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Vom Himmel das Helle

Vom Himmel das Helle

Titel: Vom Himmel das Helle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Diechler
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gestern habe ich das Gefühl, du hast jemanden kennengelernt.« Jetzt grinste mein Vater derart verschwörerisch, als hätte ich ihm bereits alles gestanden und er halbherzig geschworen, niemandem etwas von meinem Liebes-Lotto-Sechser zu erzählen. Er sah mich noch immer an. Mit großen, erwartungsvollen Augen. »Vermassle es nicht wieder, Lea. Gib dem Mann eine Chance. Wenn du Wert darauf legst, schau ich ihn mir an und …« Ich hob mit großer Geste beide Arme. »Nicht nötig, Papa. Aus dem Alter der Begutachtung bin ich raus«, brachte ich gequält hervor.
    »Wie heißt er denn?«, fragte mein Vater spitzbübisch.
    »Mark«, erwiderte ich. Leugnen hatte keinen Sinn mehr. Ich kannte Papa gut genug, um zu wissen, dass er solange auf mich einreden würde, bis er etwas zwischen die Finger bekam. Zumindest die nötigsten Informationen.
    Mein Vater seufzte und ich setzte mich zu ihm.
    »Wo hast du ihn aufgegabelt? Es ist doch nicht etwa jemand von der Kripo?«
    »Er hat nichts mit der Polizei zu tun, Papa. Du kannst aufatmen«, lenkte ich ein. »Was allerdings viel wichtiger als das ist, wir sind so was wie Seelenverwandte. Nicht das übliche, okay.« Ich lächelte, um ihn zu beruhigen und so die Fragerei vielleicht abzukürzen.
    »Also bedeutet er dir etwas? Mehr als Berthold, zumindest zum Schluss, als es nicht mehr rund zwischen euch lief.«
    »Ja, er bedeutet mir etwas«, gab ich zu. Da saß ich also und schüttete meinem Vater mein Herz aus. Verrückt. Andererseits, weshalb sollte ich es nicht tun? Was hatte ich schon zu verlieren? Alles rund um Mark war außergewöhnlich, deshalb gab es nur zwei Möglichkeiten, damit umzugehen. Entweder ich schwieg ihn aus und zwar vollständig, oder ich ging ganz selbstverständlich mit der Situation um. Der Gedanke Mark, diesen wundervollen Mann, niemandem gegenüber zu erwähnen, hatte mich von Anfang an traurig gestimmt. Doch nun, endlich, sprach ich über ihn. Auf eine innige, vertraute Art und so, als gäbe es ihn wirklich . Nicht als Geist, sondern als Mensch, wie jeder andere auch.
    »Pack das Leben an, Lea.« Mein Vater hatte sich zu mir vorgebeugt und feuerte mich geradezu an. »Vielleicht ist er der letzte ernsthafte Kandidat, um doch noch zu heiraten« riet er mir. Es klang weniger aggressiv als sonst, irgendwie sogar rührend.
    »War ein langer Tag, Papa. Sei mir nicht böse, aber ich schmeiß mich ins Bett.« Ich streichelte meinem Vater kurz übers Haar. Eine Geste, die mir einfach passierte. Kaum ausgeführt, versuchte ich sie zurückzunehmen. So, als habe meine Hand sich an seiner korrekten Frisur verbrannt. »Lass uns ein andermal weiterreden. Übers Heiraten kann ich mich heute unmöglich auslassen«, haspelte ich und stand auf. Mein Vater sah mich verwirrt an und einen Augenblick lang glaubte er sicher, er habe die Berührung meiner Hand auf seinem Kopf nicht gespürt, sondern nur geträumt. Dieser stille Moment zwischen uns war eine fast zärtliche Vorwegnahme seltenen Vertrauens. Ich stand da, unbeweglich, weil ich so verwundert und berührt über meinen Mut war. Aber auch über das Ungläubigsein und eine fast krankhafte Sehnsucht im Blick meines Vaters, die zu flüstern schien: ›Das ist es, wonach ich mich all die Jahre so sehr sehne. Ein kleines bisschen ehrliche Intimität.‹ Plötzlich fühlte es sich nicht länger falsch an, was ich getan hatte, sondern richtig. In meinem Kopf spann sich eine seltsam friedvolle Melodie fort, kaum dass ich die Hand vom Haupt meines Vaters genommen hatte und gewahr wurde, unsere Beziehung durch diese ungeplante Geste in eine entschieden richtigere emotionale Landschaft umzuleiten. Ein flüchtig dahin gehauchter Moment gemeinsamer Geschichte, dessen Tragweite wir vermutlich erst viel später erfassen würden. Aber trotz allem ein Anfang.
    Ich lächelte zufrieden, nickte meinem Vater zu und verließ das Wohnzimmer.
    Als ich später im Bad das Rollo hinunterließ, sah ich, dass ein fahler Mond aufgegangen war. Einer, der seinen Platz im Dickicht der Sterne fand und den Tag begrub, um bald einen neuen aufgehen zu lassen. Schön, überraschend und staunenswert wie alle vorherigen auch. Mein Leben hatte sich geändert. Es hatte nicht mehr soviel mit der Welt da draußen zu tun, sondern mehr mit mir. Ich war verliebt, ja, das stimmte, aber es war mehr als das. Ich wusste, dass ich mich nicht verliebt hatte, weil ich genug von meinen Ängsten und Sorgen, meiner Lustlosigkeit und dem Stress der Arbeit hatte. Ich hatte mich

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