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Vertrauen statt Dominanz - Wendt, M: Vertrauen statt Dominanz

Vertrauen statt Dominanz - Wendt, M: Vertrauen statt Dominanz

Titel: Vertrauen statt Dominanz - Wendt, M: Vertrauen statt Dominanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlitt Wendt
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die optimal für große Wanderungen geeignet waren. Sie lebten vermutlich fast einzelgängerisch, die Herdenbildung war bis auf ein Zusammenleben von Altstuten mit ihrem weiblichen Familienanhang praktisch nicht vorhanden. Es ist davon auszugehen, dass sie ein hohes Aggressionspotenzial und eine ausgeprägte Individualdistanz hatten.
     

    Das spezielle Ausdrucksrepertoire der verschiedenen Rassen kann bei einander fremden Pferden leicht zu Missverständnissen führen.
     
    Das Sozialleben der etwa 2.000 bis 8.000 Jahre alten Mutterlinien der Urponys fand wahrscheinlich in Großherden statt, die in einzelne Untergruppen zerfielen und die sich bei Gefahr zusammenschlossen. Mit ihrer mittelgroßen Körperform und dem dichten Fell waren sie besonders an die gemäßigte, feuchtere Klimazone der britischen und skandinavischen Inseln angepasst.
    Neben diesen vier Grundtypen gab es noch diverse weitere Varietäten des Urpferdes, aus denen unsere Vorfahren die heutigen Rassen züchteten. Schon die Basis der Hauspferde war also in ihrem Sozialverhalten je nach Umweltbedingungen sehr unterschiedlich. Es gab Pferde, die sehr enge Familienverbände entwickelten, und andere, die eher einzelgängerisch lebten. Daraus ergibt sich die Tatsache, dass es auch heute unsinnig ist, eine einheitliche Herden- und Rangordnungsstruktur für sämtliche Pferdetypen anzunehmen. Der Mensch hat aus den unterschiedlichen ursprünglichen Hauspferdetypen in den vergangenen Jahrhunderten die heute noch vorzufindenden Rassen gezüchtet. Manche der heutigen Pferderassen kommen einem der genannten Grundtypen sehr nahe, andere sind ein Kreuzungsprodukt verschiedener Grundtypen und vereinen deren Merkmale, sowohl was ihre Körperform als auch was ihr Verhalten angeht.
     
    Dialekte im Pferdereich
    Das Ausdrucksrepertoire der Pferde zeigt ein breites Spektrum zwischen den unterschiedlichen Rassen. Dadurch kann es zwischen einzelnen Vertretern der verschiedenen Typen zu erheblichen Verständigungsschwierigkeiten kommen. Was für den einen noch eine kumpelhafte Rangelei ist, kann von dem anderen schon als ernste Auseinandersetzung gewertet werden.
Auch die Ausprägung einzelner Verhaltenselemente, körpersprachlicher Merkmale und des Mienenspiels unterscheiden sich ganz erheblich. Während etwa ein typischer Vollblutaraber schon bei leichter Aufregung seinen Schweif zu der charakteristischen „Fahne“ aufstellt, wird man dieses Verhalten in derselben Intensität bei einem Belgischen Kaltblut sehr selten sehen und vermutlich auch dann erst bei wesentlich stärkeren Außenreizen.
Besonders die Drohmimik unterscheidet sich auch für uns Menschen deutlich sichtbar. Allein durch die kleinere Maul- und Nüsternpartie wirkt das eher zu einem Oval verzogene Nasenloch eines Welsh Ponys wesentlich weniger bedrohlich als das zu einem engen Schlitz zusammengezogene Nasenloch eines Trabers, auch wenn beide Typen mit gleicher Intensität drohen. Auch neigen viele Vollbluttypen ganz allgemein zu einem auf größere Gesten ausgelegten Ausdrucksverhalten, während etwa Kaltblüter eher über minimale körperliche Veränderungen ihre momentanen Befindlichkeiten anzeigen.
Diese Unterschiede im Ausdrucksverhalten sind vermutlich in den verschiedenen Herkunftstypen der Pferde begründet. Während Vollblüter ursprünglich eher über größere Distanzen miteinander kommunizieren mussten, konnten die enger zusammenlebenden Ponys auf kleinere Gesten zurückgreifen, da ihre Körpersprache nicht über eine größere Entfernung von anderen Ponys wahrgenommen werden musste. Da in der heutigen Pferdezucht durch die Vermischung der Grundtypen viele Verhaltensweisen aus unterschiedlichen Ursprüngen auch innerhalb einer bestimmten Rasse vorkommen, existiert heute eine viel größere individuelle Bandbreite an Verhaltensmerkmalen innerhalb der Rassen, als es ursprünglich wohl der Fall gewesen ist.
Die Pferdetypen kennen nicht von Natur aus die Gepflogenheiten und „Mundarten“ des anderen, sondern müssen sie erst kennenlernen. Ihr individuelles Verhaltensrepertoire in ihrer Herkunftsherde lernen sie von ihren Eltern, den Geschwistern oder den restlichen Herdenmitgliedern.
Besteht die Herkunftsfamilie wie bei den meisten Züchtern üblich nur aus Vertretern einer einzigen Rasse, so wird ein Fohlen das abweichende Sozialverhalten eines Pferdes des anderen Typs nicht einzuschätzen lernen. In manchen Fällen sind diese „kulturellen“ Verständigungsschwierigkeiten so stark, dass die

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