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Verschwörung auf Burg Schreckenstein

Verschwörung auf Burg Schreckenstein

Titel: Verschwörung auf Burg Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Gleichberechtigung soll schon sein. Also überlegt es euch! Und du läßt uns jetzt raus“, wandte sie sich an Ottokar. „Gute Nacht!“

Verdacht mit Folgen

    Der erste Schultag begann, als wohne nebenan nur Mauersäge. Mit dem Ruf „Aufstehen! Dauerlauf!“ von Zimmer zu Zimmer eilend, weckte Dieter die Ritterschaft, die alsbald, nur mit Turnhosen bekleidet, durch den gepflegten Garten trabte. An keinem Fenster war ein Mädchen zu sehen. Nach Duschen und Bettenmachen begaben sich die Schreckensteiner zum Frühstück. Von Stephan noch einmal an die „bunte Reihe“ erinnert, setzten sie sich an alle Tische und ließen Lücken frei. Die Mädchen kamen, setzten sich dazwischen, Fräulein Doktor Horn kam, runzelte die Stirn und setzte sich aber, ohne ein Wort darüber zu verlieren, zum Rex.
    „Aha.“ Stephan grinste. „Das hat sie bei ihrer Hausordnung übersehen.“
    Und Mücke meinte: „Klein bei klein. Das ist die richtige Taktik.“
    Auch die Lehrer setzten sich mit der neuen Situation auseinander. Auf ihre Art.
    Im Geschichtsunterricht sagte Doktor Waldmann: „Jetzt erlebt ihr, was das heißt: friedliche Koexistenz zweier Staaten mit unterschiedlichen Gesellschaftssystemen, oder einfacher: mit unterschiedlichen Auffassungen. Das erfordert mitunter sehr viel Geduld.“
    Leider sagte er es nur zu den Rittern. Die Klassen wurden getrennt unterrichtet. Jean, Mauersäges hochvornehmer Kammerdiener, hatte die Zimmer im Obergeschoß des Klassentraktes entrümpelt und hergerichtet, die Schulmöbel stammten aus Rosenfels.
    Aber in den Pausen konnten Ritter und Mädchen, laut Hausordnung, miteinander reden und machten davon auch Gebrauch.
    „Der Reiz der Neuheit“, meinte Dolf zu Olf. „Aber wie ich unsere Großen kenne, passiert da bald was.“
    Am Nachmittag auf dem Sportplatz war von Trennung überhaupt nichts mehr zu merken. Sonja, Doktor Waldmanns Tochter und jüngste Lehrerin auf Rosenfels, machte mit den Mädchen ein undefinierbares Ballspiel auf dem Rasen, umringt von den Rittern, die unter Sportlehrer Rolle auf der Aschenbahn „große Ferienentschlackung“ Vornahmen. Dabei flog manche Bemerkung hinüber und herüber.
    Dampfwalze glänzte mit seiner großen Kraft. Möglichst in der Nähe von Ingrid.
    „Emsig, emsig“, lästerte sie vieldeutig.
    Außer Dampfwalze waren es vor allem die Jüngeren, die sich um „Kontakte“ bemühten. Bei rhythmischen Übungen der Mädchen zählten Ritter laut an den falschen Stellen mit, bis nichts mehr klappte. Wenn sie sich andererseits selber sehr anstrengten, sagte irgendein Mädchen: „Ist ja oberschlapp!“ Doch es gab auch ernsthaftere Gespräche.
    „Was macht unser Schlüssel? Habt ihr euch schon entschieden?“ raunte Beatrix zu Stephan hinüber, der in nächster Nähe Liegestützen ausführte.
    „Später!“ keuchte er, immerhin schon bei Nummer siebenundzwanzig. Er konnte sich nicht mehr unterhalten, dazu war er zu sehr außer Atem.
    Als die Horn und der Rex auftauchten, legte Rolle sofort Lockerungsrunden mit Zwischenspurts ein, und es sah aus, als hätten Ritter und Mädchen nie auch nur einen Blick gewechselt. Eine solche Zusammenarbeit mit den Erwachsenen gab es eben nur auf Schreckenstein.
    Überhaupt spielten die Lehrer glänzend mit. Ihnen gefiel die Abwechslung. Schießbude, für Mathematik zuständig, suchte Sonjas Gesellschaft, Kunsterzieher Gießkanne lachte viel mit Fräulein Böcklmeier und zwei weiteren auch nicht gerade schlanken Lehrerinnen, die wie viele ihrer Kollegen „extern“ wohnten und nur zum Unterricht auf die Burg kamen.
    Beim Abendessen mußte Stephan am Lehrertisch abdecken helfen.
    „Na, was hört man denn so“, raunte er Sonja Waldmann zu.
    „Nur das Beste“, erwiderte sie leise. „Man wundert sich, daß es so gutgeht.“
    Während Stephan sich eine leere Schüssel angelte, flüsterte er ihr ins Ohr, weil die Horn genau gegenübersaß. „Halt mich auf dem laufenden, was sie so vorhat...“
    Von den Rittern waren nur Stephan und Ottokar mit ihr per du.
    Sonja lachte: „Lehrerin als Agentin — das könnte euch so passen! Ist doch viel aufregender, wenn ihr selber spioniert, oder?“
    Der Rex läutete mit dem kleinen silbernen Glöckchen. Das Essen war beendet. Ottokar kam herüber, und zusammen gingen sie die kleine Treppe in der Ecke zwischen Süd- und Westflügel hinunter.
    „Ich finde, wir sollten den Mädchen einen Schlüssel zu der Duschraumtür geben“, sagte Stephan.
    Doch Ottokar schüttelte den Kopf:

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