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Verrückte Zeit

Verrückte Zeit

Titel: Verrückte Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Wilhelm
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Nebel und haßte Regen und haßte den Nordwesten und haßte Wissenschaftler, die zu zerstreut waren, als daß man ihnen beim Autofahren trauen könnte. Und ganz besonders haßte er diese beiden: der eine eine Vogelscheuche, der andere ein Athlet mit extremen Muskelpaketen. T.H. waren die Initialen von Toler Harris, beides Familiennamen, doch seit der Schulzeit hatte ihn niemand mehr so genannt; damals, als er noch Befehlshaber in Vietnam war, hatten ihm seine Männer den Spitznamen »Trigger Happy« Musselman verpaßt, und das hatte ihm gefallen.
    Was er am meisten von allem haßte, war die Erkenntnis, daß er den höchsten Punkt seiner Laufbahn erreicht hatte, ohne etwas dafür zu können, daß er niemals höher käme. Es lag am System. Man konnte andere in den Arsch treten oder ihnen in den Arsch kriechen, ihm war beides recht, doch er hatte einen oder zwei Fehler gemacht, indem er die falschen Ärsche zum Ziel der falschen Handlung gemacht hatte und jetzt würde er bis zur Pensionierung Colonel bleiben. Bis dahin war er mit der vollkommen schwachsinnigen Aufgabe betraut, herumzureisen und jede idiotische Neuentwicklung an allen möglichen verschlafenen Provinznestern im ganzen beschissenen Land zu prüfen. Die Vogelscheuche trat voll auf die Bremse und schleuderte ihn aus seiner düsteren Stimmung in wilde Wut. Um sich zu rächen, zündete er sich eine Zigarre an und testete, mit wieviel dichtem Qualm er das Wageninnere füllen könnte, bis sie an dem beschissenen Ort ankämen, zu dem sie unterwegs waren.
    Bill Bentson hustete und öffnete seinen Belüftungsschlitz; er bog von der Schnellstraße ab und wäre fast aus der Kurve getragen worden. Der beißende Qualm trieb ihm Tränen in die Augen, und außerdem hatte es angefangen zu regnen.
    Mallory wich vom Colonel ab und drehte den Kopf, anscheinend, um Ausschau nach der nächsten Abzweigung zu halten. Übel, dachte er schlechtgelaunt, das wird übel werden. Vor ihnen schimmerten die Lichter der CaCo, der Cascadia Company Inc., im Nebel wie sterbende Glühwürmchen.
     
    Der dickliche Junge kippte seinen Stuhl nach vorn und grinste den Monitor an. Hab ich dich, dachte er. Er war der Herr der Außerirdischen auf dem Vormarsch zur Invasion; Big Mac hatte seine Getreuen einen nach dem anderen vernichtet, doch gleichzeitig hatte er Big Macs Gefolge Zug um Zug unschädlich gemacht, so daß jetzt nur noch sie beide übrig waren: Der Herr der Außerirdischen und der einsame Verteidiger der Erde, die sich unausweichlich in der letzten tödlichen Schlacht gegenüberstanden. Er tippte ein: Was machst du? Die Antwort kam rasch. Ich arbeite an der Abwandlung meines Lasers. Hot Dog lachte. Die Zeit ist zu knapp für Veränderungen. Er sah auf die Uhr und beschloß, sich einen Sandwich zu machen und Big Mac ein paar Minuten Zeit zu geben, nur um zu sehen, was er vorhatte. Dem Außerirdischen Hot Dog konnten Laserstrahler nichts anhaben; er war immun und unsterblich und unverletzbar für alles, das sich Big Mac einfallen lassen könnte. Er gab ein: Du hast fünf Minuten. Zeit läuft. Dann ging er in die Küche, um zu sehen, was es zu naschen gäbe.
     
    »Sie kennen natürlich das Prinzip von Lasern«, sagte Mallory Akins zum Colonel.
    Sie hatten den Gebäudekomplex betreten, hatten sich den Sicherheitskontrollen unterzogen, waren mit dem Aufzug in den siebten Stock gefahren und befanden sich jetzt auf dem Weg zur Abteilung, in dem das neue Lasersystem untergebracht war.
    »Nein, ich kenne es nicht, und ich will es auch nicht kennen. Ich will nur wissen, was man damit machen kann, das reicht mir.«
    »Oh, Colonel, ich befürchte, Ihre Zigarre …«, setzte Bill Bentson an und trat nervös von einem Fuß auf den anderen, während er Mallory Akins mit Blicken zu durchbohren versuchte, da er eigentlich dafür zuständig gewesen wäre darauf hinzuweisen, daß im Bereich der Labors Rauchen strengstens verboten war.
    Sie marschierten durch einen breiten Flur mit einem hellen Fußboden, der unter einem durchgehenden Lichtband silbern schimmerte. Die Wände waren von wenigen Türen unterbrochen, die alle geschlossen waren; im ganzen Gebäude herrschte Stille. Eine Begleitung, bestehend aus einem schlampig aussehenden, bärtigen Laborassistenten und einigen Technikern, hatte sich ihnen in der Eingangshalle zugesellt und folgte ihnen jetzt in einigen Metern Entfernung. Sie waren gespannt, dachte Bill Bentson mißmutig, ob er die Nerven hatte, das Rauchverbot beim Colonel durchzusetzen.

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