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Vom Geist der Dorsai

Vom Geist der Dorsai

Titel: Vom Geist der Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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benutzen, dann denken sie in erster Linie an Cletus Grahame und seine Lehrbücher über Militärstrategie, die er vor zweihundert Jahren schrieb, an Donal Graeme und die Art und Weise, wie er die Menschenwelten vor hundert Jahren zusammenführte.“
    „Die Graemes sind seit den Zeiten von Cletus unsere nächsten Nachbarn“, entgegnete sie. „Sie haben ihren Ruf verdient. Doch die erste Amanda war hier, bevor ein Graeme den Fuß auf diese Welt setzte. Sie gründete unsere Familie. Sie vertrieb die Desperados aus diesen Bergen, bevor Cletus kam. Und im Alter von dreiundneunzig Jahren verteidigte sie den Foralie-Distrikt gegen die einfallenden Veteranentruppen von Dow deCastries. Damals befanden sich nur die Frauen und Kinder hier, die Alten und Kranken, und die Invasoren glaubten, mit ihnen leichtes Spiel zu haben.“
    „Sie meinen jene Zeit“, sagte Hal, „als deCastries versuchte, Dorsai zu übernehmen, am Ende des Kampfes zwischen ihm und Cletus?“
    „Cletus hatte nicht nur deCastries, sondern auch die ganze Macht der Erde gegen sich, zu einer Zeit, als jedermann glaubte, die Erde sei stärker als alle anderen bewohnten Welten zusammen.“
    „Aber war es nicht Cletus, der damals die Anweisungen zur Verteidigung Dorsais gab?“
    „Er war nicht zugegen. Er ließ zwei seiner Offiziere zurück, Arvid Johnson und Bill Athyer, die die Verteidigung koordinieren und den Distrikten eine allgemeine Übersicht über die strategische und taktische Situation geben sollten, mit der sie es zu tun hatten. Aber ihre Aufgabe bestand im wesentlichen nur darin, militärische Analysen der Lage zu erarbeiten, wobei Cletus’ Theorien und Grundsätze als Richtschnur dienten. Danach war es Sache jedes einzelnen Distrikts, seinen eigenen Plan zu entwickeln, um mit den Angreifern fertig zu werden. Und das hat Foralie getan – in dem Wissen, daß man von den Invasoren mehr bedrängt werden würde als jeder andere Distrikt. Denn man rechnete mit Cletus’ Rückkehr zur Foralie-Heimstatt, sobald er von dem Angriff auf Dorsai erfahren hatte.“
    „Dann war es also die erste Amanda, der die Einwohner der Region die Verantwortung für den Foralie-Distrikt übertrugen?“ fragte er. „Aber warum ausgerechnet ihr? Sie war kein Soldat.“
    „Ich sagte es bereits“, erwiderte sie. „Während der Friedlosen Jahre ging sie als erste daran, mit den gesetzeslosen Söldnern aufzuräumen. Nachdem sie das – und andere Dinge – erfolgreich beendet hatte, nur mit Hilfe von Frauen, Krüppeln, Greisen und Kindern, folgten auch die anderen Distrikte ihrem Beispiel. Dadurch breiteten sich Recht und Ordnung aus. Sie war die beste vorstellbare Oberbefehlshaberin.“
    „Und wie haben sie es dann fertiggebracht?“
    „Die Desperados zu vertreiben?“ fragte die dritte Amanda.
    „Nein – obwohl ich das zu gegebener Zeit auch einmal erfahren möchte. Ich meinte folgendes: Wie brachten Amanda und der Foralie-Distrikt es fertig, Elitetruppen zuschlagen? Die meisten Militärexperten scheinen der Ansicht zu sein, daß die Invasoren ihren Angriff selbst vereitelten, daß sie ihren Erfolg selbst zunichte gemacht haben müssen – weil es ihnen nicht in den Kopf will, wie eine Schar von Frauen, Kindern und Greisen erfahrene Soldaten besiegt haben kann.“
    „In gewisser Weise kann man durchaus sagen, daß die Truppen ihre eigene Niederlage verursachten“, antwortete sie. „Haben Sie einmal Cletus’ Die Taktik des Irrtums gelesen? – Nun, eigentlich geschah folgendes: eine Art Gegenüberstellung, unsere Stärke gegen die Schwäche der Angreifer.“
    „Schwäche? Welche Schwäche weisen Elitetruppen auf?“
    Sie musterte ihn erneut mit jenem ruhigen Blick.
    „Sie waren so lange nicht bereit zu sterben, bis es notwendig wurde.“
    „Das?“ Hal sah sie neugierig an. „Das ist eine Schwäche?“
    „Im Vergleich gesehen. Denn wir waren es.“
    „Bereit zu sterben?“ Er sah sie durchdringend an. „Nicht-Kämpfer? Greise, Mütter …“
    „Und Kinder, ja.“ Der sie einhüllende Panzer aus Sonnenschein schien ihre Worte mit einer Aura aus Wahrheit zu durchtränken, die intensiver war als alles, was er in dieser Hinsicht bei anderen Menschen erlebt hatte. „Die Kultur Dorsais wurde von Leuten begründet, die bereit dazu waren, in den Kriegen anderer ihr Leben zu lassen, um so Freiheit für ihre Heimat zu erkaufen. Nicht nur die Männer, die zum Kampf ins All hinauszogen, besaßen diese Vorstellung von der Freiheit, für die zu leben und zu sterben

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