Verschleppt
Position!“
Sara lief Welsh hinterher. „Ich komme mit.“ Er blieb stehen und blickte sie ernst an. „Nein, das werden Sie nicht. Haben wir uns verstanden? Lassen Sie uns unseren Job machen.“ Seine Augen fixierten ihre Augen. Sara erwartete einen klaren Befehl, doch Welsh schlug einen sanften Ton an. „Hören Sie, Cooper, Sie können in Reichweite bleiben und sobald wir alles gesichert haben, können Sie uns folgen.“ Sara nickte und blieb zurück, während Welsh schnellen Schrittes zu dem Gebäude lief. Sara war nervös. Ihr Herz pochte, ihr ganzer Körper war angespannt. Cruz stellte sich zu ihr und zusammen beobachteten sie, wie die Teams die Positionen einnahmen. Der Umkreis war weiträumig abgesperrt worden, alle Bewohner mussten aus den umliegenden Häusern raus. So musste sich Sara zumindest keine Gedanken um neugierige Passanten und Reporter machen. Es lag eine unheimliche Stille in der Luft. Sie fixierte Welsh, der eine beeindruckende Ruhe ausstrahlte. Er sprach immer wieder in sein Mikro und gab Anweisung.
Sara wusste: Sobald alle Teams ihre Position eingenommen hatten, wird gestürmt. Sie hoffte inständig, dass der Kerl nicht im Haus war und durchdrehte. Cruz legte seine Hand auf ihre Schultern, als würde er ihre innere Unruhe spüren. „Das sind Profis. Mach dir keine Sorgen.“ Sara konnte sein Lächeln nicht erwidern. Cruz reichte ihr eine schusssichere Weste, er hatte bereits eine an. „Hier, zieh die über“, bat er sie. Kommentarlos zog Sara die Weste an. Sie blickte sich um und beobachtete, wie ein Team von drei Personen sich rechts neben der Eingangstür positionierten – ihre Schusswaffen im Anschlag - und ein Dreier-Team links. Auf dem Dach lagen zwei Scharfschützen. Sara fixierte nur die Lippen von Welsh, sie wartete auf die entscheidenden Worte, die in dieser Sekunde folgten: „Zugriff!“
Kapitel 20
Alles spielte sich in Zeitlupe ab. Mit einem Rammbock wurde die Tür aufgestoßen und die beiden Teams rückten dicht hintereinander in das Haus ein. Mehr konnte Sara nicht erkennen, Welsh war mit seinen Leuten in das Gebäude gestürmt. Die nächsten Sekunden sollten über Leben und Tod entscheiden. Sara vernahm Geräusche und Stimmen, die wild durcheinander flogen. Sara machte einen Schritt nach vorne, Cruz war dicht hinter ihr. Beide atmeten schwer. „Was dauert das denn so lange?“, nuschelte Sara vor sich hin.
Cruz wollte etwas erwidern, als Welsh wieder aus dem Haus trat. Er zuckte mit den Schultern und winkte Sara zu sich. Sara lief Richtung Welsh, gefolgt von Cruz. „Was ist passiert? Wo ist der Junge?“, Saras Stimme überschlug sich. „Sehen Sie selbst.“ Welsh trat einen Schritt beiseite, so dass Sara und Cruz in das Gebäude konnten. Sara vernahm die Laute von Jason immer deutlicher. Sie war verwirrt. Sie gingen einen kurzen Flur entlang, der schließlich zu einer Treppe nach unten führte. Jasons Stimme war greifbar nah. Unten angekommen, blieb Sara regungslos stehen. Ein Kassettenrekorder lief. Ein Handy auf dem Boden. Ein leerer Raum, von Jason weit und breit keine Spur.
Sara eilte wutentbrannt die Stufen nach oben, sie wollte nur eins: An die frische Luft. Draußen angekommen, ließ sie einen Wutschrei aus: „Du verdammter Arsch!“ Sie schrie, so laut sie konnte, bis ihre Kehle wehtat. Ihre Lungen dehnten und zogen sich in krampfhaften Zügen auseinander. Ihr Team kam auf sie zu, aber keiner traute sich etwas zu sagen. Sara beruhigte sich langsam. „Wir werden hier nach Strich und Faden verarscht. Ich fasse es nicht. Er spielt ein Spiel mit uns und wir sind machtlos.“ Keiner erwiderte etwas darauf. Alle wussten, dass Sara mit ihren Worten genau richtig lag. Sie waren wieder am Anfang, sie hatten nichts. „Lasst uns zurück ins Büro fahren“, unterbrach Shawn die Stille. „Hier können wir nichts mehr ausrichten. Vielleicht ergibt die Spurensicherung was.“ Sara sah ihn ungläubig an, streifte die Blicke ihres Teams und sagte leidenschaftslos. „Wir haben total versagt.“
Auf dem Weg zurück zu ihren Wagen, blickte sich Lilly um und erkannte Lundberg, der an einer Straßenlaterne lehnte. Er nickte ihr zu. Sara hatte ihn nicht gesehen und Lilly machte sie auch nicht darauf aufmerksam. Ihr Magen zog sich zusammen, wenn sie nur an die Headline der morgigen Ausgabe dachte.
Kapitel 21
Sara saß an ihrem Schreibtisch und versuchte, das Geschehene der letzten Stunden einzuordnen. Aber da gab es nicht viel einzuordnen. Sie waren dem Kerl
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