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Vom Himmel das Helle

Vom Himmel das Helle

Titel: Vom Himmel das Helle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Diechler
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Anklage deutlich heraus.
    »Das hätte nichts mehr genützt. Er war bereits tot«, gab ich vollkommen ruhig an.
    »Woher wusstest du das so genau? Sicher war er noch nicht völlig erkaltet, als du ihn gefunden hast!«, blieb Frank bei seiner Meinung, ich habe etwas falsch gemacht. Er stand vor mir wie ein Richter, der sein Urteil längst ausgesprochen hatte und nur noch auf die Vollstreckung wartete.
    »Es war zu spät. Einen Moment zu spät!«, gab ich erneut zur Antwort. Frank schüttelte den Kopf und fasste sich schließlich ins Genick, als habe er sich etwas gezerrt oder eingeklemmt. Im Haus ging es inzwischen wie im Hühnerstall zu. Ständig ging jemand hinaus oder es kam jemand herein. Leute von der Spurentechnik, jemand von der Gerichtsmedizin, sogar Platzker war hereingeschneit wie ein plötzlicher Wintereinbruch in der falschen Jahreszeit. Er gönnte mir den Beginn eines Blicks, aus dem noch immer der Mann herauszulesen war, der mich, Lea Einsiedel, den weiblichen Single, begehrte. Was das Berufliche anbelangte, würde ich es wesentlich schwerer haben, mit ihm klarzukommen. Das wusste ich mit Gewissheit.
    »Geh nach Hause, Lea! Du bist hier im Moment so falsch am Platz wie Carmen bei ihrem Mann«, riet Frank mir, während ich mir den Rücken an der Arbeitsplatte der Küche anstieß. »Ist das der letzte Rest Kollegialität oder nur die Hoffnung, es allein mit Platzker schneller hinter dich zu bringen?«, brachte ich heraus. »Unsinn. Ich will nur, dass er dich nicht zwischen Daumen und Zeigefinger zerquetscht wie ein Insekt«, fügte Frank an, und als er sich ein Lächeln abrang, wusste ich, dass er es genauso meinte, wie er es sagte.
    »Also gut!«, meinte ich mit trockener Stimme. Ich drehte mich um und verließ die Küche und das Haus. Als die Tür hinter mir ins Schloss fiel, stieß ich einen seltsamen Schrei aus. Einen im Kehlkopf steckenden Laut, den ich niemals als einen von mir identifiziert hätte.

Achtundvierzig

    Die Fahrt durch die Stadt zog sich in die Länge. Die Rushhour hatte eingesetzt und ich war wie die übrigen Verkehrsteilnehmer auch ein wütender, unnachgiebiger Teil eines Ganzen geworden, mit einer seltsamen Unruhe im Herzen und dem Fuß hektisch wartend am Gaspedal. Mein monströses Schnauben hinterm Lenkrad und der ständige Blick in den Rückspiegel ließen mich einscheren, den Blinker setzen, bremsen, hoffen, fluchen. Ich fuhr stockend gegen den endgültigen Superstau an, als brächte mich dieses ständige Stop-and-go nicht in ein tristes Zuhause, einen trüben Feierabend für wenige Stunden, sondern in den Schlund eines Learjets, der die Bahamas als Ziel hatte. Beigefarbener Sandstrand, gleißende Sonne, türkisblaues Meer, coole bunte Drinks mit lustigen Schirmchen oder besser noch mit frischen Ananasstückchen am Rand und ein gutgebräunter Mark dazu. Ich seufzte. Wie mich dieser Gedanke tröstete.

    Es war kurz vor acht, als ich zu Hause ankam. Wiegenden Schrittes stieg ich die Treppen hinauf. Froh, jeden Moment in meinen eigenen vier Wänden zu sein. Weit weg von allem. Als ich die Tür zu meiner Wohnung aufschloss und hinter mir zuzog, hörte ich ihn vor sich hinmurmeln. Hastige Worte, die er herausließ wie ein eben aus der Wildnis importiertes Tier im Käfig.
    »Verlobung?« Er schwieg pikiert, fasste sich dann und sprach weiter. »Das ging ja schnell. Ich gratuliere selbstverständlich, wenn auch nur als Person am Rande des Geschehens. Richte ihr bitte meine Glückwünsche aus.« Er lachte verächtlich auf und das Lachen ließ die Glückwünsche von vorhin wie eine Farce erscheinen. »Renate und ich haben uns ganz gut verstanden, aber im Kern haben wir nicht zueinander gepasst.« Mein Vater ging im Wohnzimmer auf und ab. Nervös, angespannt. Ich stand inzwischen im Türrahmen und sah dabei zu, wie er sich mit dem Finger abwechselnd über Nase und Jochbein fuhr. »Dass wir einander nicht Topf und Deckel waren, so was erzählt man nicht herum. Zumindest, wenn man einen Funken Anstand hat«, gab er von sich. Er ging ganz in der Rolle des Gentlemans auf, die er hervorragend spielte. Ich war froh, dass er mich nicht bemerkte, denn hätte er es getan, hätte er sich anders verhalten. Weniger frei. Ich zog mich zurück und blieb im Flur stehen. »Berchtesgaden, ja, eine wunderbare Gegend«, flötete er, ganz der professionelle Schmeichler. Er klang nun sanfter, geschmeidiger. »Wenn du magst, begleite mich doch. Ich würde mich freuen. Sag mir morgen Bescheid. Ich warte auf

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