Vertrauen statt Dominanz - Wendt, M: Vertrauen statt Dominanz
erfolgreich erweisen kann. In der Evolution geht es darum, dass erbliche Merkmale von einer Generation an die nächste weitergegeben werden. Verwandte Tiere schaffen es auf diesem Wege, neben ihren eigenen Nachkommen auch über die Nachkommen des Verwandten ihr Erbmaterial in die nächste Generation zu bringen.
Daneben gibt es immer wieder schon erwachsenen männlichen Nachwuchs, der sich unauffällig verhält und bisher keine Annäherung an eine der Stuten versucht hat, sodass er vom Haremshengst als unterwürfiger Gefährte geduldet wird. Teilweise wird dieser zur Paarungszeit ferngehalten, lebt aber den Rest des Jahres neben den Stuten im selben Familienverband.
Gemeinsam sind wir stark!
Schritt für Schritt ins Erwachsenenleben
Junge Hengste werden in der Regel mit etwa einem Jahr geschlechtsreif, manche allerdings abhängig von ihrem Pferdetyp und ihrer individuellen Entwicklung schon mit acht Monaten oder auch erst mit zwei Jahren. In dieser Zeit werden sie immer selbstständiger und entfernen sich nach und nach immer weiter von ihrer Geburtsfamilie. Entweder werden sie bei zu starkem Interesse an den Stuten des Familienverbandes vom Haremshengst vertrieben oder sie suchen von sich aus die Nähe zu den Junggesellengruppen oder alleinstehenden Stuten. Junge Stuten verbleiben in der Regel länger, teilweise auch lebenslang in ihrem Geburtsverband. Sie werden, wenn sie im Alter von etwa zwei Jahren geschlechtsreif werden, entweder von fremden Hengsten „entführt“ oder verlassen selbstständig den Familienverbund, um auf natürliche Art und Weise die Inzuchtproblematik zu umgehen.
Paare - das stärkste Band der Pferdefamilie
Von besonderer Bedeutung innerhalb der Pferdegesellschaft sind neben den Familienverbänden die sogenannten „pair-bonds“ oder auch Paarbeziehungen. Meist finden sich jeweils zwei Pferde zu einer innigen, oft über viele Jahre andauernden tiefen Freundschaft zusammen. Diese Freundschaften können auch die Zugehörigkeit zu verschiedenen Familiengruppen überdauern. Die Pferde stärken sich gegenseitig und bilden den jeweils wichtigsten Sozialpartner des anderen. Besteht ein solches Band zwischen dem Hengst und einer seiner Stuten, kann es sein, dass der Hengst mit dieser Stute wesentlich häufiger zusammen ist als mit den anderen und diese Stute auch bei der Paarung bevorzugt. Die Paare verbringen viel Zeit des Tages miteinander, sie grasen oft in unmittelbarer Nähe zueinander, sie wedeln sich Schweif an Kopf ruhend gegenseitig die störenden Insekten aus dem Gesicht, sie wandern gemeinsam und betreiben intensive gegenseitige Körperpflege.
Häufig finden sich Pferde innerhalb der Herde zu Paaren zusammen. Sie pflegen ein inniges Verhältnis zueinander und gehen Seite an Seite durchs Leben.
Ausflug in die Welt der Verhaltensbiologie
Möchte man das Verhalten von Tieren beobachten und interpretieren, so ist das nur dann sinnvoll möglich, wenn man sich außer mit der schon im ersten Kapitel erwähnten Evolutionstheorie auch mit weiteren biologischen Hintergründen des Verhaltens von Lebewesen beschäftigt.
Das Spiel des Lebens
Die Spiele-Theorie oder auch Game Theory ist eine Theorie der Evolutionsbiologen, die darüber Auskunft erteilt, welche prinzipiellen Verhaltensmöglichkeiten einzelne Individuen haben. Man geht davon aus, dass eine Verhaltensstrategie immer dann evolutionsstabil ist, also über viele Generationen immer wieder von Pferden gezeigt wird, wenn sie sinnvoll für diese Tierart als solche ist. Gibt es nicht nur eine einzige Strategie, die in einem bestimmten Problemfeld (hier also im „Spiel") mit hundertprozentiger Sicherheit zum Ziel (also zum „Sieg") führt, sondern mehrere unterschiedliche Möglichkeiten, so werden diese verschiedenen Möglichkeiten auch innerhalb einer Population nebeneinander evolutionsstabil weiterexistieren. Jedes Pferd spielt das Spiel um das eigene Leben oder den eigenen Tod natürlich so gut, wie es ihm eben unter den eigenen körperlichen und geistigen Voraussetzungen möglich ist. Hat es damit Erfolg, vererbt sich diese Strategie als Möglichkeit weiter.
Um dieses Phänomen zu verdeutlichen, können wir uns einfach das „Problem“ eines jeden Hengstes vorstellen. Seine Natur möchte ihn zum Vater möglichst vieler Kinder machen, also benötigt er eine Strategie, um dieses Ziel zu erfüllen. Die bekannteste Strategie ist das Leben als Haremshengst. Diese Hengste haben den Vorteil, sehr viele Nachkommen zeugen zu
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