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Verrückt nach einer Vampirin

Verrückt nach einer Vampirin

Titel: Verrückt nach einer Vampirin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Monajem
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herauslaufende Masse. Schade nur, dass die Aufmerksamkeit, die sie ihm zuteilwerden ließ, nicht allzu viel zu bedeuten hatte. Die meisten Menschen hielten Gipsabdrücke für etwas Cooles.
    »Ziemlich neue Reifen«, merkte Gideon an und blickte mit gerunzelter Stirn zu Ophelias Pick-up. »Anders als Ihre.«
    »Ich hoffe, er sieht uns zu«, antwortete Ophelia. »Vielleicht bekommt er es ja mit der Angst zu tun und steckt vierhundert Mäuse in einen Satz neue Reifen. Man weiß ja nie!«
    Eine Blondine mittleren Alters, die trotz ihres dunklen Haaransatzes auf eigentümliche Art und Weise hübsch war, stolzierte über den Rasen des Nachbarn mit dem weißen Pick-up, ehe sie sich über die Gartengrenze beugte, als hätte sie es mit einer Klippe zu tun. »Ophelia, es tut mir unendlich leid, dich zu stören, wo du doch gerade Gesellschaft hast, aber ich bräuchte dringend eine Tasse Zucker«, sagte sie mit piepsiger Stimme.
    »Was für ein Zufall«, brummte Ophelia. »Lisa Wyler, das ist … Wie war doch gleich Ihr Name, Officer?«
    »Gideon O’Toole von der Polizei in Bayou Gavotte«, antwortete Gideon und dachte wehmütig darüber nach, dass er keinen allzu großen Eindruck gemacht haben konnte, wenn sie sich nicht einmal an seinen Namen erinnerte. Er stellte sich hin, reckte sich und nickte Mrs. Wyler zu, die ein bedeutungsschweres nervöses Lächeln aufsetzte, ehe sie den Blick über den Gipsabdruck und den dem Erdboden gleichgemachten Garten schweifen ließ. Für den Bruchteil einer Sekunde blieb ihr Blick an den traurig anzusehenden Marihuana-Pflanzen hängen.
    »Jemand hat meinen Garten verwüstet«, sagte Ophelia leise. Der befremdliche Ton, der sich in ihre Stimme schlich, jagte nicht nur Gideon einen Schrecken ein, sondern setzte ganz offensichtlich auch Mrs. Wyler zu. Diese Beliveau wusste, wie sie andere das Fürchten lehrte. Gideon unterdrückte den Impuls, ein weiteres Mal zu lachen, und musterte stattdessen nachdenklich die Nachbarin.
    »Dieser reizende Polizist ist gerade dabei, einen Gipsabdruck von den Reifenspuren zu nehmen, die der Eindringling freundlicherweise hinterlassen hat«, fuhr Ophelia fort, rückte näher an Gideon heran und legte ihm verspielt die Hand auf die Schulter. »Ist das nicht süß von ihm?«
    Gideon grinste Mrs. Wyler an. Er hoffte, dass es besonders dämonisch wirkte, während er sich insgeheim fragte, was die Nachbarin von ihm erwartete – dass er Ophelia Handschellen anlegte, weil sie Gras im Garten anbaute? Wohl kaum. Außerdem hatte er das Gefühl, dass Fesselspiele nicht unbedingt zu ihren Vorlieben zählten.
    »Ich … muss jetzt gehen«, stammelte Mrs. Wyler und trippelte davon.
    »Und was ist mit dem Zucker?«, rief Ophelia ihr nach.
    »Ich … komme auch ohne zurecht.«
    Gideon gab dem leisen Lachen nach, das sich in ihm angestaut hatte, und machte sich noch immer glucksend daran, seine Ausrüstung zusammenzupacken. Er wischte sich den Schweiß von den Brauen und lächelte Ophelia an. »Wegen der hohen Luftfeuchtigkeit dauert es ein Weilchen, bis der Gips getrocknet ist. Was halten Sie davon, wenn wir uns solange hinsetzen und Sie mir alles erzählen?«
    Der freundliche Ausdruck in Ophelias Gesicht war auf einmal wie weggeblasen. »Streng genommen brauche ich den Abdruck gar nicht, Officer. Ich wollte Wyler lediglich einen Schrecken einjagen. Nur für den Fall, dass es Ihnen entgangen ist, das dumme Blondchen eben war seine Frau.« Ein Hauch von Reue huschte über ihr Gesicht. »Ich hätte sie nicht so verschrecken dürfen. Die Arme ist gestraft genug, mit diesem Schluckspecht verheiratet zu sein. Normalerweise bin ich gar nicht so unhöflich.«
    »Ich nehme an, dass Sie normalerweise auch nicht aus Eigennutz die Polizei rufen, oder?« Gideon war wieder kurz davor zu lachen. »Auf jeden Fall spielen Sie Ihre Rolle ziemlich gut. Als kämen Sie direkt aus einem Horrorfilm. Sie klingen wie der Teufel, sehen aber aus wie die personifizierte Liebe.«
    Ihre Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. »Personifizierte Liebe? Schwachsinn. Wenn ich nach etwas aussehe, dann nach Sex. Das wissen Sie und jeder andere Mann auf dieser gottverdammten Welt.« Sie kniff die Augen zusammen. In ihrer Stimme schwang die pure Wut mit – Wut auf ihn, sich selbst, ihren Nachbarn oder jemand anderen, das wusste er nicht.
    »Manchmal ergänzen sich Sex und Liebe«, sagte er und fügte nach einer kurzen Pause hinzu: »Zumindest habe ich das mal gehört. Aber egal, was Sie auch verkörpern

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