Klick! Mich! An! - Gaddam, S: Klick! Mich! An! - A Billion Wicked Thoughts
Vorwort
Das erste Mal begegnete ich Ogi Ogas, einem der Autoren dieses Buches, vor ungefähr einem Jahr. Ganz im Sinne der internetaffinen Form seiner Recherchen für dieses Werk hörte ich zunächst per E-Mail von ihm.
Ogi hatte ein Buch zum Thema Sexualität gelesen, das ich ein paar Jahre zuvor gemeinsam mit Don Symons verfasst hatte, Warrior Lovers lautet der Titel. Darin untersuchten wir Slash-Storys – also Geschichten, in denen sich heterosexuelle fiktionale Figuren ineinander verlieben, wie beispielsweise Captain Kirk und Mr Spock oder Clark Kent und Lex Luthor – und förderten einen recht unerwarteten und doch vielsagenden Aspekt des weiblichen Begehrens zutage.
Slash ist für die weibliche Leserschaft in gewisser Hinsicht das Ultimative in Sachen Liebesliteratur: Denn in diesen Geschichten findet der Held am Ende immer seinen Seelenpartner, darauf ist Verlass. Ogi wollte wissen, ob mir neuere Befunde bekannt wären, von denen ich ihm erzählen könnte. Um ehrlich zu sein, hat mich seine erste E-Mail ein wenig überrascht – denn über Slash-Literatur tausche ich mich fast ausschließlich mit anderen Frauen aus –, doch schon bald wurde mir klar, dass Ogi nicht einfach nur an Slash interessiert war, sondern vielmehr am Gesamtbild der menschlichen Sexualität, wie es sich in den Weiten des Internets darstellt. Es ist viel Wahres an der Vermutung, dass sich im Internet wirklich alles findet, was man sich in puncto Pornografie nur vorstellen kann. Diese erste E-Mail war letztlich der Beginn eines langen und lebhaften Austauschs über die Beschaffenheit sexuellen Begehrens.
Dieses Buch aber zeigt nicht nur, in welch verblüffenden und vielfältigen Ausprägungen Onlinepornografie in Erscheinung treten kann. Es öffnet einem darüber hinaus auch die Augen für das sexuelle Begehren von Millionen von Menschen, und das auf eine einzigartige, gewinnbringende Weise. Der Großteil der Studien zum Thema Sexualität stützt sich auf Umfragen und Fragebögen, in denen die Leute gebeten werden, Geheimnisse zu offenbaren, die sie nur ungern mit anderen teilen (und schon gar nicht mit Forschern, die mit diesen Informationen Gott weiß was anstellen). Die Nutzung ganz neuer Methoden, um Einblick in das menschliche Begehren zu erhalten, ist von echtem Vorteil – am besten tut man dies mit so unauffälligen Mitteln, dass man die Leute gar nicht mehr direkt in den Datenfindungsprozess mit einbeziehen muss. So wie Don und ich es für die kommerziellen Erotika und für die Slash-Literatur getan haben, untersuchen Ogi Ogas und Sai Gaddam die digitalen Fußspuren, welche die Nutzer im Internet hinterlassen. Ziel ist es, Licht in unser Verständnis von männlichem und weiblichem Begehren zu bringen und eine Erklärung für die eklatanten Unterschiede zwischen den Geschlechtern zu liefern.
Die verblüffendsten Erkenntnisse stammen oftmals aus den sonderbarsten Quellen. Der akademische Werdegang der beiden Autoren ist nämlich keineswegs typisch für die Verfasser von Büchern zum Thema Sex. Ogi und Sai haben gemeinsam studiert und beide ihren PhD am Department of Cognitive and Neural Systems an der Boston University gemacht. Der Großteil der Forscher auf dem Feld der kognitiven Neurowissenschaften betreibt, Sie ahnen es sicher längst, normalerweise keine Studien zum Thema Pornografie. Doch gerade wegen ihres akademischen Hintergrunds kamen Ogi und Sai auf die Idee, ganz neuartige Fragen zu stellen, wie zum Beispiel: » Wie funktioniert eigentlich die Software im Gehirn, die für das sexuelle Begehren und für die Erregung verantwortlich ist? « Niemand sonst in ihrem Fachbereich hat je in diese Richtung gedacht. Sie nutzten nicht nur das Internet als Datenquelle (keiner wäre besser für diese Art der Datenerhebung geeignet gewesen als die beiden mit ihrem mathematischen Wissen), sondern bedienten sich zudem eines adaptionistischen Ansatzes, um sich dem menschlichen Sexualverhalten zu nähern. Dieser betrachtet die männliche und weibliche Sexualität in Bezug auf ihre Funktion als ein Produkt verschiedener Selektionszwänge (oder -probleme), mit denen Männer und Frauen sich im Laufe der Evolution konfrontiert sahen (und die sie lösen mussten).
Die adaptionistische Perspektive hat sich als unglaublich ertragreich erwiesen, insbesondere auf dem Gebiet der weiblichen Sexualität. In historischer Hinsicht bestanden zahlreiche Hindernisse, die ein Studium des weiblichen Begehrens und Sexualverhaltens extrem erschwerten.
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