voll im Einsatz
Man muss sich im Leben auf klare Ziele konzentrieren, um voranzukommen. Das findet Rema, unsere REnate-oMA. Aber das weiß ich sowieso schon. James Bond macht das nämlich auch immer so. Der konzentriert sich so meerwasserklar auf seine Ziele, dass um ihn herum die Welt einstürzen könnte und er würde trotzdem den Schurken, den er fangen will, fangen oder die geklauten Geheimpapiere, die er von miesen Erpressern zurückrauben will, zurückrauben. Ja. Der einzige Haken an der Sache ist nur, dass das in meinem Leben irgendwie nicht wirklich funktioniert. Natürlich hat James Bond auch nicht so eine Familie wie ich. Bei uns ist es nämlich fast unmöglich, sich auf eine einzige Sache zu konzentrieren. Es passieren ständig so viele andere Dinge um einen herum …
W ooooaaaa! Was für ein Film! Was für Wellen!
Hab mir gerade unter der Bettdecke »Gefährliche Brandung« angesehen. Das ist der obercoolste, wellenbrecherhärteste, megaschärfste Geheimagentenfilm, den ich kenne. (Also mal abgesehen von den James-Bond-Filmen natürlich!) Und dann spielt er auch noch auf den hawaiianischen Inseln, seufz.
Den DVD-Player hab ich mir von meiner größten Schwester Tessa ausgeliehen. Natürlich hab ich Tessa nicht gesagt, dass ich ihn mir ausleihe. Sonst hätte die gleich wieder Krämpfe bekommen. Sie ist schrecklich knauserig mit ihren Sachen und behauptet immer, wir würden ihr so viel kaputt machen.
Huch, wieso funktioniert denn die Rückspieltaste jetzt nicht mehr? Ach egal, genug geguckt. Ich bin sowieso so müde, dass ich die Augen kaum noch aufhalten kann. Und denken kann man eh viel besser mit geschlossenen Augen.
Ich schiebe den DVD-Player unter mein Bett, hole tief Luft und denke an den supercoolen FBI-Agenten Johnny Utah und den nooooch viel cooleren Wellenreiter Bodhi aus »Gefährliche Brandung«. Oh, Mann! Da muss ich echt gleich noch mal seufzen. Wie die auf den Brettern stehen! In hochhaushohen Wellen! Total konzentriert. Der Körper eins mit der Welle, mit dem Brett, mit der ganzen Welt! Woooohooo!
Eigentlich bin ich schon echt gut im Surfen. Letzten Sommer in Spanien habe ich den Fortgeschrittenen-2-Kurs locker mitgemacht. So locker, dass es fast langweilig war. Ich brauche neue Herausforderungen! Ich brauche echte Wellen. Riesenwellen! Und ich könnte – genau wie Bodhi – stundenlang, tagelang, wochenlang nur aufs Wasser starren und auf die eine, die einzige , die richtige Welle, auf die Welle meines Lebens warten!
SEUFZ! Aber dafür muss ich erst mal dahin kommen. Nach Hawaii, meine ich. Denn hier bei uns in der Kastanienallee gibt es nicht das kleinste bisschen Wasser weit und breit. Und schon gar keine Wellen. Das einzige, was hier wellig ist, sind Tessas gefärbte und mit dem Lockenstab bearbeitete Haare. Und ein paar von Auroras Federn vorne am Hals. (Aurora ist übrigens unser Huhn.)
Warum passiert nie was richtig Aufregendes in meinem Leben? Solche Sachen wie in James Bonds Leben. Oder in Johnny Utahs Leben! Oder in Bodhis Leben! Warum kommt bei uns nie ein Agent ins Haus und sagt: »Ihr Einsatz, Malea Bond. Wir brauchen Sie!«
Ja, das wäre cool.
Und dann grinse ich nur lässig und sage: »Ich bin bereit.«
Hihihi! Iris und Cornelius würden sehr sorgenvoll aussehen, weil solche Aufträge natürlich schrecklich gefährlich sind. Rema würde »Ach, ach, ach!« sagen. Und meine Schwestern würden neidisch gucken. Na gut, Tessa würde sich wahrscheinlich dabei die Fingernägel lackieren, aber sie würde mit einem Auge doch neugierig zu mir rüber schielen. Aber keiner würde versuchen, mich aufzuhalten, weil alle genau wissen, dass die Welt mich braucht und sie mich deshalb gehen lassen müssen.
Und dann würde ich gehen. Sehr lässig lächelnd und sehr ruhig. Malea Bond ist wieder mal im Einsatz! Ja! Maaaann, das wäre sooo gut!
Aber genau da fällt mir wieder Aua von heute Morgen ein. Der sah nämlich gar nicht gut aus. (Noch grässlicher als sonst.) Und ruhig war er schon überhaupt nicht. Kein bisschen. Der bibberte so sehr, dass ihm glatt die Hälfte von seiner schimmelig stinkenden Wurststulle aus dem Mund rausfiel. E-ke-lig.
Aua ist überhaupt total eklig. Und doof. Deswegen nennen wir ihn ja auch Aua. Weil er nämlich so doof ist, dass es weh tut – autsch. Eigentlich heißt er Sascha Auermann. Und seit zwei Monaten sitzt er im Unterricht neben mir. Was schreeeeeecklich ist! Aber so gebibbert und gezittert wie heute hat er noch nie. Ich meine, ist doch nicht normal, im März
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