Vermaehlung um Mitternacht
Haben Sie ein Mädchen in Schwierigkeiten gebracht? Hoffentlich keine Dienstbotin.“ Als Edmund ein ersticktes Keuchen hören ließ, verdüsterte sich ihre Miene. „Wenn nicht das, was dann? Nun spuckt es schon endlich aus, einer von euch. Ein so verdruckster Haufen ist mir ja mein Lebtag noch nicht untergekommen! “
Alec tat einen Schritt vor. „Lady Birlington, ich hoffe, dass Sie meiner Gattin helfen können.“
„Jetzt sagen Sie nicht, Sie haben das Weib mit diesem gottlosen
französischen Namen geheiratet.“
„Nein, ihre Cousine. Sie ist Amerikanerin.“
Angewidert verzog Lady Birlington das Gesicht. „Lieber Himmel. Kein Wunder, dass Sie meine Hilfe brauchen. Alles Dickschädel, diese Amerikaner. Mir ist egal, was die anderen behaupten, ich finde, ihnen geht jede Finesse ab.“
Alec erklärte hastig: „Im Testament meines Großvaters ist festgelegt, dass Julia und ich unseren gesellschaftlichen Verpflichtungen ein Jahr lang nachkommen müssen, ohne einen Skandal zu verursachen. Deshalb brauchen wir Ihre Unterstützung.“
„Bitten Sie Edmunds Mutter. Kluges Ding, diese Eugenia, obwohl man doch an ihr zweifelt, wenn man sich den Trottel anschaut, den sie geheiratet hat.“
„Nein, Julia braucht Sie. Sie ist... ungewöhnlich.“ „Ungewöhnlich? Sie hat nicht etwa drei Köpfe oder so?“
„Tante Maddie“, sagte Edmund schockiert. „Natürlich hat Alecs Frau keine drei Köpfe!“
Lady Birlington wirkte enttäuscht. „Na, man kann nie wissen. Auf dem Jahrmarkt habe ich einmal einen Mann gesehen, der zwei Köpfe hatte. Also, wenn er zwei P...“
„Bitte!“ flehte Edmund mit erstickter Stimme. „Alec spricht von seiner Fraul“
„Ich weiß, wovon er redet, du Holzkopf! “ Hochmütig starrte sie ihren Neffen an, bis dieser unbehaglich an seinem Halstuch zerrte. Zu Alec meinte sie dann: „Erzählen Sie mir von dem Mädchen. Ist sie hübsch?“
Er zögerte mit der Antwort. „Nein, aber sie hat unbestreitbar Format.“
„Format? Was will sie dann mit Ihnen?“
Das hatte gesessen. Eine Frau wie Julia hatte er tatsächlich nicht verdient, aber lieber würde er in der Hölle schmoren, als es vor dieser freimütigen alten Dame zuzugeben. „Julia und ich haben eine Abmachung getroffen.“
„Kompromittiert haben Sie sie nicht, oder?“
„Natürlich nicht“, erwiderte Edmund loyal. „Julia ist eine Reformerin.“
„Wie?“
„Ich sagte“, wiederholte Edmund lauter, „dass Julia eine Reformerin ist.“
Lady Birlington starrte ihn an, bis er dunkelrot anlief. „Weißt du“, verkündete sie mit schmerzlicher Deutlichkeit, „du erinnerst mich immer mehr an deinen Vater. “
Edmund klappte der Mund auf.
Alec nutzte die Gelegenheit, um das Gespräch wieder auf Julia zu bringen. „Lady Hunterston ist es ein großes Anliegen, anderen zu helfen. Sie ist der großzügigste Mensch, den ich kenne.“
„Ich bin vor Jahren ihrem Vater begegnet“, berichtete Lady Birlington. „Attraktiver Mann. Schöne Beine. Seine Frau habe ich auch kennen gelernt. Keine Ahnung, was er an ihr fand. Unscheinbares Ding.“
„Wir brauchen Ihre Hilfe, um sie überall einzuführen. Wenn wir es nicht richtig anfangen, wird sie in Stücke gerissen.“
Edmund nickte eifrig. „Tante Maddie, du musst... "
„Müssen muss ich gar nichts. Impertinenter Esel.“
Ärgerlich biss Alec die Zähne zusammen. Zum Teufel. Er würde Julia in feinste Seidenstoffe hüllen und mit Juwelen schmücken, und keiner sollte es auch nur wagen, ihr zu nahe zu treten, sonst würde man es mit ihm zu tun bekommen, mit ihm und seiner Duellpistole.
Dann fiel sein Blick auf den Hut, und er musste an ihr verschmitztes Lächeln denken. Ob er wollte oder nicht, ihm und Julia blieb nichts anderes übrig, als diesen Weg nun zu gehen. Und auch wenn Julia glaubte, über solche Dinge erhaben zu sein, würde sie sich doch jede Grausamkeit sehr zu Herzen nehmen. So exzentrisch Lady Birlington auch sein mochte, sie war die Einzige, die ihnen helfen konnte.
Alec rang sich ein Seufzen ab und nickte. „Sie haben Recht, Mylady.“
Misstrauisch beäugte sie ihn. „Womit?“
„Es ist wirklich zu viel verlangt. In Ihrem Alter ..." Er zuckte mit den Schultern.
„Alter? Was hat mein Alter damit zu tun?“ erkundigte sie sich hitzig.
Für den Bruchteil einer Sekunde wechselten Alec und Lucien einen Blick.
Ein leises Lächeln huschte über das Gesicht des Herzogs. „Hunterston hat Recht. Es wäre einfach zu viel für Sie, Madam. Mir
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