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Verrückte Zeit

Verrückte Zeit

Titel: Verrückte Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Wilhelm
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Warte, ich komme …«
    Sie war bereits an der Tür und zerrte ihren Mantel vom Haken, bevor er seine Sachen einsammeln konnte. Er hatte sich erhoben gehabt, jetzt ließ er sich wieder auf den Sitz sinken und holte tief Luft. Er blickte sich peinlich berührt um, doch niemand schien von ihnen Notiz zu nehmen; die große Frau blickte jedenfalls mit Sicherheit nicht zu ihm herüber. Sie war anscheinend in ein Buch vertieft. Seine Hände machten sich wieder an die Arbeit.
    Ihm fiel ein, daß sein Mantel noch in Joannas Wagen war, ebenso wie seine Übernachtungsutensilien und seine Aktentasche; der Gedanke huschte davon, als Minerva den Kopf drehte und zu der Kellnerin hinsah, um noch etwas Kaffee zu bestellen. Welch herrliche Linien der Wangen- und Kieferknochen! Sie war die perfekte Karrierefrau für die Serie, die er im Kopf hatte. Mrs. Professional persönlich – kühl, gewandt, selbstsicher, durch und durch von sich überzeugt. Mrs. Eisberg. Mrs. Ich-erreiche-alles-was-ich-will-und-brauche-keine-Typen-wie-dich. Er liebte sie. Seine Hände flogen übers Papier. Er füllte eine Seite nach der anderen, blätterte hastig um. Es war ein Wink Gottes, dachte er geistesabwesend, er konnte nichts dafür. Es mußte höhere Gewalt gewesen sein, daß er nicht hatte fliegen können, daß er an diesen Ort der Geschäftigkeit verschlagen worden und in diesem Restaurant gelandet war, wo ihn die Königin von Saba erwartet hatte. Alle übrigen Charaktere waren bereits festgelegt – Politiker, Bürokraten, wichtigtuerische Vereinsmeier, Kalle Bierkiste und seine Freunde, sogar Dummchen Mehlkloß. Die einzige, die ihm noch gefehlt hatte, war Miss Erfolg, und Gott in seiner unendlichen Weisheit hatte sie ihm beschert. Unbewußt fing er an zu summen, während er skizzierte.
     
    Im gleichen Moment machte es sich ein dicklicher vierzehnjähriger Junge in Hilton, New York, vor dem Computer seines Vaters bequem. In Hilton lag die Welt unter einer weißen Decke; fünfundzwanzig Zentimeter Schnee war während der vergangenen vierundzwanzig Stunden gefallen, und es schneite immer noch. Der Vater des Jungen hatte beschlossen, an diesem Abend nicht mehr nach Hause zu fahren; seine Mutter war zu Bett gegangen, und nun hatte er den Computer ganz für sich allein.
    Der Junge schlürfte seine Limo und zermalmte Pizzachips, während er mit zwei Fingern auf der Tastatur herumspielte. Hallo, Big Mac. Die Antwort erfolgte unverzüglich: Hallo, Hot Dog. Und schon war das Spiel in vollem Gange, das er nun schon seit drei Wochen spielte.
     
    Der gleiche Nebel, der Daniel Patrick Corcoran Lauren Steele beschert hatte, war schuld daran, daß Colonel T. H. Musselman zu seiner Verabredung mit Dr. William Bentson und Dr. Mallory Akins drei Stunden zu spät kam. Musselmans Flugzeug war nach Portland umgeleitet worden, von wo aus die Passagiere mit Bussen zu ihren Zielorten transportiert wurden. Er war zum Flughafen Seatac gebracht und dort von seinen Gastgebern abgeholt worden, und jetzt fuhren die drei Männer im Schrittempo zum Forschungslabor eines riesigen Fluggeräteherstellers.
    »Wissen Sie«, sagte Bill Bentson, der am Steuer saß, »wir können die Besichtigung gut auf morgen früh verschieben. Sie müssen bestimmt müde sein, Sir, nach dieser Verzögerung.«
    Colonel Musselman warf ihm einen finsteren Blick zu. »Achten Sie auf die Straße, junger Mann. Ich habe einen Rückflug morgen früh um neun. Wir werden die Sache heute abend hinter uns bringen.«
    Die knallharte Sorte, dachte Mallory Akins mißmutig. Und mäkelig dazu. Er würde das Projekt zu Tode bemäkeln. Er verkrampfte die Hände zu Fäusten, als Bill Bentson mit einem Schlenker einen anderen Wagen überholte. Ihre Ausfahrt würde bald kommen, und Bill fuhr dafür viel zu schnell, außerdem auf der Überholspur und bei diesem verdammten Nebel, der in seinem Kopf Wirbel erzeugte wie eine Ente beim Tauchen. Bentson sah wie ein gerupfter Vogel aus, ein watender Vogel mit ungelenken Gliedern und einem dünnen Hals, der viel zu lang war. Er war zweiunddreißig, viel zu jung für seine leitende Position bei einem Projekt dieser Größenordnung, aber so lief das nun mal heutzutage – da kamen die Kinder von der Universität und übernahmen sofort die Führung in der Welt der Forschung. Das einzige, das Bentson tat, war arbeiten und essen, arbeiten und essen. Akins wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Colonel zu, der irgend etwas dahermurmelte übers Wetter oder so ähnlich.
    Musselman haßte

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