Versprochen
oben aus.
Ich beiße auf die Zähne, schone meine Lippen, presse meine Fäuste so fest zusammen, bis sich meine Fingernägel tief in meine Haut bohren. Jetzt nur nicht losbrüllen, nicht schreien, bloß keine Schwäche zeigen. 7. Gebot! Himmel! Oh Gott hilf mir das zu ertragen.
Und plötzlich, als habe er mich tatsächlich empfangen, fällt der Zeiger um zwei, drei Schmerzpunkte und ich habe Zeit zu verschnaufen, mich zu erholen. Meine Klamotten (beziehungsweise das was von ihnen übrig ist) sind schweißnass. Zum Glück ist es Schweiß und kein Blut. Die Naht hält. Asha hat wieder einmal einen guten Job gemacht. Ich muss an sie denken und der Schmerz in meinem Herz, sie im Stich zu lassen, ist fast schlimmer als der der Wunde.
Ich wünsche mir jetzt zum ersten Mal, dass wir bald dort sind. Wo auch immer dort ist. Sind wir noch über den Vulkanen? Ich wünsche mir, dass sie sich um mich kümmern, wer auch immer sie sind. Nicht damit ich überlebe. Zumindest nicht nur deshalb, sondern weil ich es Asha versprochen habe, und ich nicht weiß wie lange ich das hier noch durchhalte. Gott bitte hilf mir!
Wie eine Flut bricht der Schmerz erneut über mir zusammen.
Er kommt und geht wie Wellen. Das ist das einzig Positive. Ich weiß wann es wieder soweit ist. Ich zähle die Minuten, bis zur nächsten Explosion. Sieben, Sechs, Fünf, gleich geht es wieder los. Sie kommen etwa alle zehn Minuten, aber die Abstände zwischen den Schmerzwellen werden von Mal zu Mal kürzer. Ich halte den Atem an. Zählen, zählen, atmen, dann geht es vorüber und so ist es auch, bis zur nächsten Welle.
Er beobachtet mich, aber ich gestatte ihm keine Schwäche zu sehen, aber der Schweiß auf meiner Haut ist ein mieser Verräter. Vier, drei, zwei, jetzt geht es wieder los. Jetzt schon? Ich kann nicht mehr! Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, seit dem ich versuche stark zu sein.
ICH KANN NICHT MEHR!
Ich kann nicht mehr stark sein. Ich schreie mir die Seele aus dem Leib, bis meine Stimme keine Stimme mehr ist, sondern nur noch ein Wimmern.
Die Schmerzskala von Eins bis Zehn reicht nicht mehr aus. Er sagt irgendwas zu mir, aber die Worte schaffen es nicht bis zu meinem Gehirn. Ich sehe ihn kaum, er sieht verzweifelt aus. Sein Gesicht, seine Worte werden fortgerissen von der nächsten Schmerzwelle, die an mir bricht wie gezündetes Dynamit.
Ich bekomme es gar nicht mit, als der Helikopter landet, bemerke nur in der kleinen, kurzen Verschnaufpause wie still es plötzlich ist und dass ich ganz alleine bin. Er ist hinausgestürmt, nur der Schmerz ist noch bei mir und ich erwarte die nächste Welle, bevor er zurückkommt und sie mich endlich von diesen Qualen befreien werden. Ich spüre wie sich meine Gedärme zusammenziehen, auf die nächste Attacke vorbereiten, und ich werde schreien, so laut ich noch kann, weil das das Einzige ist, das ich tun kann.
Oh Gott, dieses Mal ist es anders gewaltiger. Keine Welle! Schlimmer! Ich schreie… schreie… schreie. Wünsche mir dass es aufhört. Fluche. Bitte um Gnade. So wie die vielen Male zuvor. Bitte, es soll einfach aufhören.
Und dann ist es vorbei?
Plötzlich!?
Es fühlt sich so viel anders an.
Irgendwie? Mir fehlt das richtige Wort.
Befreiend?!
Ein Teil von mir ist gestorben um zu leben. Genauso fühlt es sich an.
Die Schmerzen sind noch da, aber sie fließen langsam ab. Ich schaue unter mein Shirt, will meine Wunde sehen und bin sprachlos.
Ich habe ein neues Tattoo und seine Konturen leuchten weiß, als hat jemand in mir ein Licht angezündet. Ich lege meine Hand darauf. Draußen höre ich Stimmen. Seine Stimme ist dabei und die von anderen. Der Helfer, Mediziner, der Unbekannten. Hoffentlich keine Vollstrecker.
Ich spüre eine Bewegung unter meiner Hand, auf meiner Verletzung und meinem neuen Tattoo. Es bewegt sich! Das Tattoo bewegt sich! Himmel!
Haben mich die Schmerzen jetzt doch in den Wahnsinn getrieben. Und die Wunde? Sie blutet wieder, aber jetzt werde ich es überleben. Asha, ich werde es schaffen, weil ich hier gelandet bin, in Sektion 0, und weil ich es dir versprochen habe zurückzukehren.
Gleich kommen sie zu mir in den Helikopter. Die Schmerzen, sie lassen mich nicht ganz allein, sind noch immer da, aber sie belästigen mich kaum noch. Mich beflügelt ein Glücksgefühl, das hier nicht her passt. Sterbe ich jetzt doch noch? Ich blicke an mir hinab und betrachte das Tattoo der Bestie auf meiner Haut, wie es sich zusammenkringelt. Fast so als würde es sich
Weitere Kostenlose Bücher