich darauf gefreut hast.“ Yvonne hatte all ihre Beziehungen spielen lassen müssen, um bei Renk einen Termin zu ergattern.
„Natürlich kannst du!“, entschied Yvonne. „Mir passt es eh nicht so gut. Ich habe später Einzelprobe mit Eric. Und ich glaube, wir brauchen heute etwas mehr Zeit, um uns von persönlichen Blockaden zu befreien.“ Yvonne blinzelte Helen vielsagend zu. „Ich muss jetzt los. Falls du es dir anders überlegst und du heute Abend mit ausgehen willst, schreib mir eine SMS. Aber was Renk angeht, keine Widerrede!“ Yvonne stürmte an der sprachlosen Helen vorbei, schlüpfte in ein Paar Slingpumps und griff nach ihrer Handtasche. „Ach übrigens, der Friseur, bei dem ich angemeldet bin, heißt Fabian Kehrbusch. Die ganze Stadt schwärmt von ihm, er ist ein absoluter Traum. Du musst dir wohl um deine Locken keine Sorgen machen.“
Da war also der Haken. Helen baute sich vor ihrer Freundin auf. „Klar, ein Mann! Du willst mich doch bloß verkuppeln, oder? Dabei hattest du es mir versprochen!“
Yvonne hatte bereits die Türklinke in der Hand. „Halleluja, jetzt mach mal einen Punkt!“, fuhr sie Helen an. „Mit dem sicher nicht! Ich möchte einfach nur meine lustige und fröhliche Freundin Helen zurück, die hier früher mit mir gewohnt hat. Sag ihr einen Gruß, falls du sie treffen solltest. Ich vermisse sie!“ Mit den letzten Worten knallte Yvonne
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