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Vierbeinige Freunde

Vierbeinige Freunde

Titel: Vierbeinige Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wera Tschaplina
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Eigenwärme. Jeder hat wohl schon gesehen, wie die Hündin bestrebt ist, ihre Jungen unter sich zu bringen, um sie durch die eigene Körperwärme zu erwärmen. Kinuli hatte keine Mutter, und um ihr die nötige Wärme zu vermitteln, bedeckte ich sie mit einer Decke und steckte Flaschen mit heißem Wasser unter das Pelzfutter. So lag das Junge in diesem Nest wie bei seiner Mutter.
    Das Gerücht, daß sich bei mir ein Löwe aufhalte, hatte bald das ganze Haus alarmiert und war auch schon bis in die Nachbarschaft gedrungen. Es kamen allerhand unbekannte Leute, sie kamen einzeln und in Gruppen, entschuldigten sich umständlich und baten, den Löwen ansehen zu dürfen. Sie betraten das Zimmer vorsichtig auf den Zehenspitzen und sahen dann mit einiger Enttäuschung auf das Löwenjunge. Es hatte ja so wenig Ähnlichkeit mit einem erwachsenen Löwen! Und dennoch betrachteten sie es lange und aufmerksam. Dann bedankten sie sich und gingen genauso vorsichtig wieder hinaus. Zum Abschied aber versicherten mir alle, daß der Löwe, sobald er groß geworden, mich sowieso auffressen werde.
    Alle im Hause gewannen Kinuli lieb. Nur meine Aufwartefrau Mascha konnte sie vom ersten Tage an nicht leiden. Den ganzen Tag mußte sie den Besuchern die Türe öffnen und das Zimmer immer wieder säubern. Kinuli brachte viel Unordnung mit sich. Unser nicht allzu großes Zimmer glich halb einer Krippe, halb einem Laboratorium. Alles war da, was zum Aufziehen eines Säuglings nötig war: Watte, Vaseline, Borsalbe, Sauger, kleine Klistierspritzen.
    Ich fütterte Kinuli jede Stunde. Kaum wachte sie auf, so bekam sie ihr Fläschchen warme Milch. Das Fläschchen war winzig: Es faßte nur zwei Eßlöffel Milch. Da mußte oft gefüttert werden, denn Kinuli trank im Laufe des Tages ein Liter Milch aus. Das Löwenjunge machte Rührbewegungen mit den kleinen Pfoten und schmatzte laut bei seiner Mahlzeit.
    Tag und Nacht hatte man mit ihm zu tun.
    Wenn Kinuli schlief, herrschte tiefe Stille in der ganzen Wohnung. Alle gingen auf Zehenspitzen und sprachen im Flüsterton. Die Kinder bewachten Kinulis Schlaf mit dem gleichen Eifer wie die Erwachsenen. Nur Mascha nahm darauf keine Rücksicht. Sie rasselte absichtlich mit den Kochtöpfen und knurrte: „Einen schönen Dreck hat man sich da angeschafft!“ Der „Dreck“ aber lag seelenruhig im Koffer und nuckelte an seinem leeren Fläschchen. Kinuli saugte so intensiv an ihrem Fläschchen, selbst im Schlaf ließ sie es nicht los, daß sie sich mit der beinernen Saugerscheibe die Nase bis zum Knorpel durchrieb. Ich mußte ihr den Sauger wegnehmen. Doch Kinuli wollte sich um keinen Preis davon trennen. Sie schlief nicht mehr, stieß, immerzu suchend, mit dem Schnäuzchen umher und schrie. Ich war gezwungen, ihr an Stelle des Saugers meinen Finger zu geben. Der Finger ist ja doch weich und kann das Schnäuzchen nicht wundreiben.
    Da hatte ich mir aber was eingebrockt! Kinuli lag da und nuckelte, und ich saß den ganzen Tag bei ihr, und alle Arbeit blieb liegen.
    Da halfen mir die Kinder aus der Not. Mein fünfjähriger Tolja, Shenja, der zehnjährige Slawik, Galja, Jurik, sie alle richteten bei Kinuli eine regelrechte Wache mit Ablösung ein. Es wurde ein fester Plan ausgearbeitet, und jeder gab ihr streng nach der Reihenfolge seinen Finger zum Saugen. Und die sonst stets so schmutzigen Kinderhände waren jetzt immer blitzsauber gewaschen. Die Kinder waren äußerst stolz auf das ihnen übertragene Amt und taten sich im Hofe mit ihren weißgesaugten Fingern groß.
    Ich aber hatte mich mittlerweile auf die Suche nach einem Hund begeben. Für mich allein war die Löwenpflege zuviel. Ein Hund konnte da wesentliche Erleichterung schaffen. Nach langem, hartnäckigem Suchen entschloß ich mich für Peri. Peri war eine schottische Schäferhündin. Sie lebte im Zoo, hatte zwar keine Milch, war aber sehr gutmütig und gehorsam. Sie tat keinem Tier etwas zuleide und hatte auch schon einmal einen australischen Windhund großgezogen. Ihrem neuen Pflegekind begegnete Peri mit Mißtrauen. Es sah den Tieren, die sie bisher gekannt, so gar nicht ähnlich. Als ich ihr das Löwenkind unterschob, knurrte sie und versuchte auszureißen. Ich war gezwungen, sie mit Gewalt zu halten. Nach und nach aber gewöhnte sich Peri an den Pflegling und fing an, ihn zu belecken, womit sie die Adoption Kinulis vollzogen hatte. Von nun an brauchte man nicht zu befürchten, daß Peri dem Löwenkind etwas zuleide tut oder es verlassen würde. Im

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