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Video-Kid

Video-Kid

Titel: Video-Kid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Dem Alien reichte er eine runde Schüssel mit steil aufsteigendem Rand und zwei zangenartige Gebilde, die der Fremde mit seinen doppelgliedrigen Fingern entgegennahm. Die Platte, die mit der Metallglocke bedeckt war, hatte der Alien ganz für sich allein. Ohne auf die Etikette zu achten, hob er die Glocke gleich ein kleines Stück hoch, stach mit der Zange darunter und holte einen fettig wirkenden Bissen unbekannten Ursprungs heraus. Unter seinem Schleier mahlte und krachte ein insektenartiges Gebiß.
    »Ich eröffne diese inoffizielle Sitzung der Neuen Kabale«, sagte der ältere Scheinberg, lächelte und hämmerte mit dem Griff seiner Gabel auf den Holztisch. »Rätseling, bitte serviere den ersten Gang.«
    Rätseling brachte winzige Tassen mit einer scharf gewürzten Suppe, die wir heiß tranken. Starkbein bekam einen Hustenanfall und griff in seine lange Brokatjacke. Dann hatte er eine Plastikflasche in der Hand.
    Scheinberg trank die Suppe in einem Zug. »Ich darf jetzt den heutigen Tagesordnungspunkt bekanntgeben«, sagte der jüngere Scheinberg: »Die Wahrheit!«
    »Hört, hört!« riefen alle.
    »Irgendwann habe ich einmal eine wahre Geschichte gehört«, sagte Starkbein und bekam einen Schluckauf.
    »Ruhe, Starkbein.« Der ältere Scheinberg sah sich in der Runde um und strahlte. »Wie euch bekannt sein dürfte, habe ich mich nicht gescheut, alles nur mögliche für das heutige Treffen vorzubereiten. Ich weiß nun - und ihr braucht es gar nicht erst abzustreiten -, daß einige von euch eine ungesunde Skepsis gegen meine Chemische Analogtheorie der Körperpolitik pflegen.«
    »Um Gottes willen, Scheinchen!« rief Starkbein. »Können wir das nicht wenigstens bis zum zweiten Gang aufschieben? Wenn wir schon während deines Vortrags den Mund halten sollen, können wir auch genausogut etwas zwischen den Zähnen haben.«
    »Also bitte, Starkbein! Diese unqualifizierten Zwischenrufe müssen ein Ende haben, sonst wird die Neue Kabale deine Anteile für null und nichtig erklären.« Die Anwesenden bedachten Starkbein mit Spott und Buh-Rufen. Besonders tat sich dabei der Alien hervor, der zwar erst als letzter begriff, was da vor sich ging, dafür aber noch zischte, als die anderen schon längst aufgehört hatten.
    Die beiden Scheinbergs warteten geduldig, bis der Alien die Lust am Zischen verlor und der zweite Gang serviert wurde.
    »Zuerst müssen wir das vertrackte Problem mit der Existenz der Alten Kabale zu klären versuchen«, sagte der ältere Scheinberg. »Um es einfach auszudrücken, unser Problem sieht folgendermaßen aus: Wie soll man mit einer Macht fertig werden oder einer Gruppe von Mächten, von der allgemein bekannt ist, daß sie existiert, die man aber weder sehen, noch hören, riechen, fühlen und schmecken kann?«
    »Im Universum existiert nur eine solche Macht«, sagte Anna.
    Scheinberg lächelte. »Ich denke, für den Augenblick können wir theologische Implikationen außen vor lassen. Ich komme nun zu unserem einzigen hieb- und stichfesten Beweis: die Zerstörung des Regierungsgebäudes und der Mordanschlag auf Moses Moses. Dieser Beweis - ein Vorfall, der sich vor nunmehr dreihundert Jahren zugetragen hat - war die Grundlage für die enorme Mystifizierung der Kabale. Wer war verantwortlich für die Bombe am Fuchs-Tag? Ein lange vernachlässigtes Geheimnis. Viele mögliche Antworten liegen auf der Hand. Eine davon ist die einer Verschwörung. Die VerschwörungsTheorie ist sicher wahrscheinlicher als die vom Selbstmordversuch eines geistesgestörten Regierungsbeamten. Aber Verschwörungsgruppen halten sich für gewöhnlich nicht lange. Sobald sie ihr Ziel erreicht hat, löst sich eine solche Gruppe rasch auf. Möglicherweise hat es einmal eine Kabale gegeben. Vor dreihundert Jahren. Aber wer sagt uns, daß sie immer noch existiert? Für einen solchen Schluß liegt nicht der geringste Beweis vor. Ich schlage daher vor, daß wir uns gänzlich von dieser Vorstellung lösen.«
    »Aber wer hat dann über Träumerei geherrscht?« wandte ich ein. »Wer hat hier so lange alles am Laufen gehalten?«
    »Genau, und damit kommen wir zum Kernpunkt dieser Angelegenheit.« Scheinberg drückte auf seinen Armreif. »Rätseling, das Diagramm, bitte.«
    Ein riesiges Netzwerk aus Perlenschnüren erschien auf dem Bildschirm hinter den beiden Scheinbergs und ihrer Gattin. Es hatte die Form eines Torus und bestand aus Abermillionen von bunten Perlen.
    »Dank deiner exzellenten Kameraarbeit, Arthur, waren wir in der

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